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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück
Autoren: Mary E Mitchell
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warm und pelzig – alles genau an den richtigen Stellen. »Hey«, sage auch ich, küsse ihn auf den Mund und schmecke die Seife. Seine Hand gleitet über meinen fast flachen Bauch. »Wir könnten aus dem Gästezimmer auch ein Kinderzimmer machen, weiß du«, sagt er. Ich habe ihm nie erzählt, dass ich immer gehofft hatte, Teddy würde das mal sagen. Wieder küsse ich ihn, diesmal schmecke ich Shampoo. »Jetzt, wo ich endlich dünn bin«, sage ich.
    »Du warst immer schön«, sagt er. »Ich mag starkknochige Frauen.«
    Metzgergesäusel. Immer geht es um Knochen und Fleisch.
    Um zehn Uhr ist Mickey bereits fort. Pulkowski und ich fahren hinüber zu Eleanors betreuter Wohngruppe. Der Himmel ist mit schweren grauen Wolken verhangen, und man meint fast, den Schnee riechen zu können, der bald fallen wird. Pulkowski sieht scharf aus in dem schönen Hemd, das ich für ihn gebügelt habe. Ich habe den Kragen und die Manschetten gestärkt, genau wie Helen es getan hätte, und sogar die Knopfleiste. Wir fahren auf den bereits überfüllten, matschigen Parkplatz hinter Eleanors Haus und sehen zu, wie die Eltern der Bewohner und andere Familienangehörige Türen knallen und nach drinnen eilen. Manche von ihnen haben Blumen dabei, und einer trägt eine Flasche mit sprudelndem Traubensaft, die so verpackt ist, dass sie wie Champagner aussieht.
    »Mr P.!«, hören wir jemanden rufen, und als wir uns umdrehen, läuft Marcie auf uns zu. Sie ist von Kopf bis Fuß von einem braunen Herrenmantel bedeckt, der zeltgroß ist und sich im Winterwind bläht. Sean folgt steif ein paar Schritte hinter ihr. Er trägt eine Wintermütze, die seinen Kopf wie ein Ei aussehen lässt.
    Zu viert betreten wir eine Diele, die vollgestopft ist mit Stiefeln und Jacken. Von der Decke hängt ein riesiger Stern aus Pappmaché, und an Wänden und Fenstern kleben unzählige Papiersterne. NICHT OHNE MICH! hat jemand in runden Kreidebuchstaben auf ein großes Schild geschrieben. Eleanor kommt mit einem Lächeln auf den Lippen und stark geschminktem Gesicht auf uns zu. Was sie trägt, kann man am besten als Ballkleid bezeichnen. Es ist pfirsichfarben und hat mehr Schichten als eine Hochzeitstorte. Sie sieht aus wie eine Prinzessin. »Kommt hierher!«, ruft sie, wirft die Arme um mich und drückt mich an sich.
    »Eleanor«, sage ich. »Möchtest du uns nicht begrüßen?«
    »Ich bin der Star!«, sagt sie und lässt mich los. »Hallo.«
    »Du bist ganz sicher der Star«, sage ich zu ihr und zupfe einen ihrer Puffärmel zurecht. »Und ein sehr hübscher obendrein.«
    Ich stelle sie Pulkowski vor, der inmitten der Mischung aus geistig zurückgebliebener Durchgeknalltheit, Lampenfieber, aufgeregtem Rufen, laut brüllenden behinderten Schauspielern und ihren Familien selig lächelt und nur Augen für Marcie hat. Als ich Marcies Aufmachung sehe, weiß ich auch, warum er so gefesselt ist.
    Sie sieht einfach perfekt aus in Helens gepunktetem Hemdblusenkleid. Der Gürtel aus Lackleder sitzt genau im selben Loch. Der Rock fällt in schmeichelnden, gepunkteten Falten über ihre schlanken Hüften. Das kleine weiße Spencerjäckchen hängt steif von ihren Schultern, die Dreiviertelärmel haben akkurate Bügelfalten.
    »Das ist doch wohl das heißeste Outfit, das du in deinem ganzen Leben gesehen hast, oder?«, fragt sie.
    Ich weiß nicht, ob ich diese, meine beste, verrückte Freundin erwürgen oder bei ihrem Anblick einfach nur in hysterisches Lachen ausbrechen soll. Ich entscheide mich für den Mittelweg und stehe mit offenem Mund in der Diele.
    »Sie sieht entzückend aus«, flüstert Pulkowski.
    »Und erst die Schuhe«, sagt Marcie. Sie schlägt die Hacken ihrer altmodischen Stöckelschuhe, die vorne offen sind, zusammen. Vermutlich hat Helen sie zu meiner Taufe getragen. Ihre Zehennägel sind rot lackiert. »Deine Mutter hat auch ein paar coole Hüte«, sagt sie. »Aber die schienen mir für heute zu sommerlich.«
    »Ja, wir haben schließlich Februar «, gelingt es mir zu sagen.
    »Ich hoffe, du hast sie mitgenommen«, sagt Pulkowski. »Die Hüte. Sie hätte gewollt, dass du sie bekommst.«
    »Was für Hüte?«, ruft Eleanor, ergreift dann meine Hand und zieht mich zum Esszimmer.
    Was für ein Anblick.
    Die Wände sind mit alten Filmpostern von Rita Hayworth, Joan Crawford und Clark Gable bedeckt. Das größte Poster zeigt Fred Astaire und Ginger Rogers beim Tanzen. HOLLYWOOD HURRA! steht auf dem Banner, das in dem Zimmer aufgehängt ist. Auf dem Tisch liegen neben
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