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Sepp und das Millionending

Sepp und das Millionending

Titel: Sepp und das Millionending
Autoren: Helmut Höfling
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hatte auf die Dauer dem wolkenbruchartigen Regen nicht standgehalten.
    Sepp schaute auf die Armbanduhr. Noch fünf Minuten wollte er zugeben und dann wieder seinen Lauscherposten unterm Fenster einnehmen, falls sich bis dahin nichts ereignete.
    Diese fünf Minuten verstrichen unendlich langsam. Zweimal glaubte der Junge, die Zeit müsse längst vorüber sein, aber ein Blick auf die Uhr ließ ihn seinen Irrtum erkennen.
    Dann — endlich — war es soweit!
    Noch einmal spähte Sepp vorsichtig nach allen Seiten und lauschte auf verdächtige Geräusche. Doch weder sah noch hörte er etwas Auffälliges. Dann löste er sich behutsam aus dem schützenden Gebüsch. Er hatte es jedoch noch nicht ganz verlassen, als er in seinen Bewegungen innehielt und lauschte. Deutlich hatte er in der Ferne ein Motorengeräusch vernommen, und er hätte darauf wetten mögen, daß es vom luftgekühlten Motor eines Volkswagens stammte. Gleich darauf verstummte der Motor, und dann schlug eine Wagentür zu.
    Die Kumpane des Mannes in der Hütte! schoß es Sepp durch den Kopf. Sie sind gekommen, um ihn zu holen. Davon hat er doch vorhin zu Willem gesprochen.
    Sepp beschloß, weiter hinter dem Gebüsch zu bleiben und abzuwarten. Von seinem Platz aus konnte er nicht nur das Fenster an der Seitenwand der Jagdhütte beobachten, sondern auch die Tür an der Giebelfront.
    Aus dieser Richtung hörte er bald Ästchen knacken und kleine Steine rollen, ein Zeichen, daß sich jemand oder mehrere der Hütte näherten.
    Immer näher kamen die Geräusche, und bald erkannte Sepp auf dem Waldpfad einen Mann, der mit weit ausholenden Schritten auf das Blockhaus zustrebte. Noch ehe er den freien Vorplatz erreichte, pfiff er zweimal kurz. Gleich darauf wurde die Tür des Blockhauses von innen geöffnet, und der Mann in der Hütte rief dem Herankommenden zu: „Bist du’s, Franz?“
    „Ja, Karl“, antwortete der Unbekannte.
    „Alles in Ordnung?“
    „Bei uns schon. Und hier?“
    „Komm erst mal rein.“
    Inzwischen war der Neue, den der Mann in der Hütte mit Franz angerufen hatte, in den gedämpften Lichtkegel getreten, der aus der offenen Tür ins Freie fiel. Von seinem sicheren Versteck aus erkannte Sepp einen großen, vierschrötigen Kerl, den man auf den ersten Blick für einen Ringer oder Catcher halten konnte. Der weite Regenmantel mit dem hochgeschlagenen Kragen ließ ihn noch wuchtiger erscheinen.

    „Was ist denn los?“ brummte er verwundert, als er die beiden Stufen gleich auf einmal nahm.
    „Sieh nur selbst! Wir haben einen Gast“, hörte Sepp den Mann in der Hütte antworten.
    Franz war inzwischen in die Hütte getreten, und sein Kumpan Karl schloß die Tür hinter ihm.
    Ich muß wissen, was sie sagen! fuhr es Sepp durch den Kopf. Wenn mich nicht alles täuscht, dann erfahre ich bald, was sie mit Willem Vorhaben.
    Jetzt war die günstigste Gelegenheit, unbemerkt zum Blockhaus zu huschen und den Lauscherposten unterm Fenster wieder einzunehmen. Keiner der beiden Männer konnte in diesem Augenblick innen hinterm Holzladen stehen und nach einem etwaigen Späher Ausschau halten.
    Wenn ich erst einmal das Hüttenfenster erreicht habe und mich seitlich dicht an die Wand drücke, dann entdeckt mich so leicht niemand, überlegte Sepp.
    Ohne länger zu zögern, huschte er auf das Blockhaus zu und bezog wieder seinen Lauscherposten — noch rechtzeitig genug, um das Wichtigste aus dem bereits begonnenen Gespräch der beiden Männer aufzuschnappen.
    Sie hatten sich in die Nähe des Fensters gestellt und sprachen gedämpft, damit der dicke Willem auf seinem Stuhl hinterm Tisch sie nicht verstehen konnte. Sepp dagegen hörte jedes Wort, das durch das zerbrochene Fenster und durch die Spalten des Holzladens deutlich genug zu ihm drang.
    „Soso, also hier rumgeschnüffelt hat das Bürschchen?“ hörte er Franz fragen.
    „Ja, und eingebrochen hat er, als ich für zehn Minuten fortgegangen war. Ich hatte nämlich geglaubt, Motorengeräusche gehört zu haben — vor einer halben Stunde etwa, zu dem Zeitpunkt also, zu dem wir uns verabredet hatten.“
    „Wir konnten nicht früher hier sein“, brummte Franz gereizt. „Du weißt ja, was los ist.“
    „Schlimm?“
    „Wir kommen schon durch. Übrigens, hast du den Jungen geschnappt, als er hier in der Hütte war?“
    Ja, er muß gerade den Koffer durchwühlt haben.“
    Und?!“ rief Franz heftig und sah dabei seinen Kumpan gespannt an.
    Karl grinste selbstbewußt.
    „Nichts, gar nichts. Mein Anzug ist noch
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