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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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Meer. Kurz bevor wir die Küste erreicht hatten, wandte Sayd sich um.»Das, was du erfahren hast, nannte Ashala immer spöttisch ihre Totenstarre. Dieser Zustand überkommt uns, wenn wir schwer verletzt sind und viel Blut verloren haben. Während das Elixier unsere Körper wiederherstellt, bringt es alle anderen Funktionen zum Erliegen. Hättest du mich beim Kampf der sieben Wunden noch schwerer verletzt, wäre auch ich in diese Starre gefallen.«
    »Aber ich war nicht verletzt«, entgegnete ich.
    Sayd legte behutsam die Hände auf meine Schulter. »Wir wissen nicht, welches Geheimnis sich hinter dem Elixier verbirgt. Vielleicht ergründen wir es eines Tages. Ashala war jedenfalls davon überzeugt, dass sich der Quell der Unsterblichkeit jeden Monat ins Blut der Lamie ergießt und dann erneuert wird. Auch Ashala hat bei Einsetzen der Regeneration nicht geatmet. Als mir das auffiel, erklärte sie mir, dass sie bis etwa achtzig Jahre nach ihrer Geburt geatmet hat, wenn es geschah. Danach nicht mehr.«
    Ich war verwirrt. »Das heißt, dass ich insgesamt einhundertsiebzehn Jahre alt geworden wäre?«
    »Sicher nicht ohne das Elixier«, gab Sayd lächelnd zurück. »Doch deine natürliche Lebensspanne wird genauso lange gedauert haben, wenn man Krankheiten, Wunden und Verfall außer Acht lässt.«
    Ich erschauderte. War ich jetzt eine lebende Tote? Solch ein Wesen wäre meinem Volk ein Gräuel gewesen. Ich blickte auf meine Hand. Sie war noch immer die einer jungen Frau.
    »Du wirst dich daran gewöhnen«, sagte Sayd sanft. »Es ist immerhin nur eine Nacht.«
    »Eine Nacht, in der ich Gabriel einen furchtbaren Schrecken einjagen muss.«
    Sayd lächelte hintergründig. »Offenbar hat unser Freund immer noch das gleiche weiche Herz wie früher.«
    »Er liebt mich«, gab ich zurück. »Du warst doch sicher auch erschrocken, als Ashala in deiner Gegenwart aufgehört hatte zu atmen?«
    Sayd blickte mich seltsam an.
    Es wurde niemals ausgesprochen, doch ich wusste mittlerweile, dass die Beziehung zwischen der alten Lamie und Sayd nicht nur die zwischen Lehrerin und Schüler gewesen war. Ashalas Tod hatte eine tiefe Wunde in Sayds Herz gerissen.
    »Gabriel wird sich dran gewöhnen«, antwortete er etwas wehmütig. »In weiteren hundert Jahren findet er nichts mehr daran, glaub mir.« Meine Frage hatte er nicht beantwortet, aber das war ich mittlerweile von ihm gewohnt.
    »Ich danke dir, Sayd.«
    »Jederzeit, Sayyida.«
    Damit wandte er sich um und kehrte zum Anwesen zurück. Ich schlug den entgegengesetzten Weg ein und lief ans Wasser. Das Tosen der Wellen, der Anblick der sich aufbäumenden Urgewalt beruhigten mich, wenngleich ich nie das Meer betrachten konnte, ohne an jenen Tag zu denken, als die Freydis dort draußen zerschellte. Jenen Tag, an dem Gabriel mich gefunden hatte.
    Noch lange hatte der Drachenkopf aus dem Sand geragt, doch mittlerweile hatte ihn die Zeit restlos vertilgt. Während ich auf die schäumenden Wellen blickte, vernahm ich auf einmal Hufgetrappel hinter mir. Hatte Sayd mir noch etwas zu sagen?
    Ich wandte mich um und erblickte Gabriel auf seinem Pferd, an dessen Sattel Nadir angebunden war. »Ich habe mich gefragt, ob du Lust auf einen kleinen Ausritt hättest.«
    Ich spürte, dass er nicht nur deswegen hier draußen war. Offenbar hatte er sich Sayds versteckten Hinweis, auf mich zu achten, zu Herzen genommen. Aber ich war froh, ihn zu sehen.
    »Ich habe Sayd gefragt, ob es Ashala ebenso ergangen ist wie mir. Ob sie in den betreffenden Nächten auch nicht geatmet hat.«
    »Ich nehme an, so war es«, entgegnete er, während er aus dem Sattel stieg.
    Ich nickte. »Du wirst dich also daran gewöhnen müssen, fürchte ich. Jedenfalls meint das Sayd.«
    Gabriel zuckte mit den Schultern. »Das werde ich. So wie ich mich an alles an dir gewöhnt und es lieben gelernt habe.«
    Damit zog er mich in seine Arme und küsste mich leidenschaftlich.
    »Hast du das Ende deiner natürlichen Lebensspanne auch bemerkt?«, fragte ich, als wir unsere Pferde den Strand entlangführten.
    Gabriel überlegte kurz. »Ich glaube schon. Eines Nachts, vor etwa vierzig Jahren, hatte ich einen seltsamen Traum. Ich habe ihn dir nicht erzählt, weil ich ihm keine Bedeutung beigemessen habe.«
    »Und was hast du geträumt?«
    »Ich überschaute mein gesamtes Leben, sah alles, was ich einst getan hatte, bis hin zu den Tagen meiner Kindheit. Danach erwachte ich und fühlte mich ... seltsam befreit.«
    »Ob es bei den anderen auch so
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