Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
hinterlassen. Sie stolperte mehr, als dass sie ging, hielt sich immer wieder fest an den rauen Steinen, aber sie kam voran, dort hinauf zu den Bäumen, die mehr versprachen. Dort musste mehr sein. Irgendetwas, so hoffte sie.
    Als sie sich endlich hinauf gekämpft hatte, war da nur Stille und ihr lauter, keuchender Atem. Nilah schwankte, die Arme auf die Oberschenkel gestützt. Ihr Atem bildete feine Wolken vor ihrem Mund. War es noch kälter geworden?
    Ein Pfad war dort und führte in einen dichten Wald aus schief stehenden Kiefern. Harzduft klebte in der Luft. Sie wusste, dass es dort entlang ging, sie wusste nur nicht mehr, warum.
    Nach nur wenigen Schritten war es bereits ein Zauberwald, Nilah hätte es schwören mögen! Es begann zu schneien und die weißen Flocken fielen wie winzige, weiße Lichter. Der Wald umfing sie, umschloss sie. Zog sie in sich hinein. ›Es ist mein Wald‹, dachte sie für einen Moment.
    Ihre Hände strichen über die kalten, zerfurchten Rinden der Bäu-
me, ihre Beine kannten den Weg, den sie gingen, die Welt drang tief in ihre Lungen und warm wieder hinaus. Sie spürte die Erde unter sich und den Himmel über sich. Die unsichtbaren Fäden, die zwischen diesen so unterschiedlichen Dingen wie Oben und Unten alles miteinander verbanden. Der Schnee zischte leise, als er die Nadeln der Kiefern streifte. Sie ging weiter, tiefer in den Wald.
    Licht! Dort irgendwo war Licht. Nilah blieb stehen. Jetzt war die Kälte förmlich zu greifen, suchte nach ihr. Vergessen die Wege, die sich selbst finden wollten, vergessen die Bäume, die nun im Weg standen, vergessen alles, was gut sein sollte. Denn dieses Licht, das da zwischen den Stämmen waberte, war ein gefährliches Licht. Etwas, das nicht dort hingehörte. Es sah geduckt aus, verstohlen.
    Nilah schlich näher heran. In eine seichte Senke hinab. Sie setzte ihre Schritte durch das Unterholz und nun schien es ihr wieder Platz zu machen, denn nichts knackte oder knisterte um sie herum. Mein Wald .
    Es war ein seltsam niedrig brennendes Feuer und darum hockten die Silhouetten von vier Gestalten. Zwei saßen mit gebeugtem Rücken zu ihr, die anderen beiden hatten fürchterliche Helme auf den Köpfen, auf denen sich die Flammen brachen. Dunkles, verwittertes Eisen, schief und zerbeult. Wie Widderhörner ragten gewundene Dornen aus den genieteten Seiten hervor, Käfern gleich, die mit grausamen Zangen bewährt nach etwas schnappen wollten. Schmale Sehschlitze hinter denen gelbe Augen ruhelos stachen. Fast alles an ihnen schien verhüllt, sogar Handschuhe trugen sie, aus deren abgeschnittenen Kuppen dreckige und verdrehte Fingernägel wuchsen. Schneenasse Felle hingen an ihnen herunter, viele zerschundene Felle, von vielen zerschundenen Tieren. Diese Kerle waren zäh und hungrig, das fühlte sie. Sie wollten diesen Hunger stillen, sie wollten etwas finden und dann ihre Kiefer dort hineinschlagen. Neben ihnen an Felsen gelehnt die Waffen. Grausam, vollgesogen mit altem Blut, geschmiedet an Orten, die niemand sehen sollte. Das hier waren dunkle Wesen mit dunklen Absichten.
    »Huslak wird es finden, er findet es immer, sag ich.« Einer der Schatten ruckte mit der geballten Faust, die mit rostigen Stacheln besetzt war, Richtung Feuer, als wolle er damit die Aussage noch dramatischer machen. Sein Helm sah aus, als habe man in einen großen metallischen Seeigel ein paar Löcher getrieben für Augen und Mund. Ein verfilzter Bart hing darunter, in dem der geschmolzene Schnee glänzte.
    Der Mann, mit dem furchteinflößendem Helm mit Hörnern, der bis vor das Gesicht ragte und es versteckte, beugte sich vor. Mit breiten Schultern spie er ins Feuer, dass es zischte und grunzte dabei.
    »Huslak ist ein Feigling!«, entgegnete er. Nickende Zustimmung wurde ihm von dem Schatten neben ihm zuteil.
    »Aber er hat ein Gespür, das sag ich Euch! Keiner findet besser diese Krafttiere als er. Keiner!«, konterte der Erste.
    »Und warum läuft er dann immer weg, wenn es soweit ist, sie zu töten?« Kehliges Lachen. Weiße Schneeflocken fielen in die roten Flammen.
    »Sie alle kommen hier her, wenn sie auf der Flucht sind!« Das Widderwesen starrte einen ungesagten Satz lang ins Feuer. «Obwohl ich noch nie ein bereits so zerstörtes Land wie dieses gesehen habe.«
    Schweigen. Alle schienen über diese Aussage nachzudenken, streckten die schmutzigen Hände näher an die Flammen.
    Hitze wallte in Nilah auf, längst nicht vergessen, nur verdrängt. Es war wie Blut in ihrem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher