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Selina - Liebesnaechte in Florenz

Selina - Liebesnaechte in Florenz

Titel: Selina - Liebesnaechte in Florenz
Autoren: Mona Vara
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ihn und hielt ihn Francoise hin. Er war auf zwei Seiten beschrieben, mit einer kleinen, fast zierlichen Handschrift, und kaum ein Fleckchen war frei geblieben. Der Großvater – oder sein Schreiber – war sogar so weit gegangen dann noch um den Rand herum zu schreiben. Ein ziemlich sparsamer Mann, fand Selina. „Hier“, sagte sie zu Francoise, „du hast es ja selbst gelesen: ein verarmter Adeliger, den mein Großvater mit seinem Geld kaufen will, um mit seiner Hilfe Beziehungen zu knüpfen, die ihm jetzt noch verschlossen sind.“ Bene Santini hatte mit der Herstellung von Wollstoffen ein Vermögen verdient, es jedoch trotz seines Geldes offenbar nicht geschafft, in die Kreise der alteingesessenen Florentiner Patrizierfamilien Eingang zu finden.
    „Das steht so aber nicht da“, wandte Francoise ein.
    „Natürlich nicht!“ rief Selina ungeduldig aus. Manchmal war Francoise doch wirklich zu einfältig! „Aber selbst wenn er es anders darstellt - ich weiß, dass es so ist. Außerdem habe ich gehört, wie sich die beiden Knechte unterhielten, die er geschickt hat. Meine geplante Heirat mit einem mittellosen Lebemann ist schon Stadtgespräch in Florenz!“
    „Aber was wir vorhaben, ist gewiss Unrecht“, versuchte die wohlerzogene Francoise einen letzten, schüchternen Versuch, ihre Freundin von dem tollkühnen Plan abzuhalten. „Es ist unsere Bestimmung, Ehefrau und Mutter zu sein und einem Mann anzugehören, der uns beschützt.“
    „Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt und schon lange kein dummes Gänschen mehr, sondern eine erwachsene Frau, die einen nicht unbeträchtlichen Besitz verwaltet“, antwortete Selina fest. „Mein Vater war kein armer Mann und obwohl nach seinem Tode das meiste seiner Familie zugefallen ist, da Mama nochmals geheiratet hat, habe ich genug geerbt, um auch ohne Gatten mit allen Annehmlichkeiten auf dem kleinen Landschlösschen zu leben und mein eigener Herr zu sein. Eher würde ich ins Kloster gehen als zu heiraten! Das tun viele adelige unverheiratete Damen, die sich einen Tyrannen im Haus ersparen wollen.“
    Francoise warf ihrer Freundin einen schrägen Blick zu. Es stimmte schon, dass es viele adelige Fräulein gab, die das Leben im Kloster einer Ehe mit einem ungeliebten Mann vorzogen, aber für Selina kam ein solcher Schritt niemals in Frage. Alleine schon die Vorstellung, ihre ebenso lebenslustige wie eigensinnige Freundin könnte sich in die Bescheidenheit eines demütigen Klosterlebens einfügen, war einfach absurd.
    „Wolltest du nicht noch einmal alles wiederholen?“
    „Ja“, Francoise seufzte. „Meine Mutter starb vor sechs Jahren, dann lebte ich gemeinsam mit meinem Stiefvater in unserem Schloss. Er wurde jedoch vor drei Jahren getötet und ich wohne seitdem mit einer Tante und meiner Gesellschafterin“, sie deutete dabei mit einem unglücklichen Lächeln auf Selina, „alleine. Und nun hat mein Großvater mir geschrieben, dass ich nach Florenz kommen soll.“
    „Und einen adeligen Nichtsnutz heiraten“, ergänzte Selina grimmig.
    „Du hättest auch einfach antworten können, dass du lieber bei deiner Tante bleibst“, wandte Francoise ein. „Es war nicht notwendig, die Einladung anzunehmen und diese Maskerade zu betreiben.“
    Selina zuckte mit den Schultern, „Es ist doch nicht für immer, Francoise. Ich habe gewiss nicht vor, den Rest meines Lebens in Florenz zu verbringen. Wir bleiben einige Wochen dort, sehen uns alles an, lassen uns von den Florentinern bewundern und dann reisen wir wieder heim. Aber ich wollte doch so gerne in den Süden! Etwas von der Welt sehen! Und welche bessere Gelegenheit könnte sich da noch bieten? Florenz! Stell dir doch vor, meine Liebe! Dort gibt es gewiss keine kalten Winterstürme, keine feuchten Mauern. All diese Kirchen, von denen ich in den Reiseberichten gelesen habe und von denen gesprochen wurde, die Kunstwerke, die geschaffen wurden! Kannst du dich nicht erinnern, was der alte Père Albert erzählt hat über die wunderbaren Fresken in den Kirchen von Florenz? Er hat dort fast zwei Monate in einem Kloster gelebt, dessen Mönche ebenfalls malten.“
    „Alle Mönche?“ fragte Francoise mit großen Augen.
    „Nun, zumindest einer von ihnen, “, schränkte Selina ein. „Dessen bin ich mir aber ganz sicher. Auch wenn ich denke, dass er schon gestorben ist. Aber Père Albert hat dort in diesem Kloster gewohnt, bevor er weiter gezogen ist nach Rom.“
    „In Rom lebt der Papst“, sagte Francoise leise, die Kunstwerken
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