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Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Titel: Sei schlau, stell dich dumm: Biographie
Autoren: Bastei Lübbe
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ganz früh alles selber machen musste, kochen, putzen, waschen, bügeln und so weiter – wurde ihr alles hinterhergeräumt, also echt der Popo gepudert. Bei mir hieß es immer: »Daniela, du bist ja schon vierzehn Jahre alt, also mach schon!« Bei meiner Schwester hieß es: »Jennifer, du bist ja erst vierzehn Jahre alt – also lass das mal lieber.« Fehlte nur noch die Anrede »Prinzessin«. Und ich Mathe-Depp dachte immer: 14 ist 14 ist 14. Von wegen!
    Heute gibt es den Text übrigens immer noch – nur die Zahl hat sich geändert. »Jennifer, du bist erst neunzehn – also lass das mal lieber.« Aber so ist das wohl mit den Nesthäkchen in der Familie. Mit anderen Worten: Im exakten Gegensatz zu Jennifer stehe ich grundsätzlich in der falschen Warteschlange.
    Ich liebe meine kleine Schwester über alles, und sie ist wie eine beste Freundin für mich. Sie ist unheimlich oft zu Besuch bei mir, wenn sie mal eine Luftveränderung braucht. Dann quartiert sie sich locker für ein, zwei Wochen bei mir ein. Ich freue mich immer, weil ich ja so ungern alleine schlafe, also haben wir beide was davon. Win-Win!
    Obwohl – bei einem ihrer letzten Besuche (geplant war eine Nacht, geblieben ist sie neun Tage) ist die Fernbedienung für den Fernseher draufgegangen. Sie ist kaputtgegangen, als meine Schwester mich genervt hat. Das tut sie gern und oft. Ich konnte nicht anders und musste die Fernbedienung nach ihr werfen. (Getroffen habe ich natürlich nicht!) Und wer hat jetzt den Ärger? Ich, denn nun funktioniert der Tonknopf nicht mehr.
    Bisher war ich zu faul, mir eine neue zu kaufen. Abgesehen davon langweilen mich Bedienungsanleitungen zu Tode. Mein Prinzip lautet: Learning by doing. Heißt: So lange auf die Knöpfe drücken, bis es funktioniert. Hat bisher immer geklappt.
    Bis ich aber endlich den Weg in den Fernsehladen antreten werde (wie ich mich kenne, wird das im Jahre 2012 der Fall sein), muss ich mich eben entscheiden, bevor ich ins Bett gehe, ob ich mit oder ohne Ton gucken will. Meistens mache ich ohne. Hauptsache, das Bild läuft. Das hat mich als kleines Kind schon immer beruhigt. Und wenn ich selbst über die Mattscheibe flimmere, schalte ich sowieso auf stumm, weil ich meine Stimme schlecht ertragen kann.
    Die Katze kriegt ihre Tage
    Daran kann ich mich noch genau erinnern. An diesem Tag haben Mama und ich uns noch ordentlich gezofft. Ich stand mit einem Freund bei uns hinterm Haus, und weil er Geburtstag hatte, stießen wir mit einem Gläschen Sekt an. Das war dieses klebrige, fast eklig süße Zeug – ich glaube, sogar mit Erdbeergeschmack. Den konnte man damals, 2001, noch für zwei Mark (oder waren’s da schon Euro?) die Flasche im Supermarkt schießen.
    Auf einmal kam meine Mutter von hinten ange rauscht. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was ich verbrochen hatte, aber sie war richtig sauer. Sie schimpfte und tobte, und als ich über die niedrige Umzäunung sprang um dem zu entkommen, stolperte ich und fiel auf den Rasen. Passiert ist nichts, aber erschrocken habe ich mich ordentlich. Ich lag also auf dem Rasen und wusste nicht, wie und was und warum das alles geschah. In diesem Moment – das kann man jetzt glauben oder nicht – habe ich zum ersten Mal meine Tage bekommen. Super timing, oder?
    Ich vergesse das schon aus dem Grund nicht, weil ich danach bei (nicht mit) meinem Schulfreund geschlafen habe, der mich nach dem Streit freundlicherweise mit nach Hause nahm. Bei meinem Freund gab es blöderweise nichts an Tampons oder Binden zu finden. Doch Not macht erfinderisch: Ich habe mir Toilettenpapier zusammengedreht. Toll, oder? Zoff zu Hause, Periode zum ersten Mal und Klopapier im Höschen. Der Weg zum »Frausein« ist manchmal ganz schön steinig.
    Ich bin mehrere Tage geblieben, bevor ich mich wieder nach Hause getraut habe. Aber dann war es, als wenn nichts geschehen wäre. Im Zweifelsfall kann sich Mama an diese Episode gar nicht erinnern. Tja, so ist sie eben.
    Das erste Piercing
    Von meiner Periode abgesehen, hatte mein vierzehntes Lebensjahr wirklich Schönes zu bieten: Damals habe ich mir auch zum allerersten Mal die Haare gefärbt – seitdem hänge ich an der Tube. Und mein erstes richtiges Piercing habe ich mir gegönnt – im Bauchnabel. Meine Ohrlöcher hab ich mir zwei Jahre vorher mit ’ner heißen Nadel noch selbst gestochen – also die zweiten, um präzise zu sein. Die ersten hatte ich schon als Baby mit sechs Wochen bekommen. Ein echtes Zigeunerkind eben. Da baumelten dann so
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