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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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frei haben. Das heißt –«, er überlegte und schaute zu Dr. Heidmann hinüber, »wir könnten den Eingriff ambulant durchführen. Das ließe sich machen.«
    »Ambulant!« Erschrocken sah Peter Sartorius den Oberarzt an. »Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß ich gleich nach der Operation nach Hause gehen kann? Es ist doch ein ziemlich großer Eingriff? Ich habe mich genau informiert. Sie unterminieren meine ganze Gesichtshaut …«
    Dr. Bruckner hob die Hand. »Ich habe Ihnen schon seinerzeit bei unserer ersten Besprechung gesagt, daß ich bei Ihnen auf gar keinen Fall einen großen Face-Lift durchführen werde. Es genügt, wenn ich Ihnen Ihre Augen operiere. Sehen Sie –«, er stand auf und trat vor das Waschbecken. Dann winkte er Peter Sartorius, ihm zu folgen.
    »Schauen Sie in den Spiegel! Ihr Gesicht hängt nicht so sehr, daß unbedingt eine Hebung erforderlich wäre. Das einzige, was Sie alt macht, sind –«, der Zeigefinger Dr. Bruckners deutete auf die Unterlider, »die übermäßig stark ausgeprägten Tränensäcke und –«, Dr. Bruckners Finger ging zum Oberlid und zog die schlaffe Haut nach oben, »die hängenden Oberlider, die bei Ihnen ja zum Teil das Auge verdecken, so daß Sie immer müde aussehen. Wenn wir das beseitigen, werden Sie wesentlich jünger, agiler und besser aussehen. Und einen solchen Eingriff kann man ohne Schwierigkeiten ambulant durchführen. Sie brauchen nur eine dunkle Brille, damit niemand die Fäden sieht.«
    »Und wenn ich die Brille einmal abnehmen muß?« Sartorius schüttelte den Kopf. »Dann sehe ich aus wie Frankenstein, nicht wahr?«
    »Sie sehen aus wie ein Boxer, der einen Schlag aufs Auge bekommen hat«, erklärte Dr. Bruckner. »Nicht besser und schlechter. Sie können dann immer noch sagen, Sie hätten einen Unfall gehabt, seien im Dunklen gegen irgendeine Haustür gelaufen oder Sie hätten sich die Tränengänge durchspülen lassen. Das glaubt Ihnen jeder! Vielleicht wäre es doch zweckmäßig, wenn Sie schon frühzeitig Ihren Bekannten sagten, daß Sie einen solchen Eingriff an den Augen durchführen lassen werden. Dann wird man Sie allenfalls bedauern …«
    Peter Sartorius schwieg. Er schaute vor sich hin. Dann stand er auf und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht – ich lebe allein. Da habe ich doch Angst, daß etwas passieren könnte. Vielleicht können Sie mich drei bis vier Tage aufnehmen? Das würde vollkommen reichen.«
    Dr. Bruckner ging zur Tür. »Kommen Sie mit. Ich werde mit Schwester Angelika sprechen. Wenn Sie durchaus ein paar Tage in der Klinik bleiben wollen, müssen wir ja zunächst ein Bett haben. Wir wollen mal fragen, wie es damit bestellt ist.«
    Sie überquerten den Flur, um zum Dienstzimmer zu gehen. Die Tür öffnete sich, und Schwester Angelika schaute erschrocken Dr. Bruckner an, der so unvermittelt vor ihr auftauchte. »Ich wollte Ihnen gerade den Kaffee bringen. Wollen Sie ihn etwa nicht mehr?«
    »Doch, liebe Schwester Angelika.« Dr. Bruckner deutete auf das Innere des Dienstzimmers. »Aber wir werden ihn hier trinken. Es geht um folgendes …« Er folgte der Schwester in das Innere des Zimmers. »Ich brauche ein Zimmer – wir möchten Herrn Sartorius recht bald operieren.«
    »Ein Zimmer!« Schwester Angelika schlug in komischem Entsetzen ihre Hände über dem Kopf zusammen. »Das wird schwer sein. Wann soll es denn sein? Nächste Woche haben wir alles voll!«
    »Herr Sartorius möchte so rasch wie möglich operiert werden. Am liebsten –«, er blickte lächelnd den Patienten an, der Schwester Angelika mit einem fast flehenden Blick anschaute: »heute noch!«
    »Heute!« Schwester Angelika strahlte. »Das wäre sogar möglich. Wir haben ein Bett frei bekommen. Ich habe es noch nicht belegt. Für wie lange soll es denn sein?«
    »Für drei bis fünf Tage – allerhöchstem eine Woche.«
    Schwester Angelika ging zum Schreibtisch, klappte ein großes Buch auf, das dort lag, und fuhr mit ihrem Zeigefinger die Zeilen ab. Dann nickte sie. »Das läßt sich machen! Ein Patient wird heute überraschend in die Innere verlegt. Das hatten Sie ja noch angeordnet«, wandte sie sich an Dr. Heidmann, der zu ihr getreten war und ihr über die Schulter schaute. »Und weil das so überraschend kam, habe ich noch nicht für Nachschub gesorgt.«
    Dr. Bruckner schaute fragend Peter Sartorius an. »Wären Sie damit einverstanden, daß wir Sie heute noch aufnehmen?«
    Der Patient schluckte ein paarmal, dann nickte er. »Sehr gern!
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