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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Schrank, nahm etwas Wäsche heraus und verstaute sie in dem Koffer. Sicherheitshalber nahm er zwei Schlafanzüge mit. Man konnte nie wissen, ob sich ein Krankenhausaufenthalt nicht aus irgendwelchen Gründen doch noch verlängerte.
    Vom Bad holte er die Ledertasche, in der er die notwendigen Toilettengegenstände aufbewahrte, die man auf einer Reise braucht, legte alles in den Koffer und schloß ihn ab. Er ging in sein Arbeitszimmer, nahm Bärbels Foto, das dort in einem silbernen Rahmen stand, und betrachtete es. Er hatte sich maßlos in sie verliebt, aber sie hatte bisher seine Gefühle nicht vollkommen erwidert. Sie gingen zwar miteinander aus, er lud sie zum Essen ein, sie besuchten gemeinsam die Theater … Aber sie verließ ihn immer zu einem Zeitpunkt, wenn er es eigentlich am meisten gewünscht hätte, daß sie bei ihm bliebe. Wie oft hatte er ihr schon vorgeschlagen, zusammen zu verreisen. Aber sie hatte immer abgelehnt. »Später«, hatte sie ihn getröstet, als er wieder einmal sehr traurig über eine ihrer Absagen war.
    »Du vertröstest mich immer auf später«, hatte er gegrollt. »Wann wird dieses Später denn nun endlich einmal stattfinden?«
    Sie hatte ihm lachend ihren Arm um den Hals gelegt und ihn mit ihren braunschwarzen Augen angeschaut. »Eines Tages wird es sich so ergeben. Man soll nie allzuviel für morgen planen. So etwas geht nie gut. Warte nur ab!«
    Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er ihr Bild betrachtete. Er stellte es zurück, griff nach dem Telefonhörer und überlegte, wie er es ihr wohl am besten klarmachen konnte, daß er heute Abend ins Krankenhaus müsse. Sie waren verabredet. Er mußte sie verständigen, daß aus dieser Verabredung nichts würde.
    Er wählte also die Nummer der Redaktion, in der sie beschäftigt war. Sie meldete sich sofort: »Linke?«
    »Hier spricht der alte Peter«, antwortete er.
    »Der alte Peter!« Er hatte das Gefühl, daß ihre Stimme erfreut klang. »Und was verschafft mir die Ehre deines Anrufes?« Ihre Stimme klang – wie immer – leicht spöttisch. Im Anfang hatte ihn dieser spöttische Unterton geärgert, aber er hatte sich längst daran gewöhnt.
    »Es ist wegen heute Abend«, begann er.
    »Ich wollte dich auch schon anrufen«, unterbrach sie ihn. »Ich werde heute Abend durcharbeiten müssen. Morgen in aller Herrgottsfrühe geht es ja nach Paris, wie du weißt. Und da muß ich meine Interviewfragen gut vorbereiten.«
    »Ich wollte dir nur sagen, daß ich heute ins Krankenhaus muß …«
    »Du mußt ins Krankenhaus?« Ihre Stimme klang nun besorgt, stellte er mit Genugtuung fest. »Was ist denn passiert?«
    Er mußte sich jetzt anstrengen, um die Lüge über die Lippen zu bringen: »Ich werde an den Augen operiert.«
    »An den Augen?« Bärbel lachte. »Du! Willst du dich etwa verschönern lassen?«
    Peter Sartorius erschrak. »Wie kommst du darauf?« Er hatte das Gefühl, daß seine Stimme ein wenig zitterte.
    »Ach nur so! Eine Freundin von mir hat sich vor einem halben Jahr einmal die Augen operieren lassen. Aber Spaß beiseite – was ist denn los? Ist es etwas Ernstliches?«
    »Nichts Besonderes.« Er bemühte sich, unbefangen zu sprechen. »Ich leide so unter verstopften Tränenkanälen«, brachte er als Ausrede vor, was ihm Dr. Bruckner vorgeschlagen hatte. »Da muß ich operiert werden. Ich gehe in die Bergmann-Klinik.«
    »Na – dann viel Vergnügen. Du sagst, daß du schon heute in die Klinik gehst?«
    »Ja – ich habe gerade meinen Koffer gepackt. Weißt du –«, er versuchte, seiner Stimme einen zärtlichen Ton zu geben, »du bist nicht in Köln. Die Zeit will ich nützen, um den Eingriff vornehmen zu lassen. Man sieht ja nicht besonders aus, wenn man eine Operation an den Augen gehabt hat. Der Arzt, der mich untersuchte, sagte auch, daß ich dann aussähe, als hätte ich einen Boxkampf überstanden. Blaue Augen und so weiter …« Er versuchte es mit einem Scherz.
    »Schade, daß ich dich mit deinen blauen Augen nicht sehen werde. Aber vielleicht behältst du ein bißchen für mich übrig, wenn ich wieder zurück bin?«
    »Schade, daß ich dann morgen nicht zum Bahnhof kommen kann, aber ich werde morgen früh schon operiert.«
    »Das ist schade, aber ich kann dich ja heute Abend noch besuchen.«
    Peter Sartorius überlegte, ob er diesen Besuch verhindern sollte. Er fürchtete, daß sie alles ahnen würde, wenn er in eine? Chirurgischen Abteilung und nicht in einer Augenklinik läge. »Du brauchst dir wirklich
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