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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Petra Mattfeldt
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ihrem Sichtfeld. Dann hörte sie ein Plätschern. Sie röchelte, versuchte ihren Kopf etwas zu drehen, um besser Luft holen zu können. Der Geruch von Benzin drang in ihre Nase.
    Ganz plötzlich wurde der Sessel zurückgezerrt, kurz darauf auch Lenas Stuhl.
    »Wir wollen ja nicht die Kamera verbrennen.« Wieder kicherte er hysterisch.
    Kerstin spürte die Flüssigkeit unter ihren Füßen, schloss die Augen. Sie röchelte, bekam kaum Luft. Er hielt eine Streichholzschachtel hoch. »Gleich, Rebecca, werden wir den Zyklus beenden. Luzifer wird mit Scham und Pein in die Hölle zurückkehren müssen, aus der er sich einst erhob.« Er entzündete das Streichholz, wollte es gerade in die Benzinlache werfen, als wie aus dem Nichts eine schwarze Gestalt auf ihn prallte und ihn zu Boden riss.
    »Ich hab ihn!«
    Die Frauen konnten nicht begreifen, was geschah. Von allen Seiten kamen Menschen herbei, schnitten ihre Fesseln los. Ein Beamter nahm Kerstin vorsichtig den Säugling ab, während ein anderer das Seil um ihren Hals durchtrennte.
    »Sie sind in Sicherheit«, hörte sie jemanden sagen, doch die Stimme erreichte sie nur wie durch einen dicken Nebel.
    »Mein Kind«, brachte sie noch immer röchelnd hervor. Sofort legte ihr der Mann vorsichtig den Säugling wieder in den Arm, der nun lauthals schrie.
    Sie sah, wie ihr Entführer in diesem Moment von zwei Beamten gepackt und hochgezogen wurde. Er wehrte sich nach Kräften, trat nach ihnen, spuckte, versuchte sich irgendwie aus der Umklammerung zu lösen. Mit Genugtuung sah Kerstin, dass es keinerlei Auswirkungen hatte.
    »Schafft ihn sofort hier weg«, hörte sie eine Stimme neben sich sagen und sah den Mann an.
    »Ich bin Hauptkommissar Falko Cornelsen. Und das ist Oberkommissar Harald Kunst«, erklärte er mit einem Fingerzeig auf den Mann, der Lena stützte. »Sie haben nichts mehr zu befürchten. Wir bringen Sie nach Hause.«
    Kerstin hatte Mühe, seine Worte zu begreifen. Sie nahm wahr, dass Lena von dem anderen Kommissar aus dem Raum geführt wurde.
    Falko stützte sie, während sie eng ihr aus voller Kehle brüllendes Kind an sich drückte. »Wollen wir gehen, Frau Sommer?« Es klang sanft.
    Sie hielt Falko am Arm zurück. »Bitte.«
    »Ja?«
    »Ich möchte nicht, dass mein Sohn jemals erfährt, dass er hier geboren wurde.«
    Falko lächelte. »Das ist allein Ihre Entscheidung. Von unserer Seite wird dieses Detail nicht nach außen dringen.«
    »Danke.« Kerstin ging vor, blickte sich noch einmal um. Die Schrankwand, die Kamera, Stühle. Würde sie diesen Raum jemals vergessen können?
    »Kommen Sie. Gehen wir.« Falko schob sie sanft voran. Auf der angrenzenden Stallgasse blieb sie abermals stehen. »Zünden Sie das Streichholz an und brennen Sie alles nieder. Alles!« Sie drückte ihren Sohn an sich, küsste zärtlich seine Stirn. Dann verließ Kerstin das Gebäude. Sie drehte sich nicht mehr um.

Epilog
    Rafael Langer wurde im späteren Prozess des Totschlags angeklagt. Aufgrund seiner nachgewiesenen Drogenabhängigkeit wurde eine verminderte Schuldfähigkeit festgestellt. Er wurde zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt und erhielt die Auflage, sich einer Therapie zu unterziehen.
     
    Nicole Heinemanns Leiche wurde während der Durchsuchung, nachdem die alte Reithalle gestürmt worden war, auf einer Schubkarre abgelegt gefunden. Offenbar hatte Markus Schmelcher keine Gelegenheit mehr gehabt, die Tote zu entsorgen.
    Er wurde in dem späteren Prozess des fünffachen Mordes angeklagt. Das Gericht gab ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag, das zum Ergebnis hatte, dass der Angeklagte unter dissoziativer Identitätsstörung leide, eine Schuldunfähigkeit gemäß §  20 St GB vorliege und er insoweit für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden könne. Das Gericht ordnete daraufhin die lebenslange Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt an.
     
    Falko Cornelsen besuchte Markus Schmelcher über mehrere Jahre hinweg in der psychiatrischen Einrichtung, um das Verhalten des Mannes zu studieren. Zunächst war dieser nicht bereit, auch nur ein Wort mit dem Kriminalkommissar zu reden. Nachdem dieser zu seinen Besuchen Schokoladentrüffel mitbrachte, gab Markus Schmelcher zumindest zeitweise sein Schweigen auf.
    Für Falko Cornelsen entstand im Laufe der Jahre das Bild eines schwer gestörten Mannes, der immer wieder selbst zum Opfer geworden war. In endlosen Gesprächen erfuhr Cornelsen, dass Schmelcher vom Lebenspartner seiner Mutter ab
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