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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume
Autoren: Ilona Andrews
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Schulter. »Lauf!«
    »Ich lasse Sie nicht allein.«
    »Wenn du bleibst, töte ich dich. Ich kämpfe dir den Weg frei. Lauf, Schatz! Und sieh zu, dass Richard von mir wegbleibt. Lauf!«
    Sophie rannte los. Sie flog über den Pfad zum Schloss, als besäße sie Flügel.
    Charlotte öffnete sämtliche Schleusentore. Ihre Macht brach sich Bahn, grub sich tief in die Ungeheuer auf Sophies Weg. Charlotte raubte ihnen die Lebenskraft und erbrach sie über ihre Feinde wie einen alles verzehrenden Pesthauch. Die Agenten der Hand erschauerten und fielen.
    Sophie stürmte durch die Lücke zwischen ihren Leichen.
    Charlottes Magie fuhr ihre grausame Ernte ein. Die modifizierten Agenten wollten sich auf sie stürzen und fielen, niedergemäht, während sie von ihnen zehrte und sich an ihrem Geschmack weidete.
    Sophie schoss die Treppe hinauf und durch die Torbögen.
    Genug. Noch konnte sie aufhören. Charlotte mühte sich, ihre Magie einzufangen. Doch die Dunkelheit in ihr sträubte sich, wollte frei sein und weiter wüten. Kraftvoll, übermächtig. Charlotte drohten mehr und mehr die Zügel zu entgleiten. Als sei sie in den Stromschnellen eines Wildbachs gefangen, die sie in die falsche Richtung zogen, konnte sie sich unmöglich gegen die Strömung stemmen, so sehr sie sich auch anstrengte.
    Nun war sie ein Gräuel. Die Magie floss mit der Kraft eines schwarzen Sturms aus ihr heraus, und sie vermochte nichts dagegen zu unternehmen. Wie in einem Albtraum sanken ringsum Körper zu Boden, landeten weich wie welke Blüten. Der dunkle Fluss in ihr stieg, der wilde Strom kroch höher und höher.
    Oh Richard
… Alles war falsch gelaufen. So furchtbar falsch. Sie weinte, über ihre Wangen flossen Tränen.
Es tut mir so leid, Liebster. Es tut mir schrecklich leid. Du warst alles, was ich wollte. Alles, was ich mir erhofft hatte. Es tut mir leid
.
    Sie hätte ihn letzte Nacht nicht zurückweisen dürfen. Stattdessen hätte sie ihn einladen sollen, sie ein letztes Mal zu lieben und von ihr geliebt zu werden.
    Der Strom in ihr schwoll weiter an und schlug über ihr zusammen.
    Richard lief durch die Vorhalle, die Wände sausten undeutlich vorüber. Vor ihm stürzte mit tränenüberströmtem Gesicht Sophie durchs Gewölbe.
    »Sie ist verloren!«
    »Was?«
    »Charlotte ist verloren, sie ist verloren!«
    Er wollte sich losreißen, doch sie krallte sich in seine Kleider und zerrte ihn vom Torbogen weg. »Nein, Richard, nein! Nein! Du wirst sterben. Nein! Geh nicht! Sie hat gesagt, du sollst nicht gehen.«
    Er zog sie an sich, küsste ihr Haar und machte sich los.
    »Richard!«, schrie sie.
    Er stürmte ins Sonnenlicht hinaus.
    Charlotte stand im Zentrum des Gartens. Ihre Magie raste, streckte die Agenten der Hand nieder, der schwarze Strom brauste, wirbelte, wie ein schrecklicher Orkan. Die Freaks der Hand suchten ihr Heil in der Flucht, doch die Magie packte sie immer neu. Manche krochen auf allen vieren, andere lagen reglos, kaum mehr als leere Hüllen, manche waren bereits in Verwesung übergegangen.
    Als Charlotte sich umdrehte, sah er ihre Augen. Undurchdringliche Schwärze.
    Zu ihren Füßen welkten Blumen. Der von ihr ausgehende Pesthauch hatte den Garten erfasst. Rosen starben, ihre Wurzeln faulten. Die letzten Ungeheuer der Hand wankten und fielen.
    Sie war geworden, was sie gefürchtet hatte. Sie hatte sich in den wandelnden Tod verwandelt.
    Er musste zu ihr. Er musste sie erreichen.
    Die Blumen unterhalb der Stufen, auf denen er stand, verwelkten. Er trat über ihre vertrockneten Reste hinweg und durchquerte den Garten.
    Die Dunkelheit schwappte bis zu ihm. Hüllte ihn ein. Er spürte ihren tödlichen, kalten Biss.
    »Ich liebe dich, Charlotte!«
    Noch vier Meter trennten ihn von ihr.
    Sein Körper sträubte sich. Als würde sein Innerstes nach außen gekehrt.
    Drei Meter. Die Knochen in seinen Beinen verwandelten sich in schiere Qual.
    »Ich liebe dich. Verlass mich nicht.«
    Noch drei Schritte.
    Sein Herz hämmerte zu schnell, jeder Schlag durchfuhr ihn, als würde jemand mit Glasscherben seine Hauptschlagader zerfetzen.
    Richard ließ sein Schwert fallen – seine Finger vermochten es nicht mehr zu halten – und schlang seine Arme um Charlotte. »Meine Liebe, mein Licht … verlass mich nicht.«
    Sie stand von der schwarzen Strömung des magischen Flusses umspült da. Wellen voller magischer Essenz überfluteten sie. Sie absorbierte sie in einem Ansturm von Euphorie.
    Keine Gedanken. Kein Kummer. Nur Freiheit und Glück.
    Da traf
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