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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume
Autoren: Ilona Andrews
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soll?«
    »Ja.«
    »Dann werde ich es tun.«
    Die ältere Frau blickte ihn an. »Sie müssen wissen, dass ich nicht in Ihre Heirat einwilligen werde.«
    »Das ist mir egal«, teilte Richard ihr mit. »Ich werde so, wie sie es will, mit ihr zusammenleben.«
    Damit drehte er sich um und marschierte auf dem Weg zurück, den sie gekommen waren. Er stapfte durch den Korridor und trat bei Charlotte ein. Sie war wach. Sie lag im Bett, ihr Haar wie ein goldener Fächer über die Kissen gebreitet, ihre Silberaugen blickten wach und aufmerksam. Er kniete sich an ihr Bett.
    »Ich kann dich nicht umarmen«, erklärte sie.
    Behutsam küsste er ihre Lippen. »Das ist mir egal.«
    »Mir aber nicht. Du musst das nicht tun, wenn es dir zu viel ist …«
    Er hörte die Tränen in ihrer Stimme.
    »Ich werde dich nicht allein lassen«, beschied er ihr. »Ich werde dich nie wieder allein lassen. Wir stehen das gemeinsam durch. Komm mit mir nach Hause. Bitte.«
    Er nahm sie in den Arm. »Sag Ja, Charlotte.«
    »Ja.«

Epilog
    Drei Monate später
    Am Abendhimmel wurde es gerade dunkel. In den Bäumen hingen Ketten bunter Laternen und spendeten gelbes, grünes, blaues und rotes Licht. In der Luft tanzten winzige goldene Glühwürmchen. Die Septemberluft war angenehm warm. Charlotte schaukelte behaglich in ihrem Sessel. Vor ihr lag unbeweglich glänzend wie eine Münze ein großer See. Wenn sie sich vorbeugte, würde sie auf der anderen Seite Kaldars und Audreys Haus sehen können.
    Der See plätscherte gegen den hölzernen Landungssteg. Jack lag auf dem Rücken auf den Bohlen und schaute mit hinter dem Kopf verschränkten Händen in den Himmel. Neben ihm schnippte George einen kleinen, flachen Stein übers Wasser. Sophie saß auf der Kante des Stegs und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Sie hatte zwei Wochen nachdem das Haus fertig geworden war, gefragt, ob sie kommen und ein paar Tage bei ihnen wohnen könne. Dann war sie geblieben.
    Charlotte lächelte. Wie gerne wäre sie aufgestanden und den gewundenen Pfad von der Terrasse hinuntergegangen, um wie sie ihre Füße im grünen Wasser zu baden, doch sie kannte ihre Grenzen. Sie würde noch damit warten müssen.
    In einer Stunde würde Richard einen Phaeton bringen, dann würden sie damit zu Declans und Roses Haus fahren. Lord und Lady Camarine erwarteten Nachwuchs. George und Jack würden Onkel werden. Eine sehr interessante Vorstellung.
    Zu ihren Füßen hob Callis seinen zottigen schwarzen Kopf. Der Wolfripper-Hund bellte einmal leise. Da kam jemand.
    Leichte, gemächliche Schritte ließen Charlotte den Kopf wenden. Lady Augustine betrat die Veranda.
    Sie hatten seit einem Vierteljahr nicht miteinander gesprochen. Charlotte griff nach ihrem Stock, stellte die Füße fest auf den Boden und stand auf. »Hallo, Mutter.«
    Lady Augustines Brauen wanderten aufwärts. »Du stehst.«
    Charlotte machte einen Schritt. »Und ich gehe. Allerdings unter großen Schwierigkeiten.« Sie hatte die beste Fürsorge der Welt, trotzdem machte sie nur quälend langsam Fortschritte.
    Die beiden Frauen sahen einander an. Charlottes Beine zitterten, also ließ sie sich wieder in ihren Sessel sinken.
    Lady Augustine setzte sich neben sie. »Was für ein Riesenhund.«
    »Ja. Er hat früher den Sklavenhändlern gehört, aber inzwischen ist er ganz zutraulich.« Charlotte kraulte mit den Zehen Callis’ zottige Flanke. »Sind Sie immer noch wütend, Mutter?«
    »Du hättest um ein Haar dein Leben weggeworfen. Ich werde wohl immer wütend auf dich sein.« Lady Augustine seufzte.
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Weil ich, obwohl ich die Camarines nie sehr gut gekannt habe, eine Einladung erhielt, ihre Schwangerschaft mit ihnen zu feiern, und die Anstandsregeln es gebieten, dass ich diese Einladung annehme.«
    Charlotte lächelte. »Richard.«
    »Ich vermute es. Er hat das sehr geschickt ins Werk gesetzt. Ich muss zugeben, er versteht unsere Denkweise, auch wenn er selbst nicht von edler Herkunft ist.«
    »Und nutzt sie ziemlich skrupellos aus.«
    »Wie ich sehe, hat er dir ein Haus gebaut.« Lady Augustine warf einen Blick auf das Gebäude hinter ihnen. »Und womit hat er es bezahlt?«
    »Ich finde es außerordentlich unfein von Ihnen, mich das zu fragen.« Charlotte konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Ich frage dich das nicht als Lady al Ran, sondern als deine Adoptivmutter. Und Mütter dürfen manchmal unfein sein.«
    »Seine Familie hat es gebaut. Ich habe angeboten, die Kosten zu übernehmen, aber
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