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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit
Autoren: Karl Schroeder
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euch!«
    Der Boden erzitterte, noch mehr Stuck fiel herab. Chaison hörte noch, wie der Gardist »… haben unsere Kameraden abgeschnitten!« rief. Er nickte.
    Â»Die Trennung feuert mit schweren Geschützen in die Flügel um diesen Saal«, erklärte er dem Piloten. »Sie sind hier isoliert. Ich glaube nicht, dass Sie der Besatzung der Trennung noch zweihundert Mann entgegenwerfen können.«
    Sempeterna schien zum ersten Mal wirklich unsicher zu werden. Er wandte sich an seinen Bootsführer. »Majestät, die Anlegestellen sind unter uns«, sagte der Gardist.
»Wir müssen Sie zu einem Kutter bringen und mit Ihnen den Palast verlassen.«
    Â»Aber …« Der Pilot drehte sich um und betrachtete Chaison mit irrem Blick. Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann wandte er sich mit einem Fluch ab.
    Â»Bringt mich zum Hafen! Lieber sollen diese – Piraten – alles in Trümmer schießen, bevor ich mit ihnen verhandle.«
    Sie eilten davon, und Chaison folgte. Einer der Gardisten warf ihm einen Blick zu und fauchte: »Was gibt es da zu lächeln?«
    Chaison war sich gar nicht bewusst gewesen, dass er lächelte. Doch jetzt stellte er verblüfft fest, dass er sich köstlich amüsierte.

20
    Während des Sturzes auf die Trennung zu hatte Antaea reichlich Zeit, den Fortgang der Luftschlacht im Umkreis der Admiralität zu beobachten. Die Ehre des Piloten verteidigten zwei Dutzend Polizei- und Armeeboote verschiedener Größe, zumeist gedrungene spindelförmige Modelle mit grauem Tarnanstrich. Die Gegner waren zwei mittelgroße Kreuzer, starrend vor Geschützen, und sechs Angriffsboote mit langen eisernen Rammspornen am Bug. Trotz des Lärms und der Explosionen vermieden alle Schiffe aus Angst, die Stadt zu treffen, den Einsatz schwerer Raketen. Doch auch die Kurzstreckengeschütze richteten genügend Schaden an.
    Die großen Schiffe waren von dröhnenden Bikes und Katamaranen umschwärmt – Palastgardisten mit prunkvollen Federbüschen standen schwarz uniformierten Fliegern der Admiralität gegenüber. Auch hier vermied man es, Maschinen- und andre Gewehre abzufeuern, deshalb war die Schlacht zu einer Vielzahl von Zweikämpfen zerfallen. Männer schossen mit kombinierten Geschwindigkeiten von mehreren Hundert Stundenkilometern aneinander vorbei und hofften, mit einem Stoß ihrer Entermesser den anderen Flieger zu erwischen. Manchmal taten sich zwei zusammen, banden
ihre Bikes mit dünnen Seilen aneinander und stürzten sich paarweise auf den Feind, um ihn in Stücke zu hacken.
    Die Stadt verschwand zusehends hinter einer Wand aus Rauch und feinen Blutströpfchen, und so dauerte es ein paar Sekunden, bis Antaea sah, was sich dort abspielte.
    Sie drehte Kestrel zu sich herum und streckte die Hand aus. »Sehen Sie nur!«
    Die vier Quartette aus rotierenden Habitaträdern leerten sich. Die Luft wimmelte von menschlichen Gestalten, die sich Flügel, Flossen und allerlei Propeller wachsen ließen, um sich damit fortzubewegen. Hier und dort blitzte Metall im Sonnenlicht auf: Schwerter und Gewehre in den Händen der Bürgerscharen. Es war kein geordneter Auszug, doch die Menschenwolken bewegten sich in weitem Bogen am Rand der Schlacht entlang. Sie hatten offenbar ein anderes Ziel.
    Kestrel war bass erstaunt. »Sie kommen hierher!«
    Antaea blieb keine Zeit mehr, um sich über das Geschehen in der Stadt Gedanken zu machen, denn die Trennung kam nun schnell näher. Sie schwebte wie verzaubert über den rasch vorüberfliegenden Spitztürmen und Dächern des Palastes. Jedes Mal, wenn das Dach mit dem Tiefenschwärmer vorbeikam, schnellten sich zwei oder drei von den Fliegern, die sich in den Luken des ramponierten Schiffes drängten, in die Luft, und das mit mehr Schwung, als ihre Beine ihnen mitgeben konnten – sie mussten sich ein primitives Katapult gebastelt haben. Ohne diesen Schub wären sie mit mehr als einhundertfünfzig Stundenkilometern gegen die vorbeirasenden Dächer geprallt; stattdessen
krachten sie nun wahllos durch Fenster oder Schindeln und schlugen rasch neue Löcher neben denen, die der Schwärmer hinterlassen hatte. Das Wesen beobachtete ihr Tun mit unbekümmerter Gelassenheit, die Schlacht, die Blitzbomben und das Feuer, das immer noch unter seinen Füßen schwelte, schienen es nicht weiter zu berühren.
    Nun hatte man sie und Kestrel
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