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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge
Autoren: Peter F. Hamilton
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beschlossen, mich zu belohnen.«
    »Ich liebe dich, Quinn«, sagte Lawrence Dillon einfach. Der Körper des Stallburschen, von dem er Besitz ergriffen hatte, war vollkommen nackt, und die Narben vom Akt der Possession waren kaum noch zu sehen, verblassende rosafarbene Linien auf der sonnengebräunten Haut.
    »Was ich auf Lalonde getan habe, das mußte ich tun. Das weißt du selbst. Wir konnten dich nicht mitnehmen.«
    »Ich weiß, Quinn«, sagte Lawrence eifrig. »Ich war eine Belastung. Ich war schwach damals.« Er kniete vor Quinn nieder und strahlte die strenge Gestalt in ihrer schwarzen Robe an. »Aber jetzt bin ich nicht mehr schwach. Jetzt kann ich dir wieder helfen. Es wird sein wie früher, nur noch besser. Das gesamte Universum wird sich vor dir verneigen, Quinn.«
    »Ja«, sagte Quinn Dexter langsam und genoß den Gedanken. »Vielleicht wird es das tatsächlich.«
     
    Der Datavis-Alarm riß Ralph Hiltch aus einem unruhigen Schlaf. Als ESA-Dienststellenleiter hatte man ihm ein vorläufiges Quartier in der Offiziersmesse der Königlichen Navy von Kulu zugewiesen. Die fremde, unpersönliche Umgebung und die emotionalen Nachwirkungen von Gerald Skibbows Transport nach Guyana hatten seine Gedanken zum Kreisen gebracht, als er sich gestern abend nach einer dreistündigen Abschlußbesprechung auf seine Pritsche geworfen hatte. Am Ende hatte er zu einem schwachen Beruhigungsprogramm greifen müssen, um seinen Körper zu entspannen.
    Wenigstens hatte er nicht an Alpträumen gelitten, obwohl Jenny nie weit von seinem Bewußtsein entfernt war. Ein letztes, eingefrorenes Bild der Mission auf Lalonde: Jenny unter einem Schwarm von Menschenaffen, während sie per Datavis einen Kamikaze-Kode in die Elektronenmatrixzelle eingab. Ein Bild, das Ralph nicht in seiner neuralen Nanonik speichern mußte, um seine Klarheit zu behalten. Jenny hatte diese Art zu sterben der Alternative vorgezogen. Doch hatte sie damit recht? Das war eine Frage, die sich Ralph während der Reise nach Ombey mehr als einmal gestellt hatte.
    Er schwang die Beine über den Rand der Pritsche und fuhr sich mit den Fingern durch Haare, die dringend gewaschen werden mußten. Der Netzprozessor seines Zimmers informierte ihn, daß auf dem gesamten Guyana-Asteroiden soeben die Alarmstufe drei verkündet worden war.
    »Scheiße! Was hat das nun wieder zu bedeuten?« Als könnte er sich das nicht denken.
    Seine neurale Nanonik meldete einen eingehenden Ruf aus dem ESA-Büro von Ombey, Absender Roche Skark, der Direktor der ESA persönlich. Mit einer dunklen Vorahnung öffnete Ralph Hiltch einen sicheren Kanal zum Netzprozessor. Man mußte nicht paranormal sein, um zu wissen, daß das nichts Gutes bedeuten konnte.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie so früh nach Ihrer Ankunft schon wieder in den Dienst rufen muß«, sagte Roche Skark per Datavis. »Aber es sieht so aus, als wäre die Kacke in diesem Augenblick in den Ventilator geflogen. Wir brauchen Ihre Fachkenntnis.«
    »Sir?«
    »Wie es scheint, waren drei der Botschaftsangehörigen, die mit Ihnen an Bord der Ekwan hier angekommen sind, von diesem Energievirus befallen und sequestriert. Sie sind bereits unten auf der Oberfläche.«
    »WAS?« Panik stieg in Ralph Hiltch auf. Nicht diese Abscheulichkeit, nicht hier im Königreich. Bitte, lieber Gott! »Sind Sie sicher, Sir?«
    »Ja, leider. Ich komme gerade von einer geheimen Sicherheitskonferenz mit der Prinzessin. Sie hat aus diesem Grund die Alarmstufe drei verhängt.«
    Ralphs Schultern sanken nach unten. »O Gott, und ich habe sie hergebracht!«
    »Sie konnten es nicht wissen.«
    »Aber es ist mein Job, so etwas zu wissen! Gottverdammt, ich bin weich geworden auf Lalonde!«
    »Ich bezweifle, daß irgendeiner von uns die Situation besser gemeistert hätte.«
    »Jawohl, Sir.« Zu schade, daß man per Datavis nicht sarkastisch grinsen konnte.
    »Jedenfalls sind wir ihnen dicht auf den Fersen, Ralph. Admiral Farquar und meine liebe Kollegin Jannike Dermot von der ISA haben bemerkenswert schnell reagiert und Maßnahmen zur Schadensbegrenzung eingeleitet. Wir schätzen, daß das Trio von der Botschaft maximal sieben Stunden Vorsprung vor Ihnen hat.«
    Ralph dachte an die Schäden, die ein einziger dieser Sequestrierten innerhalb von sieben Stunden anzurichten imstande war, und verbarg das Gesicht in den Händen. »Damit haben sie immer noch jede Menge Zeit, um andere Menschen anzustecken, Sir.« Die Schlußfolgerungen sanken nur langsam durch die Schicht aus
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