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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband
Autoren: E Zeißler
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sie fest an seine Brust. Eine Welle der Glückseligkeit überkam Valerie und sie klammerte sich an ihn, während er "Oh Valerie, ich dachte, ich hätte dich verloren, ich hatte solche Angst um dich gehabt", stammelte und ihre Haare, ihre Stirn, alles, was in seiner Reichweite war, mit Küssen bedeckte.
Valerie hob ihr Gesicht zu ihm hoch und sah ihn an. Der Traum war zu schön, um wahr zu sein. Es war dunkel, doch durch ihr Schlafzimmerfenster konnte sie die Sterne funkeln sehen. John saß vor ihr auf dem Bett und hielt sie umklammert. Als sie ihn ansah, lächelte er zärtlich und küsste sie sanft auf die Lippen.
Tränen traten ihr in die Augen und John wich erschrocken zurück. "Was ist los,
    Pei Thara
?"
"Nichts." Valerie schüttelte den Kopf. Wie sollte sie ihm auch erklären, dass er bloß eine Traumfigur war, dass sie bald aufwachen und sich in einem grausamen, einsamen Leben wieder finden würde, aus dem er für immer verschwunden war?
John ließ seine Hände langsam von ihren Schultern gleiten. Verwirrung machte sich auf seinen Zügen breit. "Du bist nicht glücklich, mich zu sehen", stellte er fest. Es klang enttäuscht und verletzt.
"Natürlich bin ich das", widersprach Valerie zaghaft. "Aber das hier ist nicht echt. Es ist nicht von Dauer."
"Was meinst du?"
"Ich, du, das Zimmer", sie biss sich auf die Lippe, dann sprach sie weiter. "Es wird alles anderes sein, wenn ich aufwache."
"Aber du bist wach", widersprach John ihr sanft.
Valerie sagte nichts. Warum sollte sie sich mit ihrer Traumgestalt streiten.
"Du glaubst mir nicht", sagte John und wirkte auf einmal leicht belustigt. "Wie könnte ich es dir denn beweisen?"
"Du könntest mich kneifen", sagte Valerie.
"Wie wäre es stattdessen mit einem Kuss?" Er beugte sich wieder zu ihr und küsste sie ausgiebig.
"Das war schön", sagte sie anschließend. "Aber leider beweist es gar nichts." Sie kniff sich selbst in den Arm und spürte den leichten Schmerz. Ansonsten änderte sich nichts an dem, was vor ihren Augen war. "Ich bin gleich wieder da", murmelte sie, sprang auf und lief ins Badezimmer.
Sie schaltete das Licht ein und drehte das kalte Wasser auf. Dann wusch sie sich ausgiebig das Gesicht. Als sie sicher sein konnte, nicht mehr zu schlafen, fixierte sie ihr Gesicht im Spiegel. Sie verlor allmählich den Verstand. Das musste es sein. Sie betrachtete sich ausgiebig. Ihr Gesicht war blass, viel zu blass, doch ihre Augen waren klar und sie hatte definitiv kein Fieber. Sie fühlte sich so gut, wie sie sich unter diesen Umständen nur fühlen konnte.
Derart beruhigt ging sie zurück in ihr Zimmer und schaltete das Licht ein. Dann blickte sie vorsichtig zum Bett und erstarrte. John saß da und sah sie lächelnd an.
Valerie schlug sich eine Hand vor den Mund, um den Aufschrei zu unterdrücken, der in ihrer Kehle aufstieg. "Wie ist das möglich?" stammelte sie und ihre Knie gaben nach.
John sprang auf und fing sie auf, bevor sie zu Boden fallen konnte. Vorsichtig führte er sie zu ihrem Bett.
Valerie nahm seine Hand und hielt sie sich vor die Augen. Staunend fuhr sie mit ihrem Finger über seinen Handrücken entlang, als konnte sie noch immer nicht glauben, dass er echt war. "Ich habe doch gesehen, wie sie dich weggebracht haben. Ich habe das Raumschiff wegfliegen sehen", murmelte sie verständnislos. "Wie hast du ihnen entkommen können?"
"Gar nicht." John lächelte leicht.
"Du hast sie dazu gebracht, dich gehen zu lassen?" fragte sie ungläubig.
"Nein, du hast das gemacht."
"Ich habe doch gar nichts getan." Sie schüttelte den Kopf. "Ich war nicht einmal in der Lage, klar zu denken."
"Und das hat den Ausschlag gegeben."
"Das verstehe ich nicht."
"Das schlimmste Verbrechen in unserer Welt ist, ein verbundenes Paar zu trennen, denn das wäre Seelenmord. Man schadet nicht nur der Person, der man schaden möchte, die es vielleicht sogar verdient hätte, so wie ich, sondern gleichzeitig auch seinem Seelenpartner. In unserem Fall wurde das aber nicht in Erwägung gezogen. Sie haben gesehen, dass ich mich mit dir verbunden habe und dass ich unter unserer Trennung unsagbar leiden, sie vermutlich nicht überleben würde. Aber das haben sie in Kauf genommen, denn in den Augen meines Volkes hatte ich ohnehin kein Recht mehr auf das Leben. Sie hatten angenommen, dass deine Bindung an mich nicht so tief ist und deswegen nicht ins Gewicht fällt. Deine Reaktion auf meinen Weggang hatte sie jedoch so weit verunsichert, dass sie eingewilligt haben, dich zu beobachten, bevor
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