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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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nicht die Mühe zu machen«, versuchte er, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. »Du wolltest dich doch noch vorbereiten.«
    »Aber ich bitte dich!« Ihre Stimme hatte jetzt den spöttischen Unterton verloren. Die klang ehrlich besorgt: »Ich besuche dich noch. Die Interviewfragen kann ich mir auch morgen früh im Zug überlegen. Man hat ja schließlich eine gewisse Routine in diesen Dingen. Ich mache es ja nicht zum erstenmal. Soll ich dich vielleicht ins Krankenhaus fahren?«
    »Nein, bitte nein! Ich nehme ein Taxi. Das ist das beste. Den Wagen lasse ich hier stehen.«
    »Gut – welche Klinik war es noch?«
    »Die Bergmann-Klinik. Ich liege in der Abteilung von Oberarzt Bruckner.«
    »Den Namen kenne ich. Von dem habe ich schon mal was gelesen. Soll ein sehr tüchtiger Arzt sein! Na ja – dann weiß ich dich ja wenigstens in besten Händen. Also – ich werde auf jeden Fall noch vorbeikommen. Wann, kann ich dir noch nicht sagen. Ich muß hier erst meine Arbeit fertigmachen. Aber die Zeit spielt ja auch keine Rolle. Du bist ja sowieso in deinem Zimmer. Also –«, das Geräusch eines Kusses ertönte durch die Muschel, »bis heute Abend!«
    Peter Sartorius legte den Hörer auf. Er konnte nur hoffen, daß im Krankenhaus keinerlei Indiskretionen begangen würden.
    Er schaute sich noch einmal im Zimmer um, nahm den Telefonhörer auf und wählte den Taxiruf. Er nahm seinen Koffer und verließ die Wohnung. Erfahrungsgemäß dauerte es nicht lange, bis das Taxi ankam.
    Er schloß die Wohnungstür ab, stieg die Treppen hinunter und hatte kaum die Straße betreten, als das Funktaxi auch schon auftauchte.
    »Zur Bergmann-Klinik«, gab er dem Fahrer das Ziel bekannt.
    Er ließ sich in die Polster fallen. Die Wagentür schlug zu. Das dumpfe Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Es hörte sich an, als ob eine Schicksalstür zugeschlagen wäre.
    Bärbel Linke war erstaunt gewesen, daß Peter Sartorius operiert werden mußte. Er hatte ihr nie etwas von einer eventuell notwendig werdenden Operation gesagt. Sie überlegte, ob sie nicht doch vielleicht lieber in Köln bleiben sollte. Peter hatte ja sonst niemand, der sich um ihn kümmerte. Seitdem sie ihn kennengelernt hatte, war sie es, die ihn ein wenig betreute.
    Aber sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Ihre Zeitung hatte ihr den Auftrag gegeben, in Paris an einem Kongreß teilzunehmen und Kongreßteilnehmer zu interviewen. Der Kollege, der eigentlich hinfahren sollte, war erkrankt. Da hatte man sie gebeten.
    Sie war sehr froh, daß sie auf diese Art Gelegenheit hatte, Paris kennenzulernen, eine Stadt, die sie bisher noch nicht kannte. Peter Sartorius hatte ihr zwar oft angeboten, sie nach Paris mitzunehmen, aber es hatte noch nicht geklappt, mit ihm nach Frankreich zu fahren.
    Sie hatte ihn vor längerer Zeit bei einer Journalistenveranstaltung kennengelernt. Sie entsann sich noch ganz genau daran. Es war in Würzburg gewesen. Eine pharmazeutische Firma hatte eine Reihe von Journalisten zu einem Pressegespräch eingeladen. Man hatte ein neues Präparat vorgestellt und versucht, auf diese Weise die Stimmen der Presse für sich zu gewinnen, indem man die Journalisten einlud und freihielt. Es war bei dem Abendessen gewesen, als Sartorius sie fragte, ob er neben ihr Platz nehmen dürfe. Sie hatte gar nicht aufgeschaut und einfach ja gesagt. Zu Anfang nahm sie keinerlei Notiz von ihm. Er hatte sich sehr bemüht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, aber es war nicht so recht gelungen. Ihr Nachbar zur Rechten, ein junger und attraktiver Mann, interessierte sie viel mehr.
    Aber dann war die Weinprobe in den Kellern der Residenz, und da stand er wieder neben ihr. Er unterhielt sie. Jetzt merkte sie, daß er ein geistreicher und charmanter Plauderer war. Je länger er mit ihr sprach, desto weniger dachte sie an sein Alter, desto mehr wurde er zu einer Art gleichaltrigem Kumpel.
    Während die anderen Kollegen ziemlich flache und fade Gespräche führten, sprühte er nur so von Witz, so daß sich bald eine kleine Gruppe zu ihnen gesellte und sich bemühte, in ihrer Nähe zu bleiben, um auch an diesen Pingpong-Gesprächen teilzuhaben. Jeder schleuderte einen Ball, der andere fing ihn auf, warf ihn zurück – und so entstand ein Sprühfeuer von Gesprächen, bei dem sich das eine an dem anderen entzündet. Bärbel war begeistert.
    Sie hatten sich seit jenem Würzburger Treffen häufig gesehen, besonders nachdem es sich herausstellte, daß sie beide in Köln lebten. So hatte es sich ganz
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