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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff
Autoren: Clive Cussler
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Luftschraube vorbeiwehten. Lichtermann stoppte den innenliegenden Motor in der Hoffnung, das Feuer ersticken zu können. Er ließ den Propeller einige Sekunden lang leer laufen, ehe er den Motor erneut startete. Das Triebwerk gab ein Husten von sich und sprang an. Feuerzungen tanzten über das Gehäuse, loderten auf und schwärzten die Aluminiumhaut der Motorgondel.
    Da der innenliegende Motor ein wenig Schub erzeugte, riskierte Lichtermann, den außenliegenden Motor abzuschalten. Als er den Startknopf wieder drückte, sprang der Motor sofort an und stieß nur gelegentlich eine kleine Qualmwolke aus. Sofort schaltete er den immer noch brennenden Innenmotor aus, da er befürchtete, dass das Feuer sich bis zu den Treibstoffleitungen der
Condor
ausbreitete. Gleichzeitig nahm er die Leistung des Außenmotors zurück, um ihn so lange wie möglich in Gang halten zu können. Mit zwei ordnungsgemäß funktionierenden Triebwerken und einem dritten, das nur mit halber Leistung arbeitete, könnten sie es bis zurück zur Basis schaffen.
    Angespannte Minuten verstrichen. Kessler widerstand dem Drang, den Piloten nach ihrer Lage zu fragen. Er wusste, dass Lichtermann ihn informierte, sobald er dazu Zeit hatte. Kessler zuckte zusammen und stieß sich den Kopf an einer Verstrebung, als er ein neues Geräusch vernahm. Es war ein Rauschen, das direkt hinter ihm erklang. Die Plexiglasscheibe, die seinen Platz abschirmte, war plötzlich mit Tropfen irgendeiner Flüssigkeit übersät. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Lichtermann die Treibstoffladung der
Condor
berechnet und die Entfernung zu ihrer Flugbasis in Narvik berechnet haben musste. Er ließ überschüssiges Benzin ab, um die Maschine so leicht wie möglich zu machen. Die Ablassöffnung befand sich direkt hinter seiner Schützenkanzel an der unteren Rumpfseite der Maschine.
    »Wie geht es Ihnen da unten, Kessler?«, fragte Lichtermann, nachdem er das Ablassventil wieder geschlossen hatte.
    »Äh, ganz gut, Herr Hauptmann«, stammelte Kessler. »Woher sind diese Flugzeuge gekommen?«
    »Ich habe sie noch nicht mal gesehen«, gab der Pilot zu.
    »Es waren Doppeldecker. Nun, zumindest der eine, den ich abgeschossen habe, war einer.«
    »Sicher Swordfish«, sagte Lichtermann. »Es scheint, als hätten die Alliierten ein neues Ass im Ärmel. Die sind jedenfalls nicht von einem CAM gekommen. Die Katapultraketen hätten ihnen die Tragflächen abgerissen. Offenbar besitzen die Briten einen neuen Flugzeugträger.«
    »Aber wir haben keine Flugzeuge starten sehen.«
    »Möglich, dass sie uns auf dem Radar entdeckt haben und gestartet sind, ehe wir den Konvoi geortet haben.«
    »Können wir diese Information an die Basis melden?«
    »Vogel arbeitet gerade daran. Im Augenblick bekommt er aber nichts als atmosphärische Störungen rein. In einer halben Stunde überfliegen wir die Küste. Bis dahin sollte der Empfang wieder einwandfrei sein.«
    »Was soll ich jetzt tun, Herr Hauptmann?«
    »Bleiben Sie auf Ihrem Posten und halten Sie Ausschau nach weiteren Swordfish. Wir machen weniger als hundert Knoten, und eine dieser Kisten könnte sich an uns heranschleichen.«
    »Was ist mit Leutnant Ebelhardt und Unteroffizier Dietz?«
    »Habe ich richtig gehört, dass Ihr Vater Priester oder so etwas ist?«
    »Mein Großvater, Herr Hauptmann. In der evangelischen Kirche in unserem Dorf.«
    »Bitten Sie ihn in Ihrem nächsten Brief, ein Gebet zu sprechen. Ebelhardt und Dietz sind tot.«
    Danach erstarb die Unterhaltung. Kessler starrte weiterhin in die Dunkelheit, immer in der Hoffnung, ein feindliches Flugzeug zu entdecken. Aber im Stillen betete er, dass es nicht geschah. Er versuchte nicht daran zu denken, dass er soeben zwei Menschen getötet hatte. Es war Krieg, und sie hatten die
Condor
ohne Vorwarnung überfallen, daher sollte er sich eigentlich nicht schuldig fühlen. Seine Hände sollten nicht zittern, und sein Magen sollte sich nicht zu einem harten Klumpen verkrampfen. Er wünschte, Lichtermann hätte seinen Großvater nicht erwähnt. Er konnte sich gut vorstellen, was der strenge Pastor zu dieser Angelegenheit sagen würde. Er hasste die Regierung und diesen wahnsinnigen Krieg, den sie begonnen hatte. Und nun war sein jüngster Enkelsohn noch zu einem Mörder geworden.
    Kessler wusste, dass er seinem Großvater nie mehr würde in die Augen schauen können.
    »Ich kann schon die Küste sehen«, meldete Lichtermann nach vierzig Minuten. »Wir werden es wohl bis Narvik
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