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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung
Autoren: Ann Westphal
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aufgebracht. Elli versuchte, ihn zu beschwichtigen: 
    „Hast Du mir eben nicht richtig zugehört? Ich sagte: jede zurechnungsfähige Frau. Ich war damals unglaublich dumm und nicht klar bei Verstand.“ 
    „Entschuldige bitte, wenn ich Dir in diesem Fall nicht widerspreche.“
    „Da gibt es nichts zu entschuldigen. Glaube mir, ich habe mir unendliche Vorwürfe gemacht, dass es zu dem Unglück gekommen ist. Letztlich ist doch alles meine Schuld gewesen. Ich frage mich immer wieder, ob das meine Strafe war oder nur ein Vorgeschmack, auf das, was ich verdiene.“ Benthin erkannte seine Frau kaum wieder. Ihm war nicht bewusst, wie sehr sie von ihren Schuldgefühlen geplagt wurde:
    „Oh Gott, Elli. Das klingt, als ob wir hier vor dem jüngsten Gericht stehen. Du weißt genauso gut wie ich, dass es nur einen wirklich Schuldigen gibt - und das ist Kabus! Bitte hör‘ auf, Dich selbst zu zerfleischen.“ Er streichelte über ihren Kopf. „Wir waren uns doch einig, uns nicht von unseren Verfehlungen der Vergangenheit unsere Gegenwart zerstören zu lassen.“
    „Wie es aussieht, hat uns die Vergangenheit ganz von selbst eingeholt.“ Benthin schüttelte energisch den Kopf:
    „Kabus ist anscheinend schon länger psychisch labil, wie sich jetzt herausstellte. Neben seinen unzähligen Affären hat er sich wohl auch sonst noch allerhand zuschulden kommen lassen. Und kein Mensch weiß, ob er wegen seiner kranken Frau ständig fremdgeht oder ob sie erst durch seine ständigen Affären krank geworden ist. Es ist ohnehin müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er ist ein blindwütiger Fanatiker - dafür sind wir nicht verantwortlich. Lass‘ es nicht zu, dass er mit seinem Wahn solche Macht über uns hat.“
    „Und wenn er eines Tages wieder auf freiem Fuß ist? Womöglich will er Rache.“
    Nachdenklich stimmte er ihr zu:
    „Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Man könnte juristisch gegen eine vorzeitige Entlassung vorgehen. Immerhin hat er sich des zweifachen Mordversuches schuldig gemacht. Doch ehrlich gesagt, spiele ich mit dem Gedanken, ob es für uns nicht besser wäre, ganz wegzugehen und einen Neuanfang zu wagen… Könntest Du Dir das vorstellen?“ Ellis Augen leuchteten: 
    „Denkst Du an dasselbe wie ich?“
    „Wenn Du an unsere bislang glücklichste Zeit denkst, ja…“
    „Unsere Flitterwochen, Marie und Johann…“ Er nickte:
    „Sie würden uns mit offenen Armen empfangen, und es gäbe zweifellos jede Menge Aufgaben für uns zu erledigen…“
    „Und wir lieben das Meer…“
    „Ich könnte meinen Vetter fragen, ob er uns sein Haus dauerhaft vermietet. Was hältst Du davon?“ Sie hatten sich buchstäblich in einen Zustand heller Begeisterung geredet. Er sah Elli förmlich an, wie ihr zentnerschwere Steine vom Herzen fielen.
    „Das wäre wunderbar, Julius!“ Er lächelte verschmitzt:
    „Kann es sein, dass Du das Stadthaus sowieso nie so recht mochtest?“ Sie senkte verlegen ihren Blick:
    „Naja, ehrlich gesagt…“ Benthin nahm ihren Kopf in seine Hände und hob ihn sanft an, um ihr in die Augen zu sehen:
    „Solange Du den Käufer des Hauses magst, ist alles in Ordnung. Es ist ohnehin zu klein für eine Familie, die wir vielleicht eines Tages gründen werden. Das Haus war ideal für einen Junggesellen, aber diese Zeiten sind vorbei - zum Glück. Es fällt mir nicht sonderlich schwer, das alles hinter mir zu lassen. Aber werden Dir Deine Eltern nicht fehlen? Du würdest sie nur noch selten zu Gesicht bekommen, weil wir zu weit weg wären.“ Elli kannte keine Zweifel:
    „Das nehme ich in Kauf - ich gehöre zu Dir. Da wo Du bist, ist mein zu Hause.“ Belustigt über ihren pathetischen Ausbruch kam er nicht umhin, sie damit aufzuziehen:
    „Bei derart salbungsvollen Liebesbekundungen werde ich gleich rot… fehlt nur noch der Geiger!“
    „Das Rotwerden ist doch mein Part!“ Sie schlug ihm vorsichtig auf die Brust. 
    „Du hast eindeutig eine Schwäche für mich!“, frohlockte Benthin. 
    „Welche Frau hätte das nicht? Spätestens, nachdem sie erst einmal Deine charmante Seite kennengelernt hat, dürfte jede hoffnungslos dahinschmelzen. Und im Übrigen…“ Elli unterbrach sich. Benthin lehnte sich genüsslich zurück, legte die Hände gefaltet auf seinen Bauch und drehte mit erwartungsvollem Blick Däumchen:
    „Sprich‘ ruhig weiter. Das kann von mir aus noch ewig so weitergehen mit Deinen Komplimenten. Was ist im Übrigen ?“ Elli raffte sich auf, ihm eine Vermutung zu
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