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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Nancy Krahlisch
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sie eine Beule in der Flugzeughülle entdeckt haben und diese Beule nun erst einmal untersucht werden muss.«
    »Das glaub ich jetzt nicht. Eine Beule? Was denn für eine Beule? Und nun?«
    »Wie meinst du das? Und nun? Ich warte ab. Und stelle mich schon mal darauf ein, dass mein Flug in Atlanta weg sein wird.« Heribert klingt ganz gelassen. Eigentlich bewundere ich ihn immer für seine ruhige Art. Doch jetzt macht er mich wütend.
    »Aber das geht doch nicht. Gibt es denn keinen anderen Flug nach Atlanta? Kannst du nicht einfach in ein anderes Flugzeug steigen?«
    Ich weiß, dass ich gerade Unsinn rede, aber die Worte sprudeln aus mir heraus. Ich habe Panik. Ich bin wieder einmal kurz davor, ihm von der Party zu erzählen. »Die ersten Gäste sind gleich da«, würde ich gern sagen. »Auf unserem Balkon stapeln sich bereits die Bierkästen. KOMM GEFÄLLIGST NACH HAUSE!«, würde ich am liebsten schreien.
    »Nancy, ich ruf dich an, sobald es etwas Neues gibt. Okay?« Heribert klingt jetzt genervt.
    »Okay«, sage ich leise. Dann legt er auf.

    Ein paar Minuten später klingelt es an der Tür. Heriberts Freund Hoize ist der erste Partygast. Ich habe den Türöffner betätigt und sehe ihm dabei zu, wie er die Stufen heraufsteigt. »Hallo«, sagt er und umarmt mich herzlich. Hoize ist viel größer als Heribert und auch viel kräftiger. Er wohnt nun schon seit vielen Jahren in Köln, dass er aus Bayern stammt, kann er aber trotzdem nicht verbergen. Man hört es bereits nach wenigen Worten.
    »Alles okay?«, fragt er, als ich mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht wische.
    »Ja, ja, ich habe nur gerade Zwiebeln geschnitten«, sage ich, und das ist noch nicht einmal gelogen.
    Ich mache die Wohnungstür wieder zu, dann erzähle ich ihm von Heriberts Verspätung. Ich erzähle von dem Wasserschaden, von der Beule und davon, dass Heribert nun mit Sicherheit seinen Anschlussflug in Atlanta verpassen wird. Ich versuche, die ganze Geschichte lustig zu erzählen. Ich möchte nicht, dass Hoize merkt, welche Panik ich habe. Dabei würde ich mich jetzt am liebsten ins Bett legen und losheulen. Aber das geht nicht. Hoize brummt etwas von »Hauptsache, er ist morgen Abend da«, und wir gehen in die Küche.
    Nun kochen wir gemeinsam das Chili con Carne. Hoize öffnet die Dosen mit Bohnen und Mais. Ich schütte alles zusammen. Beim Umrühren frage ich mich, wozu wir das eigentlich machen. Was passiert mit dem Essen, wenn es gar keine Party gibt? Oder feiern wir dann trotzdem? Wieder klingelt das Telefon. Heribert ist am Apparat. Ich gehe von der Küche ins Wohnzimmer. Schließlich soll er nicht hören, dass sein Freund Hoize zu Besuch ist. Als ich kurze Zeit später zurückkomme, blickt Hoize mich fragend an.
    »Sie starten in etwa 30 Minuten«, sage ich knapp. »Damit hätten sie eine Verspätung von genau zwei Stunden. Das ist nicht zu schaffen. Auf keinen Fall.«
    Ohne Hoizes Antwort abzuwarten, greife ich wieder zum Telefon und gehe zurück ins Wohnzimmer. Ich rufe in Hamburg bei Meike an. Sie und Laurent wollten auch zur Party kommen. Ich erzähle Meike alles, und sie wiederholt das, was ich sage, stichwortartig für Laurent. Irgendwann habe ich dann ihn am Telefon.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagt Laurent und versucht, mich zu beruhigen. »Vielleicht wartet das andere Flugzeug ja auch. Vielleicht schleusen sie die Transfer-Passagiere schnell rüber, so dass Bertl nicht noch einmal durch alle Kontrollen muss. Wir machen das auch oft so.« Es hat funktioniert, ich beruhige mich langsam. Laurent ist schließlich Pilot, sage ich mir. Wenn hier jemand Bescheid weiß, dann er.
    Während ich mit Laurent telefoniere, läutet es schon wieder an der Tür. Ich bekomme mit, wie Hoize die Tür öffnet. Als ich in die Küche zurückkomme, steht Kirchi am Herd. Er rührt gerade das Chili um und blickt skeptisch in den Topf. Kirchi heißt eigentlich Gabriel Kirchgraber. Auch er ist ein alter Schulfreund von Heribert. Kirchi hat seit fast zwei Jahren eine Freundin in Berlin. Fast jedes Wochenende kommt er aus Bad Nauheim bei Frankfurt in die Hauptstadt gefahren. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er endgültig nach Berlin zieht. Wir begrüßen uns, und ich hole ein paar Flaschen Bier vom Balkon.

    Wir sitzen an dem großen Tisch in der Küche, essen Chili con Carne mit Fladenbrot und trinken dazu Bier. Nach jedem Schluck merke ich, wie ich ruhiger werde. Ich habe den ganzen Tag kaum etwas gegessen. Der Alkohol steigt mir
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