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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff
Autoren: Clive Cussler
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Drohung Nachdruck zu verleihen, drückte er die Pistole noch brutaler gegen ihr Ohr. Linda versuchte, dem Schmerz standzuhalten, konnte ein leises Wimmern aber nicht unterdrücken. »Die Waffen runter, oder sie muss sterben.«
    »Tun Sie’s, und Sie folgen ihr eine Sekunde später.«
    »Ich weiß, dass ich ein toter Mann bin, also – was macht es mir aus? Aber wäre es nicht schlimm für Sie, erleben zu müssen, wie dieses junge Leben sinnlos geopfert wird? Sie haben fünf Sekunden Zeit.«
    »Erschieß ihn«, schrie Linda.
    »Tut mir leid«, sagte Juan und ließ seine Maschinenpistole fallen. Der ungläubige Ausdruck auf ihrem Gesicht brach ihm das Herz. »Legt alle die Waffen hin.«
    Die Männer gehorchten und ließen die Waffen zu Boden poltern.
    Kovac richtete seine Pistole jetzt auf Cabrillo. »Das war klug. Sie werden jetzt so freundlich sein und über die Reling springen und auf Ihr Schiff zurückkehren. Wenn Sie dieses Schiff weiter verfolgen sollten, werde ich damit fortfahren, Passagiere über Bord zu werfen, nur werde ich sie von jetzt an fesseln.«
    Er stieß Linda in Juans Arme.
    Etwa tausend Meter vor der
Golden Sky
stand Franklin Lincoln an der Heckreling der
Oregon
und beobachtete das Geschehen durch das Zielfernrohr seiner Lieblingswaffe, dem Beretta-Kaliber-.50-Präzisionsgewehr.
    »Bye-bye.«
    Während sich Kovac auf Juan konzentrierte, hatten seine Männer den Frauen, die er vor die Fenster gestellt hatte, mit winzigen Gesten bedeutet, sich flach auf den Boden zu legen, um Linc ein freies Schussfeld zu verschaffen.
    Auf der Kommandobrücke hörten sie nur ein leises Klirren, als sich die Kugel durch das Sicherheitsglas bohrte. Das Geräusch, als sie zwischen Kovacs Schultern einschlug, war völlig anders – ein satter, dumpfer Ton wie von einem Hammer, der auf einen Teppich schlägt. Blut schoss in einer Fontäne aus seiner Brust, als das Projektil mit genügend kinetischer Energie in seinen Körper drang, um die Leiche gut anderthalb Meter vorwärts zu stoßen.
    »Hast du etwa an mir gezweifelt?« Juan grinste Linda an.
    »Ich hätte es wissen müssen, als ich Linc nirgendwo sah«, sagte sie mit einem zufriedenen Lächeln, als sei nichts geschehen. »Ich nehme an, das war er.«
    »Ich wüsste keinen anderen, wenn ich einen Meisterschuss brauche.«
    »Und?« Das war Max.
    »Du kannst Linc gratulieren. Er war sofort tot. Linda geht es gut.« Juan zog seinen Ohrhörer heraus und schaltete den Lautsprecher seines Funkgeräts ein, damit alle mithören konnten.
    »Hi, Max«, sagte sie.
    »Wie geht’s dir, Schätzchen?«
    »Abgesehen von einer lausigen Erkältung geht es mir bestens.«
    Mark war aus dem Büro befreit worden. Man hatte die FlexiCuffs von seinen Handgelenken und Fußknöcheln entfernt. Er schüttelte Juan die Hand und grinste breit.
    »Ich habe nachgedacht«, fuhr Max fort. »Ihr solltet euch mal unten in der Wäscherei umschauen. Ich glaube, dort werdet ihr sehen, wie sie das Virus hatten verbreiten wollen.«
    Marks Lächeln versiegte und verwandelte sich in ein Schmollen. Man hatte ihm seinen großen Moment gestohlen.
    Juan deutete seine Reaktion genau richtig. Mark war dahintergekommen und wollte zweifellos die reizende Miss Dahl mit seinen Erkenntnissen beeindrucken. Er brachte es nicht über sich, ihn darüber aufzuklären, dass sein Rivale um ihre Gunst jetzt ein echter Astronaut war und dass dies, nach seinem Dafürhalten, im Wettstreit um das Herz einer jungen Frau alles andere in den Schatten stellte.

Epilog
    In den Wochen seit dem Desaster auf der Insel Eos hatte das Alter Lydell Cooper endlich eingeholt. Er hatte Jahrzehnte und Millionen darauf verwandt, diesen Prozess umzukehren, indem er sich kosmetischen Operationen unterzog und illegale Organtransplantationen bei sich durchführen ließ. Es war jedoch nicht sein Körper, der ihn im Stich ließ. Es war sein Geist.
    Er konnte sich mit seinem völligen Versagen nicht abfinden, deswegen lebte er wie in einem Nebel.
    Es war seine Tochter Heidi, die das Kommando übernahm, als sie immer noch unterwegs in die Türkei waren. Sie hatte den Piloten gebeten, den Flugplan zu ändern und stattdessen Zürich anzusteuern. Dort hatte sie mehrere Bankkonten der Responsivisten leer geräumt und das Geld in Aktien umgewandelt, die von einer Scheinfirma erworben wurden, die sie von der Bank für sich hatte einrichten lassen. Ihr war klar, dass die Behörden, nachdem Eos vernichtet worden war, sämtliche hochrangigen Mitglieder der
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