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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume
Autoren: Ilona Andrews
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erstreckte sich ein großer Garten. Und mittendrin stand Sophie in einem blutbesudelten Kleid und mit einem Kurzschwert bewaffnet. Neben ihr zitternd der große Hund. Sophie ließ die Mauer auf der anderen Seite nicht aus den Augen. Charlotte blickte auf.
    Gestalten kletterten über die Mauer und ließen sich einer nach dem anderen in die Beete fallen. Manche der Kreaturen schienen menschlich, andere wie eine groteske Sammlung von an Menschenleiber gepflanzten tierischen Körperteilen. Ihre Magie traf sie wie eine Jauchewelle. Die Hand. Das mussten Spiders Leute sein. Sophie stand allein mit einem übergroßen Messer gegen ein Dutzend trainierter Killer.
    Charlotte rannte los. Die Zeit verlangsamte sich. Kroch nur mehr. Sie nahm alles kristallklar wahr: die Monster in den Rabatten, Sophies bleiches Gesicht, als sie sich nach ihr umdrehte, die Verzweiflung über die Überzahl der anderen in den Augen des Kindes …
    Charlottes Magie brach sich Bahn, die dunklen Ströme rasten wie schwarze Drachen auf der Suche nach Opfern. Dann trafen sie den ersten Agenten, bohrten sich in seinen muskulösen Leib. Der Mann knurrte, ein unmenschlicher Laut, und lief weiter. Regeneration, erkannte Charlotte. Sein modifizierter Körper heilte die Schäden, die sie mit ihren Seuchen anrichtete, ebenso schnell, wie sie ihn verletzen konnte. Sie musste mehr Kraft hineinlegen.
    Sie kappte ein paar ihrer inneren Ketten. Die Magie schoss aus ihr heraus – rote, todbringende Funken leuchteten in dem schwarzen Strom. Die Magie raste auf den Agenten der Hand zu, streifte auf ihrem Kurs den Wolfripper. Der Hund jaulte, wirbelte herum, trabte an ihr vorbei und suchte die Sicherheit des Schlosses. Wieder erfasste die Dunkelheit den Agenten. Dann ging er in die Knie. An seinem Rücken brach eine blutrote Wunde auf. Charlotte mühte sich, sie offen zu halten, spürte jedoch, wie sein Körper sich gegen sie wehrte. Der Mann heilte mit unnatürlichem Tempo. Wie war das nur möglich?
    Sophie stürmte durch den Garten auf ihn zu. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Das habe ich nicht gewollt. Es ist einfach passiert. Als Spider wegging …«
    Charlotte warf sich zwischen das Kind und die Monster. »Bleib in meiner Nähe.«
    Noch speiste sie ihre Magie aus sich selbst und presste sie aus sich heraus. Der dunkle Strom schlug zu wie eine Peitsche und verbiss sich in die Angreifer, die dennoch immer näher kamen. Inzwischen mussten fünfzig von ihnen im Garten sein. Sie umkreisten Charlotte und Sophie, schlossen einen Ring um sie, nur mehr Sekunden, und sie würden umzingelt sein.
    Sie hatten keine Chance. Wenn Charlotte nicht von ihnen zu zehren begann, um ihre Magie zu verstärken, würde die Hand sie und Sophie in der Luft zerreißen. Doch selbst wenn es ihr gelingen würde, sie alle zu töten, würde sie damit zugleich vernichten, was sie war, und Sophie, ohne mit der Wimper zu zucken, das Leben nehmen.
    Mit leblosem, blutleerem Gesicht hielt Sophie ihr Messer umklammert.
    Sie musste Sophie retten. Die Jahre, in denen sie schnell Entscheidungen hatte treffen müssen, zahlten sich jetzt aus. Ihre Angst verging. Ihr Kopf war mit einem Mal klar. Es gab nur einen Ausweg, erkannte Charlotte. Sie konnten unmöglich beide mit dem Leben davonkommen, aber wenn sie Sophie ausreichend Zeit zur Flucht verschaffte … dann konnte es gut sein, dass wenigstens das Kind überlebte. Das war ihre einzige Chance.
    Du wirst dich in die Seuchenbringerin verwandeln
, warnte sie eine leise Stimme.
    So war es – nichts würde daran noch etwas ändern, wenn sie diesen Weg einmal eingeschlagen hatte –, doch die Agenten der Hand waren zu zahlreich und bewegten sich viel zu schnell. Sie würden sie überwältigen, bevor sie das Schloss erreichte und unschuldigen Menschen Schaden zufügen konnte. Dieser Weg führte in den Selbstmord, war aber der einzig gangbare.
    Der erste Agent, den Charlotte zu Boden geschickt hatte, erhob sich wieder und schüttelte seine Wunden ab wie harmlose Kratzer. Charlottes Magiepeitsche schlug zu und erfasste die widerwärtige Mischung aus Mensch und Bestie erneut. Sofort strömte neue erfrischende Lebenskraft in sie. Sie entzog der Bestie Energie und verwandelte sie in Kraft.
    Dann trafen die dunklen Schlangen ihrer Magie die zweite Agentin, laugten sie aus und warfen ihren verdorrten Leichnam in die Blumenbeete. Die Magie traf einen nach dem anderen, nahm Leben um Leben und leitete ihre Energie in Charlottes Körper.
    Sie drückte Sophies
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