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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge
Autoren: Peter F. Hamilton
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Bestürzung in Ralphs Bewußtsein. »Diese Seuche breitet sich mit exponentiellem Wachstum aus, Sir.«
    »Möglich«, gestand Roche Skark. »Wenn es uns nicht gelingt, sie so schnell wie möglich einzudämmen, müssen wir möglicherweise den gesamten Kontinent Xingu aufgeben. Die Quarantäneprozeduren sind bereits in Kraft getreten, und die Polizei wird in diesem Augenblick informiert, wie sie mit der Situation umzugehen hat. Trotzdem möchte ich Sie dort unten haben, um den Behörden die Dringlichkeit zu verdeutlichen und ihnen Feuer unter dem Hintern zu machen.«
    »Jawohl, Sir. Bedeutet Ihr Anruf, daß ich persönlich hinter ihnen her soll?«
    »Das tut er. Rein technisch betrachtet gehen Sie nach unten, um den Zivilbehörden von Xingu als Berater zur Seite zu stehen. Soweit es mich betrifft, können Sie soviel unternehmen, wie Sie wollen – unter der Voraussetzung, daß Sie sich nicht dem Risiko einer Ansteckung unterziehen, heißt das.«
    »Jawohl, Sir. Danke sehr, Sir.«
    »Ralph, ganz unter uns gesagt – dieser Energievirus jagt mir eine Heidenangst ein. Und er ist ganz ohne Zweifel nur ein Vorbote von irgend etwas, irgendeiner Form von Invasion. Meine Aufgabe besteht darin, das Königreich vor Bedrohungen dieser Art zu schützen, genau wie Ihre. Also halten Sie sie auf, Ralph. Schießen Sie zuerst und stellen Sie dann die Fragen. Falls es hinterher Probleme gibt, werde ich mich notfalls persönlich darum kümmern.«
    »Jawohl, Sir. Danke sehr.«
    »Guter Mann. Der Admiral hat einen Atmosphärenflieger bereitgestellt, der Sie zum Raumhafen von Pasto City bringt. Die Maschine startet in zwölf Minuten. Ich habe eine Flek mit sämtlichen relevanten Informationen vorbereitet, die Sie auf dem Weg nach unten studieren werden. Falls Sie anschließend noch Fragen haben, dann melden Sie sich bei mir.«
    »Ich würde gerne Will Danza und Dean Folan mitnehmen, Sir, mit der Autorisierung, unten auf der Oberfläche Waffen zu benutzen. Die beiden wissen, wie man mit Sequestrierten umgehen muß. Und Cathal Fitzgerald auch; er hat den Virus in Aktion gesehen.«
    »Sie werden die Autorisierung haben, noch bevor Sie gelandet sind.«
     
    Duchess war bereits über den Horizont aufgestiegen, als Colsterworth endlich in Sicht kam. Die rote Zwergsonne stand genau gegenüber Duke am Himmel, und beide Sonnen mühten sich, die Landschaft in das Licht ihres einzigartigen Spektrums zu tauchen.
    Duchess gewann die Schlacht, während Duke hinter dem Horizont unterging. Das üppige Grün auf den Osthängen der Hochebenen verlor sich nach und nach und wich einem dunklen Burgunderrot. Einheimische pinienanaloge Bäume, die in die genetisch angepaßten Hecken aus Hagedorn gepflanzt worden waren, verwandelten sich in graue Zinnsäulen. Selbst das schwarze Fell des Hengstes wurde noch dunkler.
    Dukes goldenes Licht wich immer weiter vor der anschwellenden roten Flut zurück.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben haßte Louise die Hauptsonne dafür, daß sie hinter dem Horizont versank. Normalerweise war die Duchess-Nacht eine magische Zeit, die die vertraute Welt in ein Reich geheimnisvoller Schatten und milder Luft verwandelte. Diesmal jedoch besaß das rote Licht etwas entschieden Unheimliches.
    »Meinst du, Tante Daphnie ist zu Hause?« fragte Genevieve bestimmt schon zum fünften Mal.
    »Ich bin sicher, daß sie uns aufmacht«, antwortete Louise. Es hatte gut eine halbe Stunde gedauert, bis Genevieve nach ihrer gelungenen Flucht von Cricklade aufgehört hatte zu weinen. Louise hatte sich so sehr darauf konzentriert, ihre verängstigte Schwester zu trösten, daß sie selbst inzwischen fast keine Furcht mehr spürte. Es fiel ganz bestimmt nicht schwer, das Erlebte wie einen Alptraum aus dem Bewußtsein zu verbannen. Sie wußte nicht genau, was sie Tante Daphnie erzählen sollte; die reine Wahrheit klang einfach zu unglaubwürdig. Andererseits reichte vielleicht nur die reine Wahrheit aus. Welche Polizei- und Ordnungskräfte auch immer nach Cricklade Manor entsandt würden, sie mußten auf der Hut und wohlbewaffnet sein. Der Chefkonstabler und der Bürgermeister mußten überzeugt werden, daß sie einer tödlichen Gefahr gegenüberstanden und nicht den Phantasiegestalten einer halb hysterischen Heranwachsenden.
    Glücklicherweise war sie eine Kavanagh. Die Menschen würden ihr zuhören müssen. Und bitte, lieber Gott, mach, daß sie mir glauben.
    »Ist das dort ein Feuer?« fragte Genevieve.
    Louise schreckte aus ihren Gedanken hoch. Colsterworth
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