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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband
Autoren: E Zeißler
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er Valerie an. Als wäre sie das einzige in seinem Leben, das noch zählte.
"Wo ist deine Tochter?" fragte der Mann John und sein Kopf zuckte überrascht hoch. Es gab doch noch etwas, das seine Aufmerksamkeit zu erregen vermochte. "Sie ist nicht hier", sagte John vorsichtig.
"Das sehe ich auch."
"Sie wird nicht mitkommen", sagte er so fest wie möglich.
"Ist sie tot?" warf der jüngere Mann mitfühlend ein.
John schwieg. Er schien nachzudenken.
"So tief bist du also schon gesunken!" spie der Ältere aus. "Du denkst darüber nach, jemanden aus deinem Volk zu belügen? Du bist zu lange auf diesem verdorbenen Planeten gewesen."
"Sie bleibt hier", wiederholte John ungerührt.
"Das ist nicht deine Entscheidung. Du magst verdorben sein, aber für sie besteht noch Hoffnung. Sie könnte gerettet werden und ein ehrbares Leben unter ihresgleichen führen." Sein Ton wurde eine Spur weicher. "Ist das nicht das, was jeder Vater sich für sein Kind wünscht?"
John schwieg. Was gab es dazu auch noch zu sagen?
"Abführen", befahl der Ältere.
"Neeiin!!" Valerie legte ihre ganze Verzweiflung in ihren Schrei und sprang vor. Sie prallte gegen etwas Festes, noch bevor sie John berühren konnte. Ein Kraftfeld, schoss es ihr durch den Kopf. Die Mistkerle haben ein Kraftfeld um mich errichtet. Sie fiel zu Boden, nur einen Schritt von John entfernt, und streckte ihre Hand nach ihm aus.
John riss sich von den Männern los und sank auf der anderen Seite des Kraftfeldes auf die Knie. Er streckte auch seine Hand aus, so dass ihre Finger sich berührt hätten, wenn das Kraftfeld nicht gewesen wäre.
"Ich liebe dich", flüsterte Valerie unter Tränen.
"Ich liebe dich auch", gab John verzweifelt zurück. "Es tut mir so leid,
    Pei Thara
."
"Das braucht es nicht, mein
    Ethkeya
. Ich hätte keinen Augenblick davon missen wollen."
"Das reicht jetzt!" rief der Ältere und sah mit unendlichem Abscheu auf John herab. Der Jüngere verharrte unsicher. Ihn schien der Schmerz, den Valerie und John durchlebten, aufrichtig mitzunehmen.
Der Ältere ging zu John herüber und riss ihn unsanft in die Höhe. Dabei fiel sein Blick auf Johns Bindungsringe und er ließ ihn los, als wäre John eine Giftschlage. Erschüttert starrte er ihn an. "Was ist das?" presste er hervor.
"Wonach sieht es denn aus?" fragte John bitter.
Der Mann sah aus, als würde er John schlagen wollen, doch er hielt sich zurück. Langsam wich er einen Schritt nach hinten. "Es gibt nicht einmal ein Wort in unserer Sprache, um die Ungeheuerlichkeit dessen, was du gemacht hast, zu beschreiben", sagte er zitternd. "Du verdienst die Gnade nicht, die wir dir zuteil werden lassen wollen."
"Gnade?" rief Valerie empört aus. "Welche Gnade? Ihr wollt ihn töten!" Ihre Stimme überschlug sich hysterisch.
"Du kannst das nicht verstehen, Mensch", sagte der Ältere unerwartet sanft. "Eure Spezies ist noch nicht so weit und es tut mir leid, dass du von
    ihm
", er wies abfällig auf John, "da mit hinein gezogen wurdest. So etwas hätte nicht passieren sollen."
"Und jetzt wollt ihr ihn dafür töten!" flüsterte sie kraftlos. "Ich kann darin keine Überlegenheit uns gegenüber erkennen."
"Wie gesagt, es tut mit leid. Wir müssen jetzt los!" sprach er wieder John an.
"Ich kann nicht", flüsterte er kraftlos. "Ich kann sie nicht verlassen."
Die beiden Männer wechselten einen Blick. Der Ältere wirkte verärgert, als würde er alles nur für eine Show halten, der Jüngere verwirrt und unsicher.
Plötzlich erschien eine weitere Gestalt auf der offenen Rampe des Raumschiffs. Eine Frau, die eine solche Autorität ausstrahlte, dass Valerie sofort begriff, dass die beiden Männer bloß Handlanger waren, Soldaten, die Befehle ausführten. Sie war es, die diese Befehle gab.
"Was geht hier vor?" fragte die Frau. Sie hatte einen stärkeren Akzent als John oder die beiden Männer und Valerie ging davon aus, dass sie nur aus Höflichkeit ihr gegenüber die für sie unvertraute Sprache benutzte.
Valerie spürte einen Hoffnungsschimmer. "Bitte, Sie dürfen ihn nicht mitnehmen", flehte sie.
Die Frau neigte ihren Kopf und studierte Valeries Emotionen.
Valerie ertrug das mit zusammengebissenen Zähnen, auch wenn es ihr nicht so unangenehm war, wie die Untersuchung durch den Soldaten.
"Ich sehe, dass es nicht einfach für dich ist", sagte die Frau sanft. Und Valeries Herz sank. Es lag eine Mischung aus Endgültigkeit und Mitgefühl in ihrer Stimme, die nichts Gutes für Valerie und John verheißen ließ. "Aber du wirst darüber
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