Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
Vom Netzwerk:
mir!« antwortete Schwester Angelika lächelnd. »Dr. Bruckner hat es gern, wenn wir unseren Patienten beim Einzug ins Krankenhaus ein paar Blumen auf den Tisch stellen. Die kosten uns nichts. Ich muß nur in den Garten gehen und ein paar abschneiden. Und ich meine, daß Dr. Bruckner vollkommen recht hat. Ein Zimmer sieht doch gleich viel hübscher aus wenn ein paar Blumen darin stehen. Oder haben Sie etwas gegen Blumen? Es gibt Menschen, die mögen keine Blumen.«
    »Ich mag Blumen sehr gern.« Peter Sartorius ging zu dem Tisch und nahm die Vase mit dem Strauß. »Ich habe zu Hause auch immer einen Blumenstrauß auf dem Tisch stehen.«
    »Wenn Sie irgend etwas brauchen sollten, schellen sie nur Dr. Heidmann wird Sie sicherlich nachher besuchen. Morgen soll ja schon der Eingriff vorgenommen werden.«
    »Ja, morgen früh.« Peter Sartorius hatte seinen Koffer auf die kleine Bank gestellt, die dafür vorgesehen war. Er öffnete ihn und begann seine Sachen auszupacken. Plötzlich hielt er inne. »Ich habe eine große Bitte, ich bekomme nachher wahrscheinlich Besuch. Eine –«, er räusperte sich, »Bekannte von mir. Mein Sohn wird …«
    »Sie haben einen Sohn?« Schwester Angelika schaute den Patienten mit gerunzelter Stirn an. »Davon haben Sie mir vorhin nichts gesagt, als ich fragte, ob Sie Verwandte hätten.«
    »Ich dachte, die Frage sei nur gestellt, um jemand zu benachrichtigen, wenn mir etwas passieren sollte. Aber es wird doch nichts schiefgehen?«
    »Wenn Dr. Bruckner operiert, geht selten etwas schief. Aber wir sollten doch die Adresse Ihres Sohnes notieren. Wie heißt er und wo wohnt er?« Schwester Angelika holte aus ihrer Schürzentasche ein Notizbuch mit Bleistift.
    »Er heißt –«, Sartorius zögerte einen Augenblick, »Axel Schneider.«
    »Axel Schneider?« wiederholte die Schwester erstaunt. »Wie kommt es, daß Sie Sartorius – und er Schneider heißen? Ich bin ja nicht neugierig«, fügte sie hinzu, »aber Sie werden verstehen, daß einen so etwas doch interessiert.«
    »Er heißt Schneider.« Peter Sartorius verschränkte seine Arme auf dem Rücken. »Ich muß Ihnen da etwas erklären. Vielleicht verstehen Sie es nicht ganz, aber ich bitte Sie, darüber Schweigen zu bewahren. Ich heiße nämlich auch Schneider, aber mein Künstlername ist Sartorius.«
    »Das gibt doch Komplikationen! Sie können doch nicht Ihren Künstlernamen angeben, wenn es um Ihre Personalien geht«, begann Schwester Angelika sich zu ereifern.
    »Doch, ich kann! Mein Künstlername ist als Pseudonym in meinem Paß eingetragen. Deswegen darf ich mich auch im zivilen Leben so nennen. Aber bitte«, er hob beschwörend seine Hände, »sagen Sie niemand etwas davon. Vor allem nicht meiner Bekannten, die nachher kommen wird.«
    »Private Dinge gehen mich sowieso nichts an«, erklärte Schwester Angelika resolut. Sie gab Peter Sartorius ihr Notizbuch. »Schreiben Sie bitte die Adresse Ihres Sohnes auf; und auch seine Telefonnummer. Es ist schon wichtig, daß wir jemand haben, an den wir uns wenden können, falls irgend etwas passiert. Sie brauchen aber deswegen keine Angst zu haben. Ich habe ihnen schon gesagt, daß alles nur Routine ist. Die Krankenhausregeln verlangen das. Es ist auch viel besser, wenn man jemand hat, an den man sich wenden kann …«
    »Aber erzählen Sie meinem Sohn nichts von dem, was ich Ihnen hier gesagt habe. Und vor allem –«, Peter Sartorius hob mahnend seinen Finger, »er braucht nicht zu wissen, weshalb ich in die Klinik gekommen bin. Sie wissen ja, wie die Jugend heute ist!«
    »Von mir erfährt er nichts. Dann wollen Sie ihn auch nicht benachrichtigen, daß Sie hier aufgenommen worden sind?«
    Der Patient schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Das möchte ich auf keinen Fall. Ich bitte Sie, sich auch wirklich nur im äußersten Notfall an meinen Sohn Axel zu wenden.«
    »Dann stehen Sie also nicht in einem guten Verhältnis zueinander?«
    »Doch –, aber auf Distanz! Ich kümmere mich nicht um das, was er macht, und er läßt mich ebenfalls in Frieden. Nur wenn der eine oder der andere mal etwas braucht, dann kommen wir in Verbindung. Ich glaube, daß ein solches Vater-und-Sohn-Verhältnis besser ist, als wenn sie dauernd aufeinander angewiesen sind.«
    Er hatte seine Wäsche ausgepackt, nahm die Toilettenutensilien heraus und stellte sie auf die Konsole des Waschbeckens.
    Schwester Angelika ging kopfschüttelnd zur Tür. Sie schaute sich noch einmal im Zimmer um und sagte: »Bis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher