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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Bruckner ging zur Tür. Er legte die Hand auf die Klinke und schaute Angelika schmunzelnd an. »Ich werde Ihnen alles berichten, was wir ausgemacht haben. Schließlich wird er ja, wenn er operiert wird, auf Ihrer Station aufgenommen. Und dann müssen Sie doch über ihn genau Bescheid wissen.«
    Er winkte Dr. Heidmann: »Dann wollen wir uns mal den guten Herrn Sartorius anschauen.«
    Peter Sartorius ging im Wartezimmer auf und ab, blieb schließlich am Fenster stehen und schaute in den Garten hinaus. Nervös trommelte er mit den Fingern gegen die Scheibe. Er fürchtete sich ein wenig vor der Unterredung mit Dr. Bruckner, denn er wußte nicht, was der Psychiater in dem Befund geschrieben hatte, den er bei sich trug. Zwar war er immer wieder versucht gewesen, den Umschlag zu Hause zu öffnen und nachzusehen, aber dann hatte er es doch nicht gewagt. Er fürchtete, daß verräterische Spuren zurückbleiben könnten und daß Dr. Bruckner über seine Neugier verärgert sein würde.
    Immer wieder, wenn jemand auf dem Flur vorbeiging, fuhr er zusammen und schaute zur Tür hin. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis Schritte auf dem Flur endlich vor der Tür verhielten.
    Peter Sartorius war enttäuscht, als Dr. Bruckner nicht allein das Zimmer betrat. Den jungen Arzt, der ihn begleitete, hatte er noch nie gesehen.
    Dr. Bruckner reichte ihm die Hand. »Sie kommen heute schon?«
    »Ja.« Peter Sartorius griff in seine Tasche, holte den Brief des Psychiaters hervor und reichte ihn Dr. Bruckner. »Ich komme gerade von der Untersuchung. Da habe ich mir gedacht, daß ich Ihnen den Befund gleich bringe.«
    Bruckner nahm den Brief entgegen. »Darf ich Sie mit meinem Kollegen Dr. Heidmann bekannt machen? Er wird Sie später als Stationsarzt betreuen. Da ist es besser, Sie kennen sich schon ein wenig.«
    Peter Sartorius gab Dr. Heidmann die Hand und stellte fest, daß der junge Arzt einen sympathischen Eindruck machte.
    »Gehen wir in mein Zimmer«, sagte Thomas Bruckner und trat auf den Flur hinaus. Er wartete, bis Heidmann und Sartorius ihm gefolgt waren. Als die drei Herren am Dienstzimmer vorbeikamen, öffnete sich die Tür, und Schwester Angelika fragte: »Wollen Sie die Besprechung hier halten?«
    Dr. Bruckner schüttelte den Kopf. »Nein, ich ziehe es vor, in mein Zimmer zu gehen. Hier klingelt das Telefon dauernd«, wandte er sich erklärend an Peter Sartorius. »Da werden wir immer wieder gestört. Bei mir ist es etwas ruhiger. Aber vielleicht«, wandte er sich an Schwester Angelika, die sich in das Dienstzimmer zurückziehen wollte, »machen Sie uns eine Tasse Kaffee? Rufen Sie bitte im Kasino an, daß Kollege Heidmann und ich etwas später kommen. Wir wollten nämlich gerade zum Mittagessen«, erklärte er dem Besucher.
    Er blieb vor seinem Zimmer stehen und schloß die Tür auf. »Nicht wahr«, sagte er, als er sich hinter seinen kleinen Schreibtisch setzte und die beiden aufforderte, vor ihm auf den Besucherstühlen Platz zu nehmen, »hier ist es doch gemütlicher.« Er setzte sich, nahm einen Brieföffner vom Tisch und riß den Umschlag auf. Die Augen des Besuchers ruhten auf Dr. Bruckners Gesicht, als dieser den Befund durchlas. Dann reichte er den Brief weiter. »Es wird Sie sicher interessieren, was man über Sie schreibt. Psychisch unauffällig. Das ist der Befund des Kollegen. Immerhin befürwortet er den Eingriff.«
    Peter Sartorius überflog den Brief. Er atmete sichtlich erleichtert auf, als er ihn Dr. Bruckner zurückreichte.
    »Dann können wir ja über den Termin reden, wann wir Sie operieren werden.«
    »Ich wollte Sie bitten, mich so bald wie möglich zu operieren.«
    »So bald wie möglich?« Überrascht sah Bruckner sein Gegenüber an. »Warum so eilig? Wir wollten den Eingriff doch erst im Sommer durchführen.«
    »Es ist etwas dazwischengekommen. Ich muß verreisen. Da dachte ich mir, ich lasse den Eingriff vorher machen. Dann merkt niemand die Veränderung in meinem Gesicht, wenn ich von der Reise zurückkomme. Haben Sie nicht früher selbst einmal gesagt, daß man kosmetische Operationen nach Möglichkeit während des Urlaubs durchführen lassen soll?« Der Patient hatte sich weit nach vorn gebeugt, als könne er dadurch die Wirkung seiner Worte verstärken.
    Dr. Bruckner lehnte sich zurück und las noch einmal den Befund. Peter Sartorius betrachtete ihn nervös. »Bitte«, fing er wieder an. »Machen Sie es möglich. Ich wäre Ihnen sehr dankbar!«
    »Von mir aus gern. Aber ich weiß nicht, ob wir ein Bett
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