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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Petra Mattfeldt
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sie die Hand hob. »Bitte, tu das nicht. Du würdest mein Kind dadurch verletzen können.«
    »Wenn du aber nicht fixiert bist, könntest du dir wehtun. Es ist zu deinem eigenen Besten.«
    »Nein«, sagte sie, so ruhig es ihr möglich war. »Ich bin Mutter, ich treffe hier die Entscheidungen für mich und mein Kind. Wir wollen nicht fixiert werden, sondern werden so auf uns achten.«
    Seine Reaktion verblüffte Kerstin. »Wenn dann etwas geschieht, darf mir niemand vorwerfen, dass ich daran schuld sei«, erklärte er gekünstelt.
    Was redete er denn da nur? Was war hier los? Es klang, als plapperte er die Worte nach, die er selbst schon einmal so gehört hatte. Der Begriff fixiert, statt fesseln, und der Hinweis, sie könne sich wehtun. So, als hätte man es ihm eingeredet.
    Die Kamera war noch immer ausgeschaltet. Er stellte sich dahinter, so dass die Frauen ihn direkt ansahen. »Es tut mir leid, das Auswahlverfahren abkürzen zu müssen.« Er legte die Fingerspitzen aneinander und sprach wie ein Lehrer, der seine Schüler über eine bevorstehende Klassenarbeit informierte.
    Kerstin beobachtete ihn genau. War das noch der gleiche Mann, der sie entführt und gequält hatte? Er machte einen vollkommen anderen Eindruck, wirkte bemüht. Auch völlig anders als vorhin an ihrer Zelle, wo er so abgedreht gesprochen und von ablaufenden Zyklen gefaselt hatte. Intuitiv startete sie einen Versuch.
    »Ich hatte dich so verstanden, dass wir die Auswahl bestimmen sollten?«
    »Was?«
    »Wir sollten uns über die Qualifikation als Mütter unterhalten.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Wirklich nicht? Dann habe ich dich falsch verstanden. Entschuldige bitte.«
    Sein rechter Mundwinkel zuckte unkontrolliert, er sah zwischen den Frauen hin und her, wurde unruhig.
    »Wir müssen jetzt …«, er stockte. »Wir wollten …« Er suchte nach Worten.
    »Die Auswahl treffen«, fiel Kerstin in seinen Gedanken ein.
    »Die Auswahl, die Auswahl«, murmelte er, als suche er in seinem Kopf nach der Definition des Begriffs.
    »Wir haben sie getroffen«, sagte Kerstin ruhig und stieß vorsichtig Lena an. Diese sagte nichts, ihr Gesicht war angstverzerrt.
    »Nicht wahr?«, forderte Kerstin sie nun auf.
    »Ja«, gab Lena daraufhin leise von sich.
    »Aber, welche Auswahl?«
    »Wir beide zusammen sind die perfekten Mütter. Keine von uns würde zulassen, dass den Kindern der anderen etwas geschieht. So sind wir viel stärker als jede andere Mutter, die es gibt.«
    »Das geht nicht.« Seine Stimme veränderte sich. Er rollte die Augen.
    »O doch, das geht. Und du weißt, dass es richtig ist. So kann der Zyklus zum Abschluss gebracht werden. Nur so.«
    »Aber …«
    »Kein weiteres Aber mehr. Die Entscheidung ist gefallen. Gegen Luzifer. Er darf keinen Platz mehr im Himmelreich finden.«
    Er starrte Kerstin nur an. Seine gesamte rechte Gesichtshälfte zuckte heftig, die Augen rollten umher.
    Ein Geräusch ließ Kerstin aufmerken. Er schien es nicht bemerkt zu haben. Schnell sah sie zu Lena, dann wieder nach vorn. Er stand nur da, unschlüssig, was er tun sollte. Plötzlich schüttelte er den Kopf, griff nach hinten und hatte im nächsten Moment ein Messer in der Hand. Bedrohlich trat er an die Frauen heran. Blitzschnell legte er das Messer an Kerstins Kehle.
    »Wer Luzifer am lautesten verhöhnt, verbirgt darin oft nur seine Anbetung.« Seine Stimme hatte sich verändert. Er presste die Worte zwischen den Zähnen hervor.
    Lena wimmerte leise. »Bitte nicht.«
    »Ach nein?« Er riss das Messer herüber, ritzte in Lenas Kehle.
    »Lass uns Rebecca fragen«, brüllte Kerstin. Ihre plötzliche Eingebung verfehlte ihre Wirkung nicht.
    »Was?« Er nahm das Messer weg.
    »Die Kamera, sie läuft nicht. Rebecca kann nicht sehen, was hier geschieht. Das ist nicht richtig. Sie wird zornig auf dich werden.«
    »Rebecca ist nie zornig auf mich«, brüllte er, und Kerstin zuckte zusammen. Wütend ging er zur Kamera hinüber, schaltete sie ein.
    »Ich glaube, wir haben eine Gehilfin Luzifers in unserer Mitte ausgemacht«, säuselte er nah am Mikrofon. Dann kicherte er hysterisch. Er fuhr mit seinem Finger die Klinge des Messers entlang. Ganz plötzlich sprang er los, griff nach dem Seil, das auf dem Boden lag, und war mit wenigen Schritten bei Kerstin. Brutal schlang er den Strick um ihren Hals, verknotete ihn hinter dem Sessel. Sie bekam kaum noch Luft, hielt krampfhaft ihren Sohn fest, der unruhig wurde und zu weinen begann.
    Der Entführer verschwand kurz aus
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