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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Nancy Krahlisch
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Heriberts Freunde wollen wissen, ob er bereits im Flugzeug sitzt. »Nein, er ist noch an Bord des Schiffes«, antworte ich ein ums andere Mal. »Aber es sieht gut aus. Es läuft alles nach Plan.«
    Heriberts Schiff ist pünktlich im Hafen von Jacksonville eingelaufen. Die Nachricht von dem anderen Hafen entpuppte sich als Falschmeldung. Gott sei Dank. Der Kapitän, der ihn ablösen soll, war ebenfalls pünktlich. Die ganze Nacht hindurch lief die Übergabe. In wenigen Stunden wird Heribert vom Agenten abgeholt und zum Flughafen gebracht. Morgen Vormittag ist er in Berlin.
    Ich müsste mich jetzt eigentlich freuen, fünfeinhalb Monate haben wir uns nicht gesehen. Aber ich bin zu nervös. Was ist, wenn Heribert gar keine Party haben möchte? Wenn er zu müde ist und eigentlich nur seine Ruhe will? In der vergangenen Nacht hat er wegen der Übergabe kein Auge zugemacht. Ich hoffe nur, er kann im Flugzeug etwas schlafen.

    Einen Bierkasten nach dem anderen trage ich auf den Balkon. Ich habe so viel eingekauft, dass ich gar nicht weiß, wohin mit all den Sachen. Aber Bier kann man nie genug haben. Vor allem nicht, wenn Heriberts trinkfeste Freunde aus Bayern und Bremen kommen. Aber was ist mit Heribert selbst? Fünfeinhalb Monate hat er keinen Alkohol getrunken. Wahrscheinlich klappt er schon nach dem ersten Bier zusammen. Vielleicht war das alles doch keine so gute Idee. Aber jetzt ist es zu spät. Die Gäste sind zum Teil schon unterwegs. Ich habe gerade noch mal nachgezählt. 35 Personen haben zugesagt.

    Vorsichtig lege ich mit Smarties eine 31 auf den Schokoladenkuchen. Die Glasur ist noch weich, so dass die bunten Schokolinsen gut kleben bleiben. Dazu noch ein paar Kerzen an den Kuchenrand. Fertig.
    Am 18. Januar hatte Heribert Geburtstag. Am 5. März bekommt er seinen Geburtstagskuchen. Neben dem Kuchen stehen drei Schokoladenweihnachtsmänner. Ich habe sie extra aufbewahrt. Auch die Keksdose mit den Weihnachtsplätzchen von meiner Oma steht schon auf dem Tisch.

    Heriberts bester Freund Hoize hat vor ein paar Minuten angerufen. Er kommt mit dem Auto aus Köln und ist schon kurz vor Berlin. Ich sitze am Küchentisch und schneide Zwiebeln. Tränen laufen mir über die Wangen. Ich mache einen großen Topf Chili con Carne. Das geht schnell und ist partytauglich. Schon wieder klingelt das Telefon. Es ist Heribert. Er wollte mich anrufen, sobald er eingecheckt hat.
    »Hallo, Seemann, alles okay?« An meinen Händen kleben Zwiebelstückchen, jetzt kleben sie auch am Telefon.
    »Ja, alles okay. Ich bin am Flughafen. Allerdings gibt es einen Wasserschaden im Flugzeug. Sie haben gerade durchgesagt, dass sich das Boarding um ein paar Minuten verzögern wird.«
    »Einen Wasserschaden? Das darf doch nicht wahr sein. Was denn für einen Wasserschaden?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, an Bord sind die Toiletten kaputt.«
    »Na wunderbar. Hoffentlich bekommst du deinen Anschlussflug in Atlanta. Wie viel Zeit hast du zum Umsteigen?«
    »Ziemlich genau zwei Stunden.«
    »Na, das sollte doch klappen. Rufst du mich an, sobald es losgeht?«
    »Natürlich. Was machst du eigentlich gerade?«
    »Ich putze. Das weißt du doch.«
    »Na klar, was auch sonst?«, Heribert lacht. »Aber mach das ja ordentlich. Ich werde alles überprüfen. Mit meinem weißen Handschuh.«
    Ich stelle mir vor, wie Heribert mit einem weißen Handschuh über die Schränke und Regale fährt, und muss ebenfalls lachen. Er macht sich lustig über mich, weil ich so ein Putzteufel bin.

    Nachdem wir aufgelegt haben, setze ich mich wieder an den Küchentisch und schneide weiter Zwiebeln. Was ist, wenn er seinen Anschlussflug verpasst? Ich atme tief durch und versuche, mich auf das Messer zu konzentrieren. Bisher ist alles gutgegangen. Jetzt muss nur noch das mit dem Flug klappen. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein. Immer wieder sehe ich auf die Uhr. Als ich mit den Zwiebeln fertig bin, widme ich mich den Paprikaschoten. Wieder sehe ich auf die Uhr. Unser Telefonat liegt nun schon 20 Minuten zurück. Warum ruft er mich nicht an? Ich bin nervös. Ich stehe auf, wasche mir die Hände und greife zum Telefon. Es klingelt einmal, dann nimmt er ab.
    »Hallo«, sagt er leise.
    »Was ist los?«, frage ich ungeduldig.
    »Vor etwa zehn Minuten haben sie durchgesagt, dass die Toiletten noch immer nicht funktionieren und alle Passagiere im Terminal noch mal auf die Toilette gehen sollen. Da dachte ich, dass es sicher gleich losgehen wird. Aber gerade kam die Durchsage, dass
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