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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office
Autoren: Eva Sternberg
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ich ihn geohrfeigt, während er sich weiter in fadenscheinigen Ausreden verstrickte. Doch Widerspruch war zwecklos. Ich hatte ihn. Und es war höchste Zeit für eine Abreibung. Er zückte ein Scheckbuch und einen Kugelschreiber und fragte: »Nun sagen Sie schon, wie viel ist Ihnen Ihr Schweigen wert?«
    Ich schaute ihn verständnislos an. »Ich will Ihr Geld nicht.«
    »Ach nein?« Er lachte auf. »Was wollen Sie dann?«
    »Gerechtigkeit«, erklärte ich ungerührt. »Es muss endlich Schluss damit sein, dass Sie Praktikanten als billige Arbeitskräfte ausbeuten! Schluss mit den unbezahlten Überstunden und Wochenenddiensten!«
    Seine Miene verfinsterte sich. »War’s das?«
    »Und keine falschen Versprechungen mehr – und das gilt nicht nur für Praktikanten von NEWS direct , sondern für alle Praktikanten im Sender.«
    Leon Wenzel, dessen Gesichtsfarbe kurzzeitig zurückgekehrt war, wurde abermals ganz blass um die Nase. »Ach, kommen Sie, Charly – wie stellen Sie sich das vor?«
    Ich spannte die Lippen zu einem breiten Grinsen. »Wie sagten Sie so schön: Es ist alles eine Frage der Perspektive. Denken Sie sich etwas aus.«
    »Sie haben mein Wort drauf«, knurrte er und streckte seine Hand nach dem Blackberry aus. »Wenn Sie mir jetzt bitte mein Eigentum aushändigen würden.«
    »Nicht so schnell!«
    »Was denn noch?«
    Mein Grinsen wurde zu einer Art Dauereinrichtung.
    »Nachdem Sie so großzügig waren, für Ricarda Fabiani ein gutes Wort einzulegen und ihr zu einem Vorstellungsgespräch zu verhelfen, frage ich mich, ob Sie das Gleiche nicht auch für mich tun könnten?«
    Abwehrend riss er die Hände hoch. »Für wen, in Gottes Namen, halten Sie mich? Das Arbeitsamt?«
    Ich verzog keine Miene. »Sie sollen lediglich Ihre Kontakte spielen lassen. Im Gegenzug bekommen Sie Ihren Blackberry zurück«, erklärte ich und zwinkerte ihm lässig zu. »Sozusagen eine Win-win-Situation.« Meine Aussage hing wie eine Blase zwischen uns in der Luft.
    Pötzlich schlug Leon Wenzel mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Na schön, Sie lassen mir ja schließlich keine Wahl!« Dann nahm er sich seinen prall gefüllten Visitenkartenhalter vor, griff zum Telefon und fing an, seine Redaktionskontakte der Reihe nach abzutelefonieren.
    Na bitte, geht doch!
    »Ein bisschen mehr Enthusiasmus, wenn ich bitten darf – Sie dürfen mich ruhig in den höchsten Tönen loben.«
    Zähneknirschend tat er, wie geheißen. »Hören Sie, Charlotte – Sie haben mein Wort darauf, dass ich mein Bestes gebe«, sagte er nach dem fünften oder sechsten Anruf. »Also her mit dem Blackberry, und jetzt lassen Sie mich meine Arbeit machen. Wie Sie sehen, habe ich noch einiges vor mir«, erklärte er mit einem Blick auf den Visitenkartenhalter.
    Ich musterte ihn einen Augenblick lang skeptisch. Dann schob ich ihm den Blackberry über den Schreibtisch und marschierte zufrieden mit mir aus seinem Büro. Jetzt würde sich doch noch alles zum Guten wenden. So dachte ich zumindest. Doch kaum war ich aus der Tür, beschlich mich ein eigenartiges Gefühl. Ein Ohr an die Tür gelegt, musste ich mitanhören, wie Leon Wenzel anstelle möglicher Arbeitgeber die Sicherheitszentrale anrief, um mich rauswerfen zu lassen. Dieses Mal hast du dich mit der Falschen angelegt, Leon Wenzel! Fuchsteufelswild marschierte ich auf meinen ehemaligen Arbeitsplatz zu. »Darf ich mal?«, fragte ich die neue Praktikantin und nahm, ohne ihre Antwort abzuwarten, ihren Computer in Beschlag. Ich loggte mich in meinen privaten Mail-Account ein und leitete die Dateien, die ich mir von Wenzels Blackberry gesendet hatte, an die Geschäftsführerin weiter. Doch was, wenn die Nachricht im Spam landen oder aber die viel beschäftigte Ariane Rothenburg die E-Mail einer unbedeutenden Praktikantin ungelesen in den Papierkorb verschieben würde? Ich entschied, auf Nummer sicher zu gehen und der oberen Etage einen Besuch abzustatten. Diesen Sender würde ich nicht eher verlassen, bevor ich die Geschäftsführerin nicht höchstpersönlich von Wenzels Machenschaften in Kenntnis gesetzt hätte. Kurz darauf steuerte ich im siebten Stock von Kopf bis Fuß angespannt auf das Büro der Geschäftsführerin zu. Da stellte sich mir vollkommen unerwartet Claudia Krüger in den Weg. »Darf ich fragen, was Sie von der Geschäftsführerin wollen?«, fragte sie etwas zu fordernd und kam mit einem seltsamen Lächeln auf mich zu.
    »Tut mir leid, was ich der Geschäftsführerin mitzuteilen habe, fällt ganz
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