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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff
Autoren: Clive Cussler
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Größe des Konvois und eine grobe Schätzung seiner Marschgeschwindigkeit.«
    »Wir sollten uns lieber nicht zu nahe heranwagen, sonst eröffnen die Zerstörer noch das Feuer auf uns«, warnte Ebelhardt. Er hatte bereits am eignen Leib heftiges Abwehrfeuer erlebt und flog wegen eines Granatsplitters in seinem Oberschenkel, den er sich im massiven Luftabwehrfeuer bei einem Einsatz über London eingehandelt hatte, als Kopilot. Er kannte den Ausdruck in Lichtermanns Augen und die Erregung in seiner Stimme zur Genüge. »Und vergessen Sie nicht die CAMs.«
    »Keine Sorge«, sagte der Pilot mit einem unbekümmerten Grinsen und lenkte das große Flugzeug näher an die langsam dahinstampfende Flotte zehntausend Fuß unter ihnen heran. »Ich komme ihnen schon nicht zu nahe, und außerdem sind wir viel zu weit vom Festland entfernt und brauchen nicht zu befürchten, dass sie uns einen Flieger auf den Pelz schicken.«
    CAMs – oder Catapult Aircraft Merchantmen – waren die Antwort der Alliierten auf die Luftaufklärung der Deutschen. Eine lange Schiene wurde am Bug eines Frachters befestigt, so dass sie mit Hilfe einer Rakete einen Hawker Sea Hurricane Jäger in die Luft katapultieren konnten, um die schwerfälligen
Condor-
Maschinen abzuschießen oder sogar aufgetauchte U-Boote anzugreifen. Die Hurricanes mussten sich entweder in der Nähe der Küste Großbritanniens oder eines anderen befreundeten Landes befinden, damit die Piloten normal landen konnten, sonst blieb keine andere Möglichkeit, als die Maschinen ins Meer fallen zu lassen und die Piloten anschließend aus dem Wasser zu fischen.
    Der Konvoi, der unter der Fw 200 durch den Ozean pflügte, war mehr als tausend Meilen von jedem alliierten Territorium entfernt, und selbst bei dem hellen Mondlicht wäre es so gut wie unmöglich gewesen, einen Piloten bei Nacht zu retten. Nein, in dieser Nacht würden ganz sicher keine Hurricanes aufsteigen. Die
Condor
hatte von der Masse alliierter Schiffe nichts zu befürchten, es sei denn, sie gelangte in die Reichweite der Zerstörer und traf auf den Vorhang aus Luftabwehrfeuer, den sie aber in den Himmel jagen konnten.
    Ernst Kessler zählte gerade die Schiffe durch, als plötzlich auf den Decks von zwei Zerstörern Lichtblitze aufzuckten. »Herr Hauptmann!«, rief er. »Feuer vom Konvoi!«
    Lichtermann konnte die Zerstörer unter seiner Tragfläche sehen. »Immer mit der Ruhe, Kleiner«, sagte er. »Das sind Signallampen. Die Schiffe sind bei totaler Funkstille unterwegs, und so kommunizieren sie untereinander.«
    »Oh, tut mir leid, Herr Hauptmann.«
    »Macht nichts. Sehen Sie nur zu, dass Sie so genau wie möglich zählen.«
    Die
Condor war
einen weiten Kreis um die Flottille geflogen und passierte soeben ihre nördliche Flanke, als Dietz, der das obere Geschütz bemannte, einen Warnruf ausstieß. »Wir werden angegriffen!«
    Lichtermann hatte keine Ahnung, was der Mann meinte, und reagierte ein wenig zu langsam. Eine genau gezielte Salve von 7,7 mm-Maschinengewehrgeschossen beharkte die Oberseite der
Condor,
angefangen an der Basis der Seitenflosse und über die gesamte Länge des Flugzeugs weiterwandernd. Dietz wurde in seiner Kanzel getötet, ehe er auch nur einen Schuss abfeuern konnte. Kugeln schlugen ins Cockpit ein, und über dem metallischen Geprassel und Pfeifen, mit denen sie als Querschläger von den Stahlwänden zurückgeschleudert wurden, und dem Pfeifen des Windes, der sich in den Einschusslöchern im Flugzeugrumpf fing, hörte Lichtermann, wie sein Kopilot vor Schmerzen aufstöhnte. Er blickte zur Seite und sah, dass die Vorderfront von Ebelhardts Fliegerjacke mit Blut durchtränkt war.
    Lichtermann stellte das Seitenruder auf und rammte den Steuerknüppel nach vorne, um vor dem gegnerischen Flugzeug wegzutauchen, das wie aus dem Nichts erschienen war.
    Es war jedoch das falsche Manöver.
    Erst wenige Wochen zuvor vom Stapel gelaufen, war die MV
Empire MacAlpine
dem Konvoi erst in jüngster Zeit zugeteilt worden. Ursprünglich als Getreidefrachter gebaut, hatte das Achttausendtonnenschiff fünf Monate im Dock der Burntisland Shipbuilding Company verbracht, wo seine Aufbauten durch eine kleine Kontrollinsel, eine hundertfünfzig Meter lange Rollbahn und einen Hangar für vier Fairey-Swordfish-Torpedobomber ersetzt wurden. Der Frachter konnte noch immer fast genauso viel Getreide befördern wie vor seinem Umbau. Die Admiralität hatte die CAMs von Anfang an nur als Notlösung betrachtet, bis eine sicherere
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