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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office
Autoren: Eva Sternberg
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Minuten später
    Als ich das Gebäude verließ, traute ich meinen Augen kaum.
    »Becks«, entfuhr es mir verblüfft. Sie stand vor ihrem alten VW -Bus auf dem Parkplatz, kaute auf einem Zahnstocher und kam in tief sitzender Jeans, Army-Shirt und mit einer Sonnenbrille in den raspelkurzen Haaren auf mich zu.
    »Dein Mitbewohner sagte mir, dass ich dich hier finden würde«, sagte sie grinsend. Wir fielen uns in die Arme und obwohl ich mich überschwänglich darüber freute, sie zu sehen, bemerkte Becks sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich hievte mich auf den zerschlissenen Beifahrersitz ihrer Rostlaube und gab ihr auf ihre Nachfrage eine kurze Zusammenfassung der vergangenen Ereignisse.
    Als ich meine Erzählung beendet hatte, musterte mich Becks. »Und das lässt du dir einfach so gefallen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Keine Sorge, der wird so schnell keinen Praktikanten mehr ausnutzen«, sagte ich, als ich den Übeltäter mit seinem Blackberry am Ohr aus dem Sender kommen sah. Er lief aufgebracht vor seinem Wagen auf dem Parkplatz auf und ab, zog hastig an einer Zigarette.
    »Ist er das?«, fragte Becks, meinem Blick folgend.
    Ich nickte, amüsiert über die Tatsache, dass er sich angesichts seiner gegenwärtigen Lage bemüßigt gefühlt hatte, sich eine Zigarette anzustecken.
    »Na warte, du mieses Dreckschwein«, raunte sie und straffte sich.
    »Was hast du vor?«
    Becks warf mir ein konspiratives Lächeln zu. »Du sagtest doch, dieser bescheidene Mensch trägt einen überaus bescheidenen Chronometer, nicht wahr?«
    »Äh, Becks … Du willst doch nicht etwa ...«
    »Falls du es vergessen haben solltest: Auch ich habe am eigenen Leib erfahren, wie es ist, als billige Arbeitskraft ausgebeutet zu werden. Ich werde dir jetzt mal zeigen, wie man mit Leuten umspringt, die sich so schäbig verhalten, wie dieses Dreckschwein. Komm mit!« Becks sprang aus dem VW- Bus, ehe ich etwas erwidern konnte. Momente später stellte sie sich Leon Wenzel mit verschränkten Armen in den Weg und bedeutete ihm, sein Telefonat zu beenden. Rasch kam ich ihr hinterher.
    Leon Wenzel musterte uns. »In Ordnung, Herr König – wir sehen uns dann später in Ihrer Kanzlei«, beendete er das Telefonat und steckte seinen Blackberry ein. »Was soll das werden?«, fragte er an mich gewandt. »Glauben Sie, ich lasse mich von weiblicher Verstärkung aus der Praktikantenliga einschüchtern?« Er lachte auf und sah zu Becks. »Schätzchen, tun Sie sich selbst einen Gefallen und gehen Sie mir aus dem Weg.«
    Doch anstatt seiner Aufforderung Folge zu leisten, ging Becks mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Ihre Uhr«, sagte sie und schob trotzig das Kinn vor. »Nun geben Sie das protzige Ding schon her.«
    Er zog die Brauen zusammen. »Sind Sie noch ganz dicht? Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen meine Rolex aushändige?«
    »Betrachten Sie es einfach als eine Art Abfindung«, Becks geriet in Fahrt. »Damit wäre die Sache dann ein für alle Male vom Tisch.«
    Die Sache fing an, mir zu gefallen.
    Leon Wenzel schäumte vor Wut. »Das können Sie vergessen!«
    »Eine Scheidung wäre sicherlich teurer als eine neue Uhr«, erlaubte ich mir, die Situation zu kommentieren.
    Er blinzelte irritiert. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Gar nichts«, sagte ich mit einem gelangweilten Blick auf meine Fingernägel. »Bleibt nur zu hoffen, dass Ihre Frau nicht durch einen dummen Zufall von Ihren Büroliebschaften erfährt. Etwa von Konstanze, Jacqueline, Fiona, Karolin, Heike oder Barbara«, zählte ich an meinen Fingern auf. »Und Ricarda Fabiani nicht zu vergessen. Oh, und natürlich Franziska. Offenbar scheint diese Aerobic-Ziege doch nicht so beweglich zu sein wie gedacht, denn sie hat gerade einmal mit ’ner schwachen drei abgeschnitten. Kein Wunder, dass Sie sich mit ihr nur halb so oft getroffen haben wie mit Doro, Mia, Mona, Sabine, Lena, Melanie.«
    »Schluss jetzt, das reicht!« Er raufte sich die Haare und ich konnte förmlich zusehen, wie es in ihm arbeitete, als er mit hoch rotem Kopf seine Uhr abnahm und sie Becks reichte. Sie nahm die Rolex an sich und steckte sie ein.
    »Vielen Dank für diese konstruktive Zusammenarbeit«, sagte sie trocken und verschwand Richtung VW -Bus.
    Ich blieb mit in den Taschen vergrabenen Händen stehen und starrte Leon Wenzel an. »Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute«, verabschiedete ich mich mit jenem Satz, den ich selbst schon unzählige Male gehört hatte, und folgte Becks mit einem zufriedenen
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