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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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Mantel. Als etwas von seiner Schulter rutschte, hob er geistesgegenwärtig den linken Arm und betrachtete den Lederriemen, der an seinem Handgelenk baumelte. Daran hing ein Gewehr. Es war verhältnismäßig leicht und hatte einen langen, schmalen Lauf.
    »Komm endlich essen. Sonst ist nix mehr da.«
    Die Stimme hinter seinem Rücken ließ ihn herumfahren. Erst jetzt bemerkte Peter das knappe Dutzend von Männern, die auf der schattigen Lichtung saßen und die gleiche Kleidung trugen. Vor einer verkrüppelten Tanne stand ein großer Blechtopf, unter dem ein spärliches Feuer glomm. Eine farblose Brühe kochte in dem Topf. Weißer Dampf stieg auf. Einer der Männer kniete neben der Feuerstelle und tunkte eine Kelle in die Flüssigkeit. Vor ihm waren Schüsseln auf dem Boden aufgereiht. Der Mann begann, in jede Schüssel zwei Kellen zu füllen.
    »Wenn du da länger rumstehst und nicht sofort dein Essbesteck rausholst, ist nichts mehr da«, ermahnte ihn die Stimme ein weiteres Mal.
    Peter drehte den Kopf und sah in das grinsende Gesicht eines untersetzten Mannes mit Zwirbelbart, der am äußersten Rand der Gruppe hockte. Der Mann klopfte auf einen der Rucksäcke, die neben ihm standen.
    »Ich weiß, das Zeug schmeckt nach eingeschlafenen Füßen, aber es wird die einzige warme Mahlzeit für heute sein«, sagte er.
    Peter nickte und ließ sein Gewehr ganz vom Arm rutschen. An einem der Bäume lehnten mehrere Gewehre, deren Schulterstücke im Schnee versanken, während die Spitzen nach oben zeigten. Er stellte seine Waffe zu den anderen, griff nach dem Rucksack, auf den der Zwirbelbart geklopft hatte, öffnete die Riemen und schaute hinein. Als Erstes fiel sein Blick auf diverse weiße Unterhosen, die fein zusammengelegt und mit einem schwarzen Gürtel umschlungen gleich obenauf lagen. Er schob einen länglichen Kasten aus Metall zur Seite und entdeckte schließlich das Essbesteck. Es war eine merkwürdig ineinandergeschobene Kombination von Löffel, Messer und Gabel sowie einer Art Flaschenöffner. Peter griff danach und wollte den Löffel herausziehen. Aber so einfach ging das nicht. Das Besteck schien hoffnungslos ineinander verkeilt zu sein. Wieder grinste der Mann neben ihm.
    »Klamme Finger, was?«, meinte er und nahm ihm die Konstruktion aus den Händen. »Ich hatte gestern sogar Schwierigkeiten, mein Gewehr zu spannen.«
    Sein Daumen löste eine kleine Riegelung, die sich irgendwo an der Seite befand.
    Jemand reichte ihm eine der dampfenden Schüsseln. Peter begann zu löffeln und merkte dabei, wie ausgezehrt sein Körper doch war. Die Suppe war völlig geschmacklos, aber es tat gut, eine warme Mahlzeit in den Magen zu bekommen. Einen seltsamen Augenblick lang wurde ihm bewusst, dass hier etwas nicht mir rechten Dingen zuging. Hatte er nicht noch kurz vor dem Fußballspiel gut gefrühstückt?
    Welches Fußballspiel?
    Während Peter aß und verstohlen die anderen Männer musterte, wanderte sein Blick durch die Baumwipfel nach oben. Das Wetter veränderte sich. Die grauen Wolken am Himmel wurden dunkler, die weiter entfernten Bäume verschwanden zunehmend im Dunst. Er schaute in die Gesichter um sich herum. Niemand sprach, alle schienen ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Ihre Mienen wirkten erschöpft. Nur der Soldat, der die Suppe ausgeteilt hatte, spielte mit der Kelle und versuchte schließlich, das Ding auf seiner Nase zu balancieren.
    »Achtung, der Hauptmann«, warnte ihn einer der Männer kurze Zeit später. Es raschelte in den Bäumen. Dann erschien ein hagerer Schatten zwischen zwei Tannen.
    »Alles gut, Männer?«, fragte eine ausgesprochen dunkle Stimme beim Näherkommen.
    Der Kerl war riesig, mindestens zwei Meter groß. Trotz der Kälte trug der Hauptmann weder Mantel noch Helm, sondern nur seine blitzblanke Uniform, die aussah, als käme sie frisch gestärkt direkt aus der Wäscherei. Trotzdem stimmte etwas an seinem Aussehen nicht. Die Haare passten so gar nicht zum Rest der Erscheinung. Sie waren pechschwarz und hingen ihm glatt und kraftlos vom Kopf. An den Seiten fielen die Strähnen locker über die Ohren, im Nacken reichten sie weit über den Kragen und lagen auf den Schultern auf. Gab es irgendeine Armee auf der Welt, in der man die Frisur dermaßen lang tragen durfte?
    Der Hauptmann blieb neben der Kochstelle stehen und musterte seine Männer sorgfältig, einen nach dem anderen.
    »Knöpf die Uniform ordentlich zu«, befahl er dem Zwirbelbart. Hastig begann sein Nachbar, an seiner Uniform zu
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