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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office
Autoren: Eva Sternberg
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stocksteif dastand, drückte er mir einen Kuss auf die Stirn und verließ mit diesem Ben im Schlepptau die Galerie.
    »Ich schätze, ich habe alles falsch gemacht«, sagte Mutter sich räuspernd und legte eine Hand auf meine Schulter. Ihre Worte trafen mich unerwartet. »Mir tut es auch leid, Mama. Aber ich …«
    »Nein, schon gut. Du bist meine Tochter und eben genauso ein Dickkopf wie ich. Es ist nur verständlich, dass auch du deinen eigenen Weg gehen willst.« Ihr Blick schweifte über die Fotografien. »Und ich bin wahnsinnig stolz auf dich, dass du so bist, wie du bist.« Sie breitete die Arme aus und drückte mich etwas zu fest an sich. »Komm mich bald mal besuchen, ja? Dein altes Zimmer steht schon viel zu lange leer.« Dann löste sie ihre Umarmung und blickte sich abermals um. »Wo ist eigentlich dein Freund abgeblieben? Sag bloß, der ist an einem so wichtigen Abend nicht anwesend?«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe und sah Mutter nachdenklich an. »Weißt du was, du hast recht. Ich sollte meinen großen Abend mit David verbringen. Und wenn er nicht zu mir kommt, dann gehe ich eben zu ihm.« Ich verließ zusammen mit meiner Mutter die Galerie.
    Während ich zusah, wie sie kurz darauf auf der Straße in einem Taxi verschwand, fragte ich mich, warum wir nicht schon früher miteinander geredet hatten; es war doch gar nicht so schwer gewesen, dachte ich bei mir, als mich der vorbeifahrende Bus aus den Gedanken riss.
    Ich wollte eben zum Sprint ansetzen, um den Bus noch zu erwischen, da erblickte ich zu meinem Erstaunen David auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die Hände verlegen in die Taschen seiner Cargohose gestopft. Freudestrahlend lächelte ich ihm zu. »Und ich dachte schon, du seist nach Nepal gereist, ohne dich zu verabschieden.«
    Er kaum auf mich zu. »Nepal ist für mich gestorben.«
    Mein Lächeln gefror. »Das tut mir leid.«
    »Mir nicht«, meinte David. »Ich habe ein weitaus interessanteres Angebot in Berlin bekommen.«
    »Ach wirklich? Das heißt, du bleibst vorerst in der Stadt?«
    Er nickte und lächelte mir zu. »Wie läuft die Ausstellung?«
    »Ist ein voller Erfolg, denke ich.«
    »Wusste ich’s doch! Wie sagte Eleanor Roosevelt doch so schön: Die Zukunft gehört denen, die an …«
    »Warum lassen wir das nicht einfach mit den albernen Zitaten?«, unterbrach ich ihn und musste lachen.
    »Aber Zitate sind das Vorrecht der …«
    »Ruhe jetzt!«, sagte ich schnell, zog ihn an mich und küsste ihn auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. Plötzlich wurde ein verhaltenes Hüsteln hinter uns laut. Ich ließ von David ab und drehte mich um. Vor mir stand ein Mann älteren Semesters.
    »Charlotte Paul?«
    Ich straffte mich. »Und Sie sind?«
    Er lächelte mir freundlich zu. »Entschuldigen Sie die Störung, mein Name ist Arthur Bergmann, ich leite den Bereich Kultur auf Kanal vier.«
    Ein wenig überrumpelt musterte ich den Mann. »Sie kommen von Leon Wenzel«, schlussfolgerte ich, während ich ihm die ausgestreckte Hand schüttelte.
    »Leon Wenzel?« Seine Mundwinkel zuckten unmerklich. »Wer soll das sein?«
    Mein Gott, war ich erleichtert! Dieser Mensch hatte sich ganz ohne Wenzels Zutun in die Galerie verirrt und konnte für mich mit etwas Glück der Schlüssel zu etwas Größerem sein. In Gedanken schmiedete ich bereits an einem Schlachtplan, wie ich ihn dazu bringen könnte, mich zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen, da kam Arthur Bergmann mir zuvor: »Für unser neuestes Format suchen wir Verstärkung. Es wird dabei hauptsächlich um neue Kunstströmungen gehen, wie um die angesagten zeitgenössischen Künstler. Genau genommen suchen wir jemanden, der sowohl Interviews führen kann als auch Sinn für Fotografie und ein Gespür für kulturelle Beiträge hat. Ich dachte dabei an jemanden wie Sie.«
    »Hört sich verlockend an, aber ich muss leider passen. Ich habe mich dafür entschieden, kein weiteres Praktikum mehr zu absolvieren.«
    »Ich dachte auch eher an eine Festanstellung.«
    Ich starrte den Mann einen Moment lang sprachlos an. Das Angebot kam für mich aus heiterem Himmel.
    »Schlafen Sie eine Nacht darüber, und rufen Sie mich morgen an«, sagte er und streckte mir seine Visitenkarte entgegen. Offenbar schien es diesem Bergmann wirklich ernst zu sein, dachte ich, den Blick auf die Karte gesenkt.
    »Danke«, sagte David an meiner Stelle und steckte die Karte für mich ein.
    »Ich rufe Sie dann an«, sagte ich so beherrscht wie möglich, dabei machte ich
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