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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Petra Mattfeldt
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Wohnung und wie waren sie auf ihn gekommen? Er raufte sich die Haare, presste seine Hände, so fest er konnte, gegen seinen Schädel. Er stand noch immer in der Seitenstraße, wo er wie immer seinen Wagen abgestellt hatte und gerade zu seiner Wohnung hinaufgehen wollte, als die Einsatzfahrzeuge mit quietschenden Reifen vor dem Kastenbau anhielten. Er war zurückgegangen und hatte aus sicherer Position das Ganze beobachtet. Fast eine Stunde lang hatte er ungläubig das Geschehen verfolgt, bis die Polizisten schließlich wieder abgezogen waren. Nun stand er mit dem Kopf an die Hauswand gelehnt in der Seitenstraße, schlug immer wieder gegen das Mauerwerk, bis er bemerkte, dass Blut daran herabtropfte. Er fasste sich an die Stirn, spürte, dass sie aufgeplatzt war. Benommen taumelte er zu seinem Auto hinüber, setzte sich hinter das Lenkrad, startete den Wagen. Er fuhr bis zu dem kleinen Weiher, stellte den Motor ab und stieg aus. Er ging ein Stück zu dem kleinen Hügel, seinem Hügel, wohin er immer gegangen war, wenn er es nicht mehr aushielt. Das Hemd war von seiner blutenden Stirn verschmiert und klebte ihm stellenweise, dort, wo es stärker durchtränkt war, am Oberkörper. Er setzte sich ins Gras, nahm den Geruch der Erde auf, spürte die wärmende Sonne auf seiner Haut. Der Anblick des glitzernden Wassers schenkte ihm Ruhe, doch das Gefühl, sein Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben, blieb. Er musste nachdenken, eine Lösung finden. Die vergangenen Jahre waren gut zu ihm gewesen, hatten ihm Kraft gegeben. Er war über sich hinausgewachsen, hatte mit der Reinigung seiner verschmutzten Seele begonnen. Doch er war noch nicht fertig, sein Werk war noch nicht abgeschlossen. Er brauchte noch Zeit, um für Rebecca und sich den Frieden zurückholen zu können, der ihnen in ihrer Kindheit genommen worden war. Reine Seelen, geschaffen aus Leid und Schmerz, wie durch ein Feuer, das alles Übel verbrennt und nichts als reine Erde zurücklässt. Er musste es zum Abschluss bringen, den Zyklus beenden, durfte sich jetzt nicht unterbrechen lassen. Sie wollten ihn stören, diese Polizisten, wollten unterbinden, dass Rebecca und er ihr Seelenheil zurückerlangten. Er musste sie davon abhalten. Doch wie? Wieder war das Bild des reinigenden Feuers vor seinen Augen. Doch was war mit der Mutter? Hatte er die beste unter ihnen ausgewählt, war sie die richtige, die, die künftig die Reinheit weitergeben und durch die Engel begleitet würde? Was, wenn er sich irrte? Was, wenn auch sie nichts als eine Täuschende war und ihre Kinder Höllenqualen aussetzen würde. Dann wäre alles verloren. Und wenn nun keine von ihnen es wert war, sich Mutter nennen zu dürfen? Was, wenn sie am Ende schwach und wimmernd ihre Kinder in den Schlund der Seelenlosen stießen? Was, wenn seine Prüfung nicht gefruchtet, er versagt hatte? Er spürte, wie das Blut auf seiner Haut zu trocknen und eine harte Kruste zu spannen begann. Er drehte den Kopf, dehnte seinen verspannten Nacken, bis er knackte. Fest presste er seine Handflächen gegeneinander, setzte sich kerzengerade hin. Erst leise, dann voller Leidenschaft, sprach er ein Gebet, wollte Zuspruch und die Weisheit der richtigen Entscheidung erbitten. Er sah das Gesicht Rebeccas vor sich. Sie, die Gefährtin seiner Seele, war bei ihm im Gebet. Leise sprach er die Worte, bat inbrünstig um eine Eingebung. Er musste es zu Ende bringen, dann könnten sie für immer zusammen sein, mit gereinigten Seelen und als Liebende verbunden. Er musste es einfach schaffen. Es gab keinen anderen Weg.
    Er stemmte sich vom Boden hoch, stand auf, warf noch einmal einen sehnsüchtigen Blick auf den Weiher. Dort hinten würde schon bald das Haus stehen, in dem sie gemeinsam lebten. Weitab von anderen Menschen, geborgen in der Sicherheit ihres Zusammenseins. Er ballte die Fäuste. Er musste jetzt stark sein, alle seine Kräfte sammeln und für sein und Rebeccas Lebensglück kämpfen. Er hob das Kinn, fühlte sich selbst an die Zeichnungen der römischen Kämpfer in seinen Büchern erinnert, die mit Stolz gekämpft hatten und alle Feinde aus dem Weg räumten, die es wagten, ihnen entgegenzutreten. Tief atmete er ein, spürte die warme Luft, hörte die Geräusche aus der Tiefe des Weihers und nahm den Duft des frischen Grases und der erwärmten Erde wahr. Dann drehte er sich brüsk um und ging zurück zu seinem Wagen. Die Stärke war in seinen Körper zurückgekehrt, kräftig pulsierte das Blut in seinen Adern. Kurz sah er in
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