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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume
Autoren: Ilona Andrews
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nimm es dir. Verstehst du?«
    Ja, sie verstand ihn, sie verstand ihn sogar recht gut.
    »Lebe wohl.« Er wandte sich ab und wollte den Garten verlassen. So eine Gelegenheit würde sie vielleicht nie wieder bekommen.
    »Lord Sebastian.«
    »Ja?«
    Sophie schob ihre Hand in die verborgene Rockfalte. »Würden Sie meinen Herzenswunsch gerne kennen?«
    Mit einem milden Lächeln auf den Lippen wandte sich Spider ihr zu. »Sehr gerne. Was denn, Liebes?«
    Da stieß sie ihm das Messer in die Brust und lenkte zugleich im Bruchteil einer Sekunde ihren Blitz über die Klinge.
    Spider schnappte nach Luft.
    Sie umklammerte ihn und riss die Klinge durch seine Innereien und zerfetzte so das empfindliche Gewebe innerer Organe. Von Spiders Lippen tropfte Blut, sein Gesicht fassungslos, ungläubig.
    »Dich sterben zu sehen, du Stück Scheiße«, antwortete sie. »Weil du meine Mutter verschmolzen hast.«
    Er wollte sich auf sie stürzen, spießte sich dadurch aber nur umso tiefer auf. Seine Rechte packte ihre Kehle, umklammerte sie mit stahlharter Faust. Sophie ging die Luft aus. Keine Panik. Tu, was du willst, aber keine Panik!
    »Sophie Mar, nehme ich an.« Spiders Stimme war ein raues, unmenschliches Knurren. Sein Blick nagelte sie fest. Die Welt wurde in immer tiefere Finsternis getaucht. »Gut gegeben, meine Kleine. Gut gegeben.«
    Mit einem Ruck befreite sie ihr Schwert. In ihren Lungen kochte die Luft.
    »Du machst dir keine Vorstellung, wie sehr ich deine Familie verabscheue.«
    Aus dem Augenwinkel sah Sophie einen schwarzen, verschwommenen Fleck über das Gras schießen. Callis rammte Spider, schlug seine Zähne in seinen rechten Unterarm und fügte Sophies Gewicht weitere hundert Pfund hinzu. Spider stöhnte. Seine Finger öffneten sich, er ließ ihre Kehle los. Sie stürzte, hockte sich hin, schnappte nach Luft. Sie musste sich bewegen, doch ihr Körper weigerte sich, irgendetwas anderes zu tun, als zu atmen, und vergeudete so kostbare Sekunden.
    Callis knurrte, zerrte an Spider, versuchte, ihn von den Beinen zu reißen. Spider zog mit der Linken ein Messer aus der Scheide an seiner Taille und schlug es dem Hund aufs Haupt. Callis grollte. Als Spider die Klinge in Callis’ dunkles Rückenfell stieß, floss purpurrotes Blut darüber.
    Nein!
Du wirst meinen Hund nicht töten!
Endlich gehorchten ihre Beine wieder. Sie sprang mit erhobenem Schwert auf und zielte damit auf Spiders Rippen. Warum um alles in der Welt war der Kerl noch nicht tot? Was, wenn er gar nicht sterben konnte?
    Spider trat nach Callis. Der Hund fiel mit einem bissigen Knurren zurück und versuchte ihn anzuspringen.
    »Nein! Lass ihn mir«, befahl Sophie.
    Spider lachte. »Dann wollen wir mal sehen, was du so drauf hast.« Er schlug zu. Er war furchtbar schnell, fast so schnell wie Richard.
    Sie parierte, schlug nach seiner Schulter und ritzte sein Wams. Blut floss. Der Schnitt ging nicht tief genug. Ihr Schwert war zu kurz. Er holte mit einem gemeinen, horizontalen Hieb nach ihr aus. Sie hatte nicht genug Platz, um seitlich auszuweichen, also bog sie sich nach hinten. Unter dem Schlüsselbein brannte Schmerz. Seine Schwertspitze war ihr über das entblößte Brustbein gefahren. Blut ergoss sich über ihr Kleid. Als er den Hieb durchzog, griff sie mit der Linken nach seinem Handgelenk und führte ihre vom Blitz geschärfte Klinge durch seine Rippen.
    Spider knurrte, stand aber immer noch.
    »Das reicht nicht, Sophie Mar.«
    »Für dich schon. Mehr wirst du von mir nicht kriegen.«
    Er lachte.
    »Stirb.« Sie schlug erneut zu. »Stirb, stirb, stirb.«
    Er stolperte lachend rückwärts.
    Wieder und wieder drosch sie auf ihn ein, verwandelte sich in einen Wirbelwind, ihre Klinge wurde zu ihrem verlängerten Arm, durch Magie mit ihr verbunden. Sie traf und traf und traf, ohne auf die Wunden zu achten, die sie selbst einsteckte.
    Endlich ging er in die Knie.
    Sie hielt inne. Sein Atem kam flatternd, stoßweise. Zu Sophies Füßen winselte Callis.
    »Nicht übel«, sagte Spider, aus seinem Mund tropfte Blut. »Schau mal hinter mich. Und was machst du jetzt, Liebes?«
    Sophie hob den Kopf.
    Über die Backsteinmauer kletterten Monster in den Garten.
    Charlotte rannte die Treppe hinunter. Sie hatte einen Augenblick lang den Überblick verloren, während sie verfolgte, wie Richard siegte. Als sie sich dann umdrehte, waren Sophie und Spider nicht mehr da.
    Die Vorhalle endete unter einem sonnendurchfluteten gewölbten Eingang. Charlotte stürmte hinaus. Vor ihr
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