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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
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    1. KAPITEL
    Die Gelegenheit, auf die Victoria Molina-Vandergraff, genannt Tory, seit Tagen wartete, kam in der dritten Nacht. Getrieben von Wut und Abscheu, im Hinterkopf einen vagen Plan, war sie bereit. Doch dann hätte sie ihre Chance um ein Haar verpasst.
    In der einen Minute lag sie noch gefesselt auf dem Boden des gestohlenen Vans, der mit hoher Geschwindigkeit um eine Kurve raste, und verfluchte in Gedanken die beiden Saftsäcke auf den Vordersitzen, während sie gleichzeitig die Polizei, die ihnen auf den Fersen war, anfeuerte. Doch als der Wagen eine Minute später auf der regennassen Straße ins Schleudern kam und in einen Graben fuhr, schlidderte sie unsanft über den schmutzigen Bodenbelag. Einen atemlosen Moment lang flog das Fahrzeug durch die Luft, dann krachte es gegen einen Baum.
    Nach einem durch Mark und Bein gehenden Knirschen hagelte es Glassplitter. Tory rutschte hilflos herum und wischte mit ihrer Wange den Boden auf, bevor sie gegen ein Seitenpaneel geschleudert wurde. Der Van prallte zurück, dann gab der Motor seinen Geist auf.
    Scheinwerferlicht zerschnitt die Dunkelheit, als das Polizeiauto um die Kurve raste und mit quietschenden Bremsen hinter ihnen zum Stehen kam. Sekunden später schallte über den Lautsprecher des Streifenwagens die tiefe, schneidende Stimme des Polizisten durch die Nacht.
    „Aussteigen! Hände hoch! Tempo!"
    „Schöne Scheiße! Was machen wir 'n jetzt?" brummte der eine der beiden Entführer, den Tory irgendwann im Laufe der langen Fahrt von Florida Zits getauft hatte, und starrte seinen Kumpel hinterm Steuer finster an. Big Ears greinte wie üblich eine Entschuldigung, während er den Motor startete und in den Rückwärtsgang schaltete, wobei die Reifen im Schlamm durchdrehten.
    Zits ließ eine Kette von Flüchen vom Stapel, die ebenso stupide wie bösartig waren. Er verrenkte sich den Hals, um aus dem Rückfenster schauen zu können, und sagte: „Jesses, wenn das mal nicht der Sheriff von dem Kaff da hinten ist. Steht jedenfalls auf seiner Kühlerhaube."
    „Ich seh bloß seine Riesenkanone", stöhnte Big Ears. Er trat das Gaspedal durch, wobei er sich so in seinem Sitz zusammenkauerte, als ob er mit seinem gesamten Körpergewicht nachhelfen wollte. „Jetzt sind wir dran. Ich hab dir doch gleich gesagt, dass es beknackt ist, diesen Kramladen zu überfallen, aber du hast ja behauptet, dass sie in so Käffern wie Turn-Coupe keine Ü berwachungskameras haben und dass sie um diese Zeit alle schon pennen ..."
    „Woher zum Teufel sollte ich das denn wissen?"
    „Na, du hast doch den Grips, oder? Jetzt sind wir am Arsch. So einem Provinzsheriff ist es doch scheißegal, wen er erschießt."
    „Mich bestimmt nicht!"
    Zits riss das Handschuhfach auf und angelte sich seine Pistole. Dann zwängte er sich zwischen den Sitzen hindurch nach hinten auf die Ladefläche.
    „Was machst'n du?" fragte Big Ears, während er das Gaspedal wieder durchtrat, mit dem Erfolg, dass er ein paar Zentimeter vom Fleck kam.
    ,,'n Weg suchen, wie wir hier rauskom'n."
    „Und wie zum Teufel soll'n wir das anstell'n?"
    Zits, der sich neben Tory auf die Knie niederließ, antwortete nicht.
    Tory sah im Scheinwerferlicht des Streifenwagens seine Zähne aufblitzen. Als er die Pistole in den Hosenbund schob und sich aus dem Stiefelschaft ein Messer angelte, presste sie sich mit dem Rücken gegen die Seitenwand. Noch ehe sie Luft holen konnte, um zu schreien, schnitt er ihre Fußfesseln durch. Dann zerrte er sie hoch, durchtrennte das Klebeband an ihren Handgelenken ebenfalls und riss es ihr so unsanft ab, dass er gleich noch mehrere Zentimeter Haut mitnahm.
    „Sieht ganz danach aus, als hättest du heute deinen Glückstag", sagte er höhnisch.
    „Was haben Sie mit mir ..."
    Zits gestattete ihr nicht, ihren Satz zu beenden. Er riss sie herum und stieß sie zu den Hecktüren des Vans, während er mit der anderen Hand wieder seine Pistole aus dem Hosenbund zog.
    In diesem Moment schaltete Big Ears in den ersten Gang und gab erneut Gas. Der Motor heulte auf, dann machte der Van einen wilden Satz und landete wieder am Baum. Tory wurde gegen die Hecktüren geschleudert, und Zits krachte in sie hinein. Dabei prallte seine Schulter gegen ihren Kopf, der an die Fensterscheibe knallte, mit der Folge, dass ihr Gehirn kräftig durchgeschüttelt wurde. Sie konnte einen Moment lang nichts sehen, weil vor ihren Augen rote Nebelschleier waberten, während gleichzeitig ein scharfer Schmerz ihren
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