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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff
Autoren: Clive Cussler
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Alternative gefunden wurde. So wie die Dinge lagen, wurden die Merchant Aircraft Carriers oder kurz MACs wie auch die
MacAlpine
nur so lange eingesetzt, bis England eine Anzahl Geleitschutzflugzeugträger der Essex-Klasse von den Vereinigten Staaten zur Verfügung gestellt bekam.
    Während die
Condor
über dem Konvoi herumschlich, waren zwei der Swordfish von der
MacAlpine
gestartet und hatten sich so weit von der Flotte entfernt, dass, als sie in den schwarzen Himmel aufstiegen, um das viel größere und schnellere deutsche Flugzeug aus dem Hinterhalt anzugreifen, Lichtermann und seine Mannschaft keine Ahnung hatten, dass sie überhaupt im Anflug waren. Die Faireys waren Doppeldecker und nur halb so schnell wie die
Condor.
Bewaffnet waren sie mit einem Vickers-Maschinengewehr, das über dem Gehäuse des Sternmotors installiert war, sowie einem auf einer Lafette montierten Lewis-Gewehr in einer hinteren Schützenkanzel.
    Die zweite Swordfish lag etwa dreitausend Fuß unter der Focke-Wulf auf der Lauer und blieb in der Dunkelheit fast unsichtbar. Als die
Condor
vor dem ersten Angreifer wegtauchte, befand sich der zweite Torpedobomber, von allem befreit, was ihn hätte bremsen können, in idealer Angriffsposition.
    Ein Kugelhagel aus dem Vickers-Maschinengewehr schlug in die Nase der
Condor
ein, während sich der zweite Schütze weit aus der hinteren Kanzel lehnte, um mit seiner Lewis Gun die beiden BMW-Motoren an der Backbordtragfläche aufs Korn zu nehmen.
    Münzgroße Löcher erschienen rings um Ernst Kessler, und das Aluminium glühte für einen Moment kirschrot auf, ehe es verblasste. Zwischen Dietz’ Schrei und dem Kugelregen, der die Unterseite der
Condor
durchlöcherte, waren nur ein paar Sekunden vergangen, also bei Weitem zu wenig, um den Jungen vor Angst erstarren zu lassen. Er kannte seine Aufgabe. Heftig schluckend, weil sein Magen das absackende Flugzeug noch einholen musste, betätigte er den Abzug seines MG-15, während die
Condor
an der langsameren Swordfish vorbeirauschte. Leuchtspurgeschosse füllten den Himmel, und er zielte mit der 7,92 mm-Waffe wie ein Feuerwehrmann, der einen Wasserstrahl dirigiert. Er konnte einen Ring kleiner Feuerstrahlen erkennen, die in der Dunkelheit leuchteten. Es waren die Abgase, die aus dem Sternmotor der Fairey ausgestoßen wurden, und dorthin lenkte er sein Maschinengewehrfeuer, während seine eigene Maschine von dem englischen Flugzeug dauernd beschossen wurde.
    Die leicht gekrümmte Linie der Leuchtspurgeschosse fand den matt leuchtenden Kreis, und plötzlich schien es, als ob die Nase des gegnerischen Flugzeugs von einem Feuerwerk verschlungen würde. Funken und züngelnde Flammen hüllten die Swordfish ein, Metall und Stoff wurden vom Kugelregen zerfetzt. Der Propeller wurde zertrümmert, und der Sternmotor explodierte, als wäre er eine Splittergranate. Brennender Treibstoff und kochendes Öl ergossen sich auf den ungeschützten Piloten und den Schützen. Der kontrollierte Sinkflug, bei dem die Swordfish mit der
Condor
auf gleicher Höhe blieb, ging in einen unkontrollierten Absturz über.
    Die Fairey kippte über eine Tragfläche ab, geriet immer heftiger ins Trudeln und brannte dabei wie ein Meteor. Lichtermann fing seine
Condor
ab. Kessler konnte das lodernde Wrack des Gegners unter sich wegsacken sehen. Es veränderte plötzlich seine Gestalt. Die Tragflächen hatten sich vom Rumpf der Swordfish gelöst. Damit verlor das tödlich getroffene Flugzeug jegliche Aerodynamik. Die Swordfish stürzte wie ein Stein, und die Flammen erloschen erst, als das Wrack in die mitleidlose See eintauchte.
    Als Ernst Kessler wieder hochschaute und an der Kante der knapp siebzehn Meter langen Backbordtragfläche entlangblickte, traf ihn die Angst, die zu empfinden er vorher viel zu beschäftigt gewesen war, mit voller Wucht. Qualm kräuselte sich aus beiden Neunzylindermotoren, und er konnte die Fehlzündungen der Triebwerke deutlich hören.
    »Herr Hauptmann«, rief er ins Mikrofon.
    »Seien Sie still, Kessler«, schnappte Lichtermann. »Funker, kommen Sie rauf, und helfen Sie mir. Ebelhardt ist tot.«
    »Herr Hauptmann, die Backbordmotoren«, beharrte Kessler.
    »Das weiß ich, verdammt noch mal. Halten Sie die Klappe.«
    Die erste Swordfish, die angegriffen hatte, war weit hinter ihnen und hatte wahrscheinlich längst abgedreht, um zum Konvoi zurückzukehren, daher konnte Kessler nichts anderes tun, als voller Entsetzen zu verfolgen, wie die Qualmwolken im Windstrahl der
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