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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung
Autoren: Ann Westphal
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gestehen, die ihr nicht ganz leicht über die Lippen kam: 
    „… im Übrigen denke ich, dass Deine Angebetete aus dem Park ebenfalls eine Schwäche für Dich hat oder zumindest hatte. Warum hätte sie sich sonst entschieden, einen Kunden zu verärgern, indem sie Dich vorzog?“
    „Vielleicht habe ich besser gezahlt als er? Und im Übrigen ist und war sie nie meine Angebetete.“ 
    „Vielleicht war es das Geld, aber warum hat sie Dich vor ihm gewarnt, als wir schon verheiratet waren? Das hat sie aus freien Stücken getan. Du musst ihr doch etwas bedeuten - sonst hätte sie nichts dergleichen unternommen. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass diese Frauen immer ganz neutral ihrer Tätigkeit nachgehen, gleichgültig welcher Mann da hereinspaziert kommt.“
    „Kommt jetzt wieder so eine Geschichte vom Edelmann auf dem weißen Pferd, der die hilflose Frau aus den Fängen der Bestie rettet? Mein Interesse beschränkt sich jedenfalls nur auf ein weibliches Wesen, und das liegt glücklicherweise hier mit mir im Bett!“ 
     
    Später gingen sie hinunter zum Strand. Es regnete und stürmte, doch davon ließen sie sich nicht abhalten. Benthin legte seinen gesunden Arm um Ellis Schulter und sah mit ihr auf die tosenden Wellen hinaus:
    „Ich möchte immer noch vor Glück schreien… Hier kann uns auch keiner hören.“ Sie sahen sich an und drehten gleichzeitig ihre Gesichter zum Meer. Dann schrien sie beide aus Leibeskräften - dem Wind entgegen.

Epilog
    Leni von Benthin rannte die lange, steile Steintreppe vom Strand zum Garten hinauf. Sie war euphorisch und wollte die guten Neuigkeiten mit ihren Eltern teilen. Als sie durch das Tor in den Garten ging, sah sie die geschlossenen Fensterläden vor den elterlichen Schlafzimmern. Sie würde sich also noch ein wenig gedulden müssen, bis ihre Eltern aufgestanden waren. Früher war sie oft einfach in eines der Schlafzimmer hineingeplatzt und hatte sie beide dort gemeinsam vorgefunden. Damals wollte sie oft nicht einsehen, dass ihre Eltern gerne noch ein wenig für sich geblieben wären. Doch das war lange her - nun war sie selbst erwachsen und verliebt! Sie erinnerte sich noch genau an ihre Faszination, als die Eltern sie am Strand glaubten und sie sich heimlich wieder hoch geschlichen hatte... Leni wusste von ihrer Mutter, was Männer und Frauen taten, wenn sie einander begehrten. Ihre Mutter hatte nicht gewollt, dass sie ebenso blauäugig im Umgang mit Männern war wie sie es selbst damals gewesen sein musste. Und doch war ihre Mutter sehr glücklich mit ihrem Vater geworden, dem besten Vater der Welt , wie Leni ihn gerne titulierte. Julius von Benthin war bei ihrer Geburt schon Mitte Vierzig gewesen und ganz vernarrt in seine kleine Tochter. Er versuchte, streng zu sein, wenn es erforderlich war, konnte ihr im Grunde genommen aber keinen Wunsch abschlagen. Er erwies sich als guter Zuhörer, der sie ernst nahm und ihr zugleich Scharfsinn im Gespräch abverlangte. 
    Ihre ersten zehn Lebensjahre hatte Leni noch mit ihren Eltern in der alten Heimat verbracht. Doch als ihrem Vater die Spätfolgen einer Verletzung seiner Schulter, die er vor vielen Jahren erlitten hatte, immer mehr Beschwerden machte, hatten die Ärzte ihm geraten, sich in einem gemäßigteren Klima aufzuhalten. Ihre Eltern hatten zwar die Küstenlandschaft geliebt, in der sie damals lebten, ebenso den Menschenschlag, doch die kalte Jahreszeit mit ihren rauen Witterungsbedingungen setzte Julius von Benthin von Jahr zu Jahr mehr zu. Seine Frau Elli und er beschlossen schließlich, ein Haus oberhalb einer Steilküste am Mittelmeer - das Meer mochten sie auch in der neuen Heimat nicht missen - zu kaufen, wo sie seitdem lebten. Leni konnte sich leider nicht mehr an ihren Großvater erinnern, da ihre Eltern sie erst so spät bekommen hatten und sie noch zu klein gewesen war, um ihn bewusst zu erleben. Aus deren Erzählungen schloss sie jedoch, dass er ein wunderbarer Mensch gewesen sein musste. Er hatte seinem einzigen Sohn sein großes Anwesen vererbt, das dieser verkaufte, um für seine kleine Familie ein neues Heim in dem milden Klima zu schaffen, in dem es ihm bald deutlich besser ging. Durch die unmittelbare Nähe zum Meer konnte er - wie er es seit jeher gewohnt war - schwimmen gehen, nun sogar fast täglich, da er mehr Zeit als früher hatte und die Wassertemperaturen auch im Winter selten so niedrig waren, dass er deswegen seine geliebten Ausflüge ins Meer gemieden hätte. Dank des Klimas und
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