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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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etwas, dachte er, bevor sich eine wabernde Dunkelheit in ihm ausbreitete.

41
    Eben noch hatte Maren das Gefühl zu stürzen. Dort war ein tiefes Loch, welches niemals enden würde. Doch dann spie der Schlund sie unvermittelt wieder aus, ganz so, als hätte er gemerkt, wie unverdaulich sie doch war.
    Die schwarze Wand wich zurück, löste sich langsam auf, bekam Hunderte kleiner Risse. Die oberen Bereiche wurden transparent und verschwanden einfach. Marens Empfindung, hilflos die Kontrolle zu verlieren, verging. Auf einmal fühlte sie sich stark. Siegessicher. Dann fiel ihr Blick auf die stolpernde Figur, und eine neue Welle kalter Panik glitt über sie hinweg. Der Hauptmann war noch immer da. Doch er sah angeschlagen aus, irgendwie zerfetzt. Die Uniform war schwarz vor Dreck, das Haar glänzte nicht mehr und hing schlaff über die Stirn. Er grinste wie eine uralte ausgestopfte Mumie.
    »Verschwinde!«, rief Maren laut. Verschwinde aus meinem Körper!«
    Der Hauptmann starrte ihr ins Gesicht. Seine Augen waren tiefschwarz. Falls die Pupillen je geleuchtet hatten, war davon nichts mehr übrig geblieben.
    Plötzlich wusste Maren, dass der Hauptmann vergiftet war und jämmerlich zugrunde gehen würde.
    Langsam ging Maren auf das hockende Wesen zu. Ihr kam es vor, als würde sie schweben.
    »Stirbst du jetzt endlich?«
    »Vielleicht ist jemand in der Nähe«, antwortete das Wesen und leckte sich mit einer schwarzen Zunge über die brüchigen Lippen.
    »Du meinst eine andere Seele, die du verdrängen könntest?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nicht.«
    Es gab einen dumpfen Laut, als der Hauptmann nach vorn auf die Hände fiel.
    »Eins noch.« Seine schrumpelige Hand winkte Maren herunter.
    Sie ging vor ihm in die Hocke und schaute auf seinen zerfallenden Körper.
    »Was?«
    »Du wirst den Rest deines Lebens mit einer Schuld leben müssen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Das Wesen kicherte, begann aber im nächsten Moment lauthals zu husten.
    »Peter stirbt«, stellte es fest, als es sich wieder beruhigt hatte.
    »Wie meinst du das?«, fragte Maren laut. Plötzlich war ihr, als ob ihr die Zeit davonlief.
    »Das Lustige ist, dass du selbst gerade dabei bist, ihn zu erwürgen. Dein Körper ist wirklich stark. Alle Achtung. Ich glaube …«
    Maren sprang auf, ohne sich darum zu kümmern, dass der Hauptmann noch mehr sagen wollte. Mit einer Wucht, als wollte sie den härtesten Elfmeter in der Geschichte des Frauenfußballs treten, traf ihr Fuß seinen Schädel.
    Der Kopf des Hauptmannes zerplatzte wie ein gewaltiges rohes Ei.
    Rote und gelbe Schleimteile flogen umher, aber das registrierte Maren schon gar nicht mehr. Wo auch immer sie sich hier befand, es war Zeit, schleunigst zurückkehren. Zurück in die Schaltzentrale ihres Denkens. Maren konzentrierte sich darauf, wieder die Kontrolle über ihren Körper zu erlangen, und dann ging alles plötzlich ganz einfach.

42
    Ihr wurde schwindelig, als sich die Perspektive änderte. Sie stand jetzt nicht mehr im Nirgendwo, sondern hockte in der malerischen Blockhütte. Dann realisierte sie, dass Peter sich unter ihr befand. Und was noch viel schlimmer war: Sie hatte die Hände um seinen Hals gelegt und drückte so fest zu, dass es hoch bis zu den Schultern schmerzte. Mit einem erschrockenen Aufschrei zog Maren die Arme zurück und stemmte sich in die Höhe.
    Peter lag regungslos da.
    Er trug lediglich ein Handtuch.
    Seine Haare waren noch feucht, er musste gerade geduscht haben.
    Dann fiel ihr Blick auf die längliche Wunde an seinem Oberschenkel, die aussah wie eine Miniatur-Kraterlandschaft. Für einen Moment wusste sie nicht, was zuerst gemacht werden sollte. Die Wunde stillen, Peters Stirn kühlen, schauen, ob ihr Freund überhaupt noch lebte?
    Als es an der Tür klopfte, zuckte Maren zusammen und unterdrückte einen Schrei.
    »Ich wollte Sie zum Frühstück holen.« Das war die Stimme ihrer Vermieterin.
    »Gerade zur rechten Zeit«, keuchte Maren und riss die Tür auf. »Ein Unfall. Schnell. Können Sie mir helfen?«
    Noch bevor Maren ihren Satz zu Ende gesprochen hatte, war die drahtige wasserstoffblonde Frau schon an ihr vorbeigeschossen und hatte sich über Peter gebeugt. Sie fühlte, horchte und verlangte dann nach einem kalten Handtuch. Als Maren es brachte, ohrfeigte sie Peter, wickelte das Handtuch um seinen Kopf und hielt seinen Oberkörper aufrecht.
    Sekunden später begann Peter zu husten.
    Maren hätte vor Freude am liebsten geweint. Als eine Träne über ihre
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