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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst
Autoren: Magdalen Nabb
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Die Tote, die an einem nebligen Herbstmorgen aus dem Arno gefischt wurde, war vielleicht nur eine Selbstmörderin. Aber wer schon würde, nur mit Pelzmantel und Perlenkette bekleidet, ins trübe Wasser des Flusses springen? Überall hieß es, die Frau habe sehr zurückgezogen gelebt. Was für eine Rolle spielten dann die 'Freunde', die plötzlich auftauchten? Wachtmeister Guarnaccia in seinem Büro an der Piazza Pitti in Florenz ahnte, dass der Fall schwierig und schmutzig war – Drogen, Erpressung, Sexgeschäfte -, aber daß nur weitere Tote das Dickicht der roten Fäden entwirren sollten, konnte er nicht wissen …
    1
    Die Morgendämmerung war noch nicht angebrochen, und da s Wasse r de s Flusses , da s gege n da s schwarze Schlauchboot klatschte, war noch genauso dunkel wie der Himmel . Nu r ein e Lamp e a n eine r Seit e de s Schlauchboots war f eine n Lichtkege l übe r da s Wasser . Vo n link s ka m ein kurzes Lichtsignal, und als der Mann im Schlauchboot es beantwortete , wa r a m Ufe r fü r eine n Augenblic k ei n Last wagen zu sehen, bevor er wieder in der Dunkelheit verschwand. Bei dem Lärm, den das Wehr unterhalb der nächsten Brücke machte, war es sinnlos, sich etwas zuzu rufen . De r Man n i m Schlauchboo t richtet e de n Blic k wie de r au f da s dunkl e Wasser . Seh r vie l einfache r würd e e s mit der Morgendämmerung auch nicht werden. Der dichte Nebel, der über dem Fluß lag, würde sich erst nach Stunden auflösen, selbst wenn eine milde Herbstsonne hervor trete n würde , un d de r Wasserstan d wa r s o niedrig , da ß mit jede r Bewegun g de r Schlam m aufgewühl t wurde . Au f den Brücken und am Ufer waren Lichter zu sehen, gelbe und weiß e Punkte , ei n jede r umgebe n vo n eine m kleine n Hof. Recht s la g da s Zentru m vo n Floren z noc h i n tiefe m Schlaf und Dunkelheit. Trotzdem hing schon eine Ahnung des neuen Tages in der Luft, vielleicht wegen der Lastwagen, di e dor t obe n i n Richtun g Blumenmark t geroll t ware n und deren Abgase sich mit dem Schlammgeruch des Flusses vermengten.
    A n zwe i Stellen , nu r weni g voneinande r entfernt , tauch ten plötzlich zwei schwarze Umrisse an die Wasseroberfläche und bewegten sich auf den Lichtkegel zu. Dann wurde n zwe i Köpf e sichtbar , di e i n enganliegenden schwarze n Gummikappe n steckten . Di e Froschmänner waren schon zum vierten Mal mit leeren Händen heraufgekommen. Der eine hob die Hand, machte eine vernei nend e Bewegun g un d wie s dan n zu r nächste n Brücke flußabwärts . Di e beide n Tauche r verschwande n wieder, un d de r Man n i m Schlauchboo t ga b ei n weitere s Lichtsigna l i n Richtun g Ufe r un d war f de n Außenbordmotor an . Gewiß , hie r bliebe n si e of t hängen , a n diese r Stelle unte r de m linke n Bogen , w o Gestrüp p un d vo n weither angetriebene r Mül l sic h auftürmten . Di e Scheinwerfe r des Lastwagen s flammte n au f un d beleuchteten , währen d sie langsam immer auf gleicher Höhe mit dem Schlauchboot vorankrochen, den geschotterten Weg unterhalb der Ufer straße . Wen n di e Leich e abe r übe r da s Weh r hinausgetriebe n war , würd e ihne n nicht s andere s übrigbleiben , al s drei Tage zu warten, bis sie auftauchte und in einer der kleinen Städte, durch die sich der Arno auf seinem Weg Richtung Pis a wand , vo n eine m Passante n entdeck t wurde.
    Es sei denn, jemand hatte sich einen schlechten Scherz erlaubt , wa s hi n un d wiede r vorkam . Eine r de r Taucher, de r nu r unger n i n di e Dunkelhei t hinau s wollte , hatte etwa s i n de r Ar t angedeute t un d vorgeschlagen , da s Tages lich t abzuwarten , doc h ei n anderer , de r wußte , vo n wem der Anruf gekommen war, hatte ihm sofort entgegenge halten: »Ic h möcht e de n Mensche n sehen , de r e s schafft, Guarn acci a reinzulegen!«
    »Wer ist’n das?«
    »Carabinieri-Wachtmeister drüben im Revier Pitti.
    Dumm wie Bohnenstroh sieht er aus, kommt aus dem Süden, aber man muß schon früh aufstehen, wenn man ihn überrumpeln will.«
    »Tja, jetzt ist es wohl doch passiert, was?«
    Und noch immer murrend, hatten sie ihre Ausrüstung in der Dunkelheit auf den Transporter geladen.
    Tatsächlic h wa r di e Leich e i m Wasse r abe r nich t vo n einem Frühaufsteher gesehen worden, sondern von zwei jungen Touristen , di e nich t z u Bet t gegange n ware n un d mi t denen der Wachtmeister, die großen, ein wenig hervorstehenden Auge n schlafgeröte t un d geschwollen , da s Bäuchlei n unter der halb aufgeknöpften
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