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Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben

Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben

Titel: Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben
Autoren: Torsten Sträter
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»Nee. Erste Mal. Und du?«
    Sie: »Total oft.«
    Ich: »Stimmt. Hab dich auch schon oft hier gesehen.«
    Ergab nicht direkt einen Sinn, aber sie merkte nichts. Sehr gut. Das ist ja viel wert.
    Um im Terminus der 80er zu bleiben: Ich und der steile Zahn voll Banane am Abhotten, da kam mir eine Idee, und zwar ein echter Knüller, das gestalten wir hier mal rattenscharf, das wird eine Wucht … und ab da lief es nur noch mittelmäßig.
    Um es kurz zu machen: Der Discofox, und ich möchte den Rest des Satzes dick unterstreichen, enthält KEINE WUCHTIGEN HEBEFIGUREN.
    Heute weiß ich das. Aber damals, als ich meine Tanzpartnerin an den Hüften packte und nach oben stemmte, wusste ich es nicht, heute schon, und die Antwort, warum man es nicht tut, besteht nur aus einem Wort: Deckenventilator.
    Als das Mädchen über der Tanzfläche zu rotieren begann, setzte erst Applaus ein, aber der kippte ziemlich zügig. Der ganze Laden starrte unter den Rock des Mädchens, das sich durch einen ganzen Kim-Wilde-Song propellerte, und dann glotzten alle mich an, mich, den Hebefigurenmeister, die Musik stoppte, mir wurde übel und ich sagte sinnloserweise: »Murdock, schieb den Helikopter raus.«
    Nun ja: Immerhin hatte ich eines der Mädels für die Matratze klargemacht, wenn auch für eine im Josephinen-Hospital.
    Ist aber nicht viel passiert. Das Mädchen legt seitdem einen permanent verwunderten Gesichtsausdruck an den Tag, genau wie ich. Ich, weil ich nicht fassen kann, wie scheiße die Achtziger wirklich waren, sie, weil ihre Augenbrauen seit jenem Abend sehr, sehr weit oben an der Stirn saßen.
    Sie hat es mir nicht übelgenommen.
    Wir sind tatsächlich ein paar Mal miteinander ausgegangen, Essen und so, aber wir haben’s dann gelassen, weil der Kellner sie jedes Mal ansah und fragte: Stimmt was mit der Suppe nicht? Es war mir einfach unangenehm.
    War damals auch schwierig mit den Frauen. Alles war schwierig, aber das mit den Frauen der Achtziger war das Schlimmste.
    Ich glaub, das Mädchen von damals hat dann den DJ aus Aggis Discopub geheiratet, und wie ich hörte, hat er bei der Trauung nicht »Ja, ich will« gesagt, sondern: »Da simmer dabei, Ficki Ficki Ficki, ha ha, und ich sage DAUMEN hoch, Muchachos, jetzt geht’s aber mal richtig ab hier, eben noch der große Stecher, nächste Woche Ehebrecher!« Oder so ähnlich.
    Da lob ich mir das neue Jahrtausend. Wenn du damals eine Frau kennenlernen wolltest, musstest du richtig was draufhaben – Discofox, Konversation, alles Mögliche. Heutzutage reicht es gottseidank, wenn du aus Duplopapier ein Tier kneten kannst. Warum hat’s die Achtziger gegeben?
    Rückblickend wäre es mir lieber, sie hätten mich 1979 eingefroren und 1994 wieder aufgetaut, da war das Gröbste überstanden.
    Aber ich kann mir denken, wie das abgelaufen wäre: Da knall ich frisch aufgetaut in Unterbuchse und frierend aufs Laminat, vor mir ein Arzt.
    Â»Da sind Sie wieder.«
    Â»Welches Jahr?«
    Â»1994.«
    Â»Gut. … Was ist … das für Musik, bei Gott?«
    Der Arzt sagt: »Rednex. Cotton Eye Joe.«
    Â»Friert mich wieder ein.«
    Na ja. Vielleicht kommen mir die Achtziger rückblickend nur so übel vor, weil ich damals immer bei den blöden Partyspielen meiner Freunde mitgemacht habe. Man kennt das: Wir spielten immer Rommé, und wer verlor, musste ’ne Lavalampe austrinken. Das geht schnell mal aufs Hirn.
    Trotzdem: Man sagt, wer sich an die Achtziger erinnern kann, hat sie nicht miterlebt. Ich wünschte, das würde stimmen.

Entsetzliche Klischees mit Häschen
    M ein Bürotelefon klingelt.
Vertreter: »Guten Tag, wir rufen Sie heute an, um Ihnen zu helfen, günstiger zu drucken. Welche Drucker haben Sie in Benutzung?«
    Ich: »Wer ist wir?«
    Vertreter: »Die Firma DDSWG GmbH aus Fürth.«
    Ich: »Und was kann ich für Sie tun?«
    Vertreter: »Die Frage ist, was können wir für Sie tun?«
    Ich: »Fass mich unten an.«
    Stille.
    Ich: »Hallo?«
    Vertreter: »Ja.«
    Ich: »Haben Sie gehört, was ich sagte?«
    Vertreter: »Ja.«
    Ich: »Und?«
    Stille.
    Ich: »Hallo?«
    Vertreter: »Nein.«
    Ich: »Wie nein? Fürth ist nicht weit weg. Bitte erscheinen Sie in meinem Büro und fassen Sie meinen Penis an.«
    Vertreter: »Nein.«
    Ich: »Ach komm!«
    Vertreter:
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