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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit
Autoren: Karl Schroeder
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entdeckt, denn mehrere der kurzen Maschinengewehre, die aus dem Schiffsrumpf ragten, schwenkten herum und folgten ihrem Flug über den Himmel. Antaea sah, dass auch einige von den Fliegern auf sie deuteten, und winkte ihnen zu, ohne zu wissen, ob es etwas nützen würde.
    Â»Sind Sie sicher, dass sie beobachtet haben, wie wir Chaison zu retten versuchten?«, fragte sie in bewusst unbekümmertem Ton. Kestrel zuckte die Achseln.
    Â»Chaisons Freund, der Diener, sollte den Plan an die Admiralität weitergeben. Er gehört natürlich nicht zu ihnen – ich weiß nicht, für wen er arbeitet –, aber derjenige hat gute Verbindungen. Laut Plan sollte ich die Blitzbomben zünden und Chaison und nach Möglichkeit auch Sie zur Trennung fliegen. Danach sollten wir dann die Admiralität und das Volk um uns scharen.«
    Antaea warf einen Blick nach hinten. »Das Volk hat jedenfalls eine Botschaft erhalten.«
    Â»Achtung«, warnte Kestrel. Gleich würden sie die Trennung erreichen.
    Noch hatte niemand auf sie geschossen, aber wenn der Kapitän keine Lust auf Besucher hatte, würde sie in etwa fünf Sekunden von dem schwarzen, zerschrammten Rumpf abprallen und irgendwohin abgetrieben werden – womöglich mitten in die Schlacht hinein.

    Von den Luken her wurde sie beobachtet; und dann trat ohne großes Trara ein Mann mit einem Seil in der Hand hinaus auf den Rumpf, stieß sich ab und schwebte in ihre Richtung. Er streckte die Hand aus, und Kestrel und er fassten sich am Handgelenk. Antaea erkannte ihn vom Abend zuvor.
    Â»Travis!«
    Â»Chaisons Erster Offizier«, erklärte Kestrel.
    Travis nickte ihr zu. »Zusammen mit dem Admiral nach der Schlacht gegen die Falken gefangengenommen und mit dem Rest seiner Besatzung im Austausch nach Slipstream zurückgeschickt.« Er betrachtete sie mit wissendem Blick. »Wie ich höre, haben Sie ihn aus dem Gefängnis befreit.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe, antwortete aber nicht.
    Das Seil straffte sich, und sie wurden ins Innere der Trennung gezogen. Nach all den Abenteuern und der langen Belagerung hätte Antaea erwartet, dass das Schiff nach Abfällen und ungewaschenen Männern stank. Tatsächlich war ein gewisser Geruch vorhanden, aber er war bei weitem nicht so schlimm wie gedacht. Vermutlich hatte der Pilot nicht verhindern können, dass die Admiralität der Trennung Eimer mit Wasser schickte, wann immer man dort danach verlangte.
    Es war jedoch dunkel; wahrscheinlich hatte man das Lampenöl rationiert. Das Schiff hatte im Innern eine sonderbare Form, alle Schotts lagen um den Zentralkern mit den Triebwerken herum. Sie überblickte zu beiden Seiten des Triebwerkschachts einen kleinen Bereich des gekrümmten Innenraums und konnte auch ein kleines Stück weit nach vorn und hinten sehen,
bevor ihr Plattformen und Frachtnetze den Blick versperrten – aber das war alles. Wahrscheinlich hatte man an keiner Stelle freie Sicht durch das ganze Schiff.
    Unrasierte Männer mit grimmig entschlossenen Gesichtern standen zu Dutzenden Schlange vor den verrückten selbst gebauten Katapulten, die man neben den offenen Luken aufgestellt hatte. Aus Langeweile hatte die Besatzung diesen Angriff offensichtlich penibel geplant. Womöglich wussten sie besser als irgendjemand sonst im Reich, wie die Belagerung enden würde. Jetzt bestieg ein stämmiger Flieger mit einem Entermesser in der Hand einen Stuhl ohne Beine, den man zu einer riesigen Schleuder umfunktioniert hatte. Vier weitere Männer zogen die Riemen nach hinten, die den Stuhl hielten, während der Mann hin und her rutschte, um seinen Schwerpunkt zu finden. Er sagte: »O…«
    Â»â€¦kay!« und flog auch schon aus dem Schiff. Antaea sah, wie er die Hände über den Kopf legte und sich gerade noch rechtzeitig zusammenrollte, als ein vorbeirasendes Dachfenster auf gleiche Höhe mit ihm kam und ihn einfach verschluckte.
    Travis sah ihr verdutztes Gesicht und zuckte die Achseln. »Nach ein paar Monaten hier drin tut man alles, um rauszukommen.«
    Kestrel schüttelte den Kopf. »Aber wie kommen Sie hierher? Ich habe Sie erst vergangene Nacht in der Stadt gesehen – und die Trennung war die ganze Zeit von Wachposten umringt.«
    Â»Wir kamen auf die gleiche Weise an Bord, wie es für Sie vorgesehen war«, erklärte Travis. »Wir saßen auf einem Bike und zogen in hohem Tempo Kreise. Sobald
die
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