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Selina - Liebesnaechte in Florenz

Selina - Liebesnaechte in Florenz

Titel: Selina - Liebesnaechte in Florenz
Autoren: Mona Vara
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als ihre Gesellschafterin mitgebracht, weil ich durch eine Amme von Kindheit an mit dieser Sprache vertraut bin.“ Dies war die einzige schwache Stelle an ihrer kleinen Komödie, wie Selina ihren Rollentausch nannte, und sie hoffte, dass sie überzeugend genug war.
    „Eine Magd bist du? Eine Bedienstete meiner Enkelin?“
    Selina merkte, wie eine ärgerliche Röte in ihre Wangen stieg. Ihr gefiel weder die Art, in der der Großvater seine falsche Enkelin begrüßt hatte, noch die Weise, in der er mit ihr sprach. „Eine Gesellschaftsdame, Signore. Es ist bei adeligen Damen in unserer Heimat so üblich, Mädchen aus guter Familie ins Haus zu nehmen.“ Sie hatte diese Worte absichtlich so gewählt, um bei dem alten Mann nicht den Eindruck zu vermitteln, er hätte es bei ihr mit einer niedrigen Bediensteten zu tun. Allein schon der hochmütige Blick, mit dem er sie ansah, sagte ihr, dass diese Entscheidung gut gewesen war.
    Santini wandte sich wieder Francoise zu. „Du bist einen Tag zu spät gekommen. Dein zukünftiger Mann hat gestern die Stadt verlassen, um anderswo seine Vergnügungen zu suchen. Es ist nicht abzusehen, wann er wieder zurückkehrt, bis dahin wirst du dich aber hoffentlich schon eingelebt haben und unsere Sprache besser beherrschen.“ Er musterte sie von oben bis unten, „Du bist zwar hübsch genug, um ohne Worte zu gefallen und den meisten Männern sind plappernde Frauen ohnehin ein Gräuel, aber ich möchte Barenza auch keine Braut präsentieren, die stumm ist wie ein Fisch.“ Er winkte herrisch mit der Hand, „Und nun geht. Fiorina!“
    Die junge Frau hatte in der Tür gewartet und lief nun herbei, „Si, messer ?“ „Zeig den beiden ihre Kammer und führ sie im Haus herum. Zum Abendessen bringst du sie wieder herunter, damit sie auch die andere Familie kennen lernen.“
    Als Selina neben der erschütterten Francoise und Fiorina die schmale Steintreppe hochstieg, beglückwünschte sie sich heimlich für ihre Idee, die Rollen mit ihrer Freundin getauscht zu haben. Dieser alte Mann schien es für selbstverständlich zu erachten, seine Enkelin, die er nicht einmal kannte, an einen Mann zu verkaufen, der seinen ausschweifenden Lebenswandel mit dieser Heirat finanzieren wollte. Die Tatsache, dass dieser in einer anderen Stadt seinen Vergnügungen nachging, kam ihr äußerst gelegen. Auf diese Weise konnte sie sich in Ruhe Florenz ansehen, von dem ihr Père Albert in den glühendsten Farben erzählt hatte. Sie hatte ja schließlich nicht vor, sich hier an einen Mann binden zu lassen, der sie nicht nur als lästiges Anhängsel zu ihrer Mitgift betrachtete, sondern nach herrschendem Recht auch noch Herr über ihr gesamtes Vermögen und sie selbst werden würde.
    Fiorina führte sie in eine Kammer, in der ein breites Bett stand, das von reichgeschnitzten, mit Decken belegten Betttruhen umgeben war. Dann ein länglicher Tisch mit einer Vase darauf und zwei Stühle. Am Boden lag ein weicher Teppich und die Wände waren mit hübschen Mustern bemalt, bei denen sich Blumen mit geometrischen Formen abwechselten. Das Fenster zeigte auf den kleinen Innenhof, es war mit schweren Läden verschließbar, hatte jedoch Flügel mit kleinen, in Blei gefassten Glasscheiben.
    Die Bediensteten hatten das Gepäck bereits heraufgebracht und Fiorina lächelte Francoise freundlich an, als diese zögernd mitten im Raum stehen blieb. „Ich hoffe, das Zimmer gefällt euch. Ich habe selbst dafür gesorgt, dass es frisch gereinigt wurde und ihr die besten Laken und Decken erhält, die wir im Haus haben. Ihr sollt euch bei uns wohl fühlen. Das ist ebenfalls der Wunsch von Signor Santini, auch wenn euch die Begrüßung vielleicht ein bisschen herb vorkam. Er ist ein sehr strenger Mann und zeigt niemals Freude.“
    Francoise nickte nur.
    „Es wird sicherlich eine große Enttäuschung für dich sein, liebe Base, dass Alessandro di Barenza abgereist ist“, fuhr Fiorina fort. Sie sprach ganz langsam und deutlich, damit Francoise sie auch verstehen konnte. „Aber er bleibt selten lange in Florenz.“
    „Ach ja?“ Da Francoise keine Anstalten machte, das Gespräch fortzusetzen, sondern ihr nur einen hilflosen Blick zuwarf, gab ihr Selina einen kleinen Schubs. Sie wollte noch mehr über diesen Mann wissen, der sich für Geld verkaufte. Das war natürlich nicht unüblich, in ihrer Heimat kam so etwas ebenfalls fast ständig vor, aber da wurden gewissen Spielregeln eingehalten, um die zarteren Gefühle der Beteiligten zu
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