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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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schließlich überragt seine Stimme die ganze See. Die Wellen türmen sich auf, ihre Gischt fegt wie Geisterhaar über das Schiff. Die Rahe bricht, das Segel verschwindet in der Nacht. »Hinweg über die neunte Welle mit dir!«, rufe ich. »Hinweg über die neunte Welle mit dir.« Athas hält sich die Ohren zu, lässt sich auf das Deck fallen. Da bricht der Sarkophag durch die Reling, rutscht zurück, der Fian versucht ihn festzuhalten, doch als das Deck erneut auf die andere Seite kippt, ist es zu spät. Der Steinsarg fällt von Bord und verschwindet in den aufgewühlten Fluten des Nordmeeres. Für einen kurzen Moment kann man den grauen Stein in die Schwärze sinken sehen, dann ist er fort. »Hinweg über die neunte Welle mit dir.« Das Schiff krängt immer mehr nach Backbord. Athas presst die Arme an den Mast, die Bronzebänder zwischen den Zähnen. »Hinweg über die neunte Welle mit dir!« Donner hallt wie Götterwut. Dann begräbt eine riesige Welle das Schiff. Die neunte Welle.
     
    Ich bin noch immer am selben Ort, jedoch auf einem völlig anderen Schiff. Es ist aus Eisen und Licht. Regen fällt wieder lotrecht aus den Wolken, trommelt auf das rostige Deck. Brüllende Männer in gelber, seltsamer Kleidung ziehen etwas aus dem dunklen Meer und ich weiß sofort, was sie dort heraufholen.
    Zeit ist vergangen, viel Zeit. Doch ich spüre noch immer die unheilvolle Macht, die aus dem Sarkophag strömt. Angst hat die Mannschaft erfasst und sie tut recht daran. Sie legen das Böse in Ketten, wie dumm und unnütz.
    Andere Männer kommen an Bord. Sie schießen mit mir fremden Waffen auf den Sarg, der die Kälte uralten Zorns bannen soll. Ich erkenne in den Pfeilspitzen magische Bannsprüche. Die Spitzen sind aus den alten Bronzebändern unserer Druiden gegossen. Wie nur kommen sie hierher?
    Dann geschieht, was immer geschieht, wenn man sich mit der Vergangenheit anlegt. Der Tod rudert durch die Nacht. Die drei letzten Schiffe des Wahnsinnigen kehren wieder in diese Welt und sie lassen nichts als Blut und Zerstörung zurück.
     
    Nur einen Herzschlag später durchquere ich die Zeit selbst, ergreife die blonde Strähne einer jungen Frau in einem mir fremden Land. Ich erkenne sie. Sie ist es. Die eine Seele. Die Bestimmung.
    »Finde meinen Bruder!«, rufe ich. Meine Worte werden mit jeder Silbe dünner, wie durchscheinend.
    ›Warum?‹, fragt mich ihr Blick.
    Weil er der Letzte von uns ist. Weil er für dich sterben wird.
    Doch das sage ich nicht mehr, denn ich werde fort gerissen, muss meinen eigenen Weg finden, gefangen im Fluss der Zeit.
    Ich konnte ja nicht ahnen, dass meine Reise erst begann.
     

 
     
    Buch drei
     
    Wir alle sind verloren.
    Dort draußen.
    Wir alle wurden bereits gefunden.
    Hier drinnen.
     
    Alte Wunden
     
    Selbst in der Erinnerung schloss Liran die Augen. Anders war die Welt manchmal nicht zu ertragen. Er atmete ein und er atmete aus. Dann ließ er seinen Blick auf das fallen, was seine Schwester heute töten würde, nicht ihn. Hinter ihm standen hunderte Fianna - lautlos. Ein jeder mit drei blauen Streifen über den stummen Lippen. 
    In der linken wog das Schwert, in der rechten ein Kriegsbeil, auf dessen Kopf einer ihrer Wölfe wild die eisernen Reißzähne fletschte.
    Er drückte die Schultermuskeln nach außen und ging ins Tal hinab. ›So war es nun einmal. Manche Dinge ließen sich nicht ändern.‹
    Die neblige Luft füllte sich mit dem Tosen aus einer Armee von Kehlen. Die eine Hangseite brüllte, die andere schwieg.
    Ein Gegner löste sich aus den feindlichen Reihen, trat vor, die Hände voller Tod.
    Liran begann zu schreiten, dann zu laufen … und schließlich zu rennen. Die Ebene wurde zu einem Traum aus leuchtendem Herbstgras. Die Wolken blieben stehen. Der Feind rannte nun auch. Dann war da nichts mehr, außer seinen Beinen, die über seine Insel schnellten, und den anderen Tausenden von stampfenden Schritten, die sich alle gleichzeitig in das Land gruben. ›Nur noch wir beide‹, dachte er. ›Nur noch wir beide!‹
    Er stieß sich ab und sprang, ein Knie mitten auf die bronzene Brustpanzerung gerichtet. Seine Klinge durchtrennte den fremden Hals bis zum Zopf, sein Beil zerriss die Schulter bis auf die Knochen. Kaltes Blut spritzte in sein Gesicht ...
     
    Der Krieger hockte da auf den Planken des Decks dieses seltsamen Schiffs, das auf dem Land fuhr. All das Blut, von dem sie nichts wusste und dass sie nicht verstehen würde. Der Regen fiel auf und in seine Schultern und
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