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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung
Autoren: Ann Westphal
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nachdenklich die Treppe zum Strand hinunterging. 
     
    Inzwischen waren sechs Jahre vergangen, und im vergangenen Herbst war Leni dem Mann an der Universität begegnet, der ihre große Liebe werden sollte. Er verbrachte seine Ferien in einem Badeort ganz in der Nähe von Ellis Elternhaus, um sie auch in dieser Zeit sehen zu können. Heute Morgen am Strand hatte er sie zwischen glühenden Küssen gefragt, ob sie ihn heiraten wolle, womit er sie überglücklich gemacht hatte. Sie wusste, dass ihre Eltern ihn mochten. Es hatte ein paar Gelegenheiten gegeben, sie einander vorzustellen und näher bekannt zu machen. Ihr Vater hatte sie mit ihrer offensichtlichen Verliebtheit geneckt, nicht ohne den jungen Studenten zuvor in Gesprächen gründlich in Augenschein genommen zu haben. Was er gesehen hatte, gefiel ihm offenbar, denn er hatte keinerlei Einwände gegen weitere Begegnungen der beiden gehabt. Elli sah, dass ihre Tochter so glücklich wie nie war - damit war für sie die wichtigste Bedingung erfüllt.
    Leni war so ungeduldig, ihren Eltern endlich die Neuigkeit zu berichten, dass sie es schließlich nicht mehr aushielt und zaghaft an der Schlafzimmertür ihrer Mutter klopfte. Ihr Vater antwortete mit gespielt brummiger Stimme:
    „Wer stört?“
    „C’est moi! Ich muss Euch etwas Wichtiges sagen! Darf ich ‘reinkommen?“ Mit der Frage hatte sie auch schon die Tür geöffnet und war ins Schlafzimmer geplatzt:
    „Philippe et moi… nous allons nous marrier!“ Sie war so aufgeregt, dass sie gar nicht bemerkte, wie sie zwischen den Sprachen hin- und hersprang. Dass ihre Eltern anscheinend gerade beginnen wollten, sich ihrer Liebe hinzugeben, war ihr allerdings nicht entgangen. Ihr Vater hatte rasch das Laken über seinen und den nackten Körper seiner Frau gezogen.
    „Excusez-moi…“ Benthin grinste Elli an:
    „Sieh Dir das an - unser kleines Mädchen will heiraten! Gerade hat sie doch noch in der Wiege gelegen…“ Leni sah noch immer kindlich aus, aber natürlich war sie erwachsen und reif genug, um eine Entscheidung dieser Tragweite zu treffen. Sie hatten ihr alles beigebracht, was sie für das Leben wissen musste, und sie hatte die besten Eigenschaften ihrer Eltern in sich vereint: Benthins Überzeugungskraft und Beharrlichkeit, Ellis Unbeugsamkeit und Freiheitsliebe und ihrer beider Scharfsinn und Humor. Elli ignorierte seinen Kommentar:
    „Wie wunderbar, Leni! Komm setz‘ Dich auf’s Bett und erzähl‘ alles ganz genau!“ Sie klopfte auffordernd mit der einen Hand auf die Bettkante.
    „Diese Worte von der Frau, die nie heiraten wollte? Ich glaube es nicht!“, frotzelte Benthin und zog Elli an sich. 
    „Du wolltest nicht heiraten, Mama?“ Leni war erstaunt. Das hatte sie nicht geahnt.
    „Jedenfalls nicht, bevor ich diesen vorwitzigen, älteren Herren hier kennengelernt habe...“ Benthin wollte seiner Tochter die Details nicht vorenthalten:
    „Also, mich wolltest Du zuerst doch auch nicht - das war ein ganz schön hartes Stück Arbeit, Dich zu überzeugen!“ Er lachte. 
    „Wirklich? Ich dachte, Ihr wart von Anfang an verliebt?“
    „Waren wir auch, aber Elli wollte es nicht zugeben, stimmt’s meine Liebe?“ Er zwickte sie kurz in den Po: „Das war übrigens für den älteren Herren !“ Elli tat empört und täuschte einen Schlag gegen ihn vor, den er sofort geschickt abfing und in Lenis Richtung scherzte: 
    „Siehst Du, so hat sie es schon damals gemacht, wenn auch anfangs nicht mit Taten, so aber mit schlagfertigen Worten!“
    „Du hast Dich damals einfach unmöglich benommen!“ Elli konnte seine Worte nicht unkommentiert stehen lassen.
    „Weil Du mich so durcheinander gebracht hast. Bei mir hat der Verstand komplett ausgesetzt… das tut er im Grunde genommen ja heute noch…“ Er lehnte sich theatralisch seufzend gegen die Rückenlehne des Bettes und blickte flehend nach oben. Seine Tochter und seine Frau lachten über die bühnenreife Darstellung. Leni wollte ihren Eltern noch ein wenig Gelegenheit geben, ihre unterbrochene Zweisamkeit zu genießen und beschloss, sich zurückzuziehen:
    „Ich mache jetzt Frühstück für Euch, und dann erzählt Ihr mir die ganze Geschichte von Anfang an, ja?“ Schon war sie beschwingt aus dem Zimmer geschlüpft.
     
    „Sind wir wirklich schon so alt, Elli?“
    „ Du schon!“, forderte sie ihn heraus. Er packte sie, beugte sich über sie und küsste sie - wie er es immer getan hatte - voller Zärtlichkeit und Leidenschaft. 
    „ Was hast
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