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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Nancy Krahlisch
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sofort zu Kopf.
    Irgendwie finde ich es lustig, wie wir drei hier zusammensitzen. Die ganze Situation ist doch absurd. Ich sitze hier mit Heriberts beiden besten Freunden, und er selbst ahnt nichts von alledem. Wir unterhalten uns, aber ich höre gar nicht richtig zu. Immer wieder schweifen meine Gedanken ab. Er muss einfach nach Hause kommen, denke ich. Anders geht das doch gar nicht. Dann klingelt wieder das Telefon. Heribert ist am Apparat. Ich signalisiere den beiden, dass sie etwas leiser sprechen sollen, dann schließe ich die Küchentür und gehe ins Wohnzimmer.
    »Und?«, frage ich und versuche, dabei ganz ruhig zu klingen.
    »Ich bin jetzt in Atlanta. Mein Flugzeug nach Amsterdam ist natürlich schon weg. Ich gehe jetzt zum Schalter und frage, wie es weitergeht.« Heribert klingt ernst. Er ist genervt. Ich muss aufpassen, was ich sage. Ein Streit ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann.
    Dann stellt er mir eine Frage. »Hast du zufällig mal im Internet nachgeschaut, wann der nächste Flug nach Amsterdam geht?«
    »Nein, habe ich nicht«, antworte ich knapp. Ich weiß, dass Heribert sich über diese Antwort ärgern wird. Aber was soll ich machen?
    »Du scheinst dich ja wahnsinnig dafür zu interessieren, wann ich nach Hause komme.«
    Jetzt nur nichts Falsches sagen, denke ich. Ich kann ihm ja schlecht erzählen, dass ich gerade mit seinen Freunden in der Küche sitze und Bier trinke.
    »Ich hatte so gehofft, dass dein Flugzeug wartet«, sage ich nur.
    »Ja, klar«, sagt Heribert. »Ich melde mich einfach später noch mal.«
    Nach einem kurzen »Tschüs« legt er auf.

    Bevor ich in die Küche zurückgehe, hole ich meinen Laptop aus dem Arbeitszimmer.
    »Er ist sauer, weil ich nicht nachgesehen habe, wann der nächste Flug geht«, sage ich, als ich mich wieder an den Esstisch setze. Ich klappe den Rechner auf und schalte ihn ein. Es ist, wie ich bereits vermutet hatte. Der nächste Flug nach Amsterdam geht erst morgen früh. Meine Hände beginnen zu zittern. Mir wird schwindelig. Hoize und Kirchi bleiben ganz ruhig. Das ist typisch bayerisch, denke ich gerade, da klingelt schon wieder das Telefon. Wieder ist es Heribert. Wieder gehe ich aus der Küche.
    »Sie haben mich auf eine Air-France-Maschine umgebucht. Die geht aber schon in 15 Minuten. Ich muss mich beeilen«, sagt Heribert. Er rennt bereits durch den Terminal, ich höre seinen schweren Atem.
    »Ach, das ist ja wunderbar. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich freue. Lauf, Heribert. Lauf!«, rufe ich ins Telefon. Ich höre ihn lachen, dann legt er auf.
    Ich komme zurück in die Küche. Ich strahle die beiden an und verkünde die gute Nachricht. Sie tun so, als hätte die Gefahr, dass er nicht rechtzeitig nach Hause kommt, nie bestanden. Gutgelaunt hole ich nun die Kapitänsmützen aus dem Schlafzimmer und präsentiere sie stolz. Natürlich finden die Jungs es albern, sich zu verkleiden. Ihre Blicke verraten, dass sie nicht gerade begeistert sind von der Idee, diese Mützen am Flughafen zu tragen.
    »Ach kommt schon. Bitte!«, flehe ich sie an. Missmutig nehmen sie die Mützen entgegen. Als Erster setzt Kirchi seine Mütze auf, dann Hoize. Jetzt sehen sie sich gegenseitig an. »Steht euch super«, schmeichle ich ihnen. Ihr Gesichtsausdruck verrät, dass sie mir nicht glauben. Aber ich bin zufrieden und setze mich wieder hin. Kurze Zeit später klingelt schon wieder das Telefon. Sicher ist es Heribert, der sagen will, dass er nun in der Maschine sitzt. Dass es gleich losgeht und er sich dann wieder aus Paris meldet.
    »Alles gut?«, frage ich.
    »Sie haben mich nicht reingelassen.«
    »Wie bitte?«, meine Stimme ist jetzt ein paar Oktaven zu hoch. Mit dem Telefon am Ohr laufe ich ins Wohnzimmer.
    »Ich war rechtzeitig am Flugsteig, aber sie haben mich nicht einsteigen lassen. Angeblich, weil das Flugzeug bis auf den letzten Platz besetzt war.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt gehe ich wieder zurück zum Schalter.«

    Das war es jetzt, denke ich. Jetzt ist es vorbei. Heute geht kein Flug mehr nach Amsterdam, die Maschine nach Paris war voll. Jetzt werden sie Heribert in ein Hotelzimmer stecken. Wenn alles gutgeht, fliegt er morgen früh. In Deutschland ist er dann frühestens am Sonntag. Und das alles wegen einer verstopften Toilette und einer Beule, denke ich. Wie absurd. Mir wird ganz übel.
    Ich lasse mich auf das Sofa fallen. Ich denke daran, dass ich jetzt schnell allen Gästen absagen muss. Ich sehe auf die Uhr. Es ist schon fast Mitternacht.
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