Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
als für dich.«
    »›Ich, Pahlk, der Entdecker des Pfades, dem du folgen wirst, segne deine Reise.‹ Das waren seine Worte.«
    Synyg schwieg einen Augenblick lang, doch als er jetzt sprach, konnte sein Sohn das grimmige Lächeln aus seinen Worten heraushören, obwohl er es nicht sehen konnte. »Wie ich gesagt habe.«
    »Mutter hätte mich gesegnet«, schnappte Karsa.
    »Wie eine Mutter es tun muss. Aber ihr Herz wäre schwer gewesen. Geh denn also, mein Sohn. Deine Kameraden warten auf dich.«
    Mit einem wütenden Knurren schwang sich Karsa auf den breiten Rücken des Streitrosses. Havok wandte den Kopf angesichts des unvertrauten Reiters und schnaubte.
    Aus dem Zwielicht erklang Synygs Stimme. »Es gefällt ihm nicht, Wut zu tragen. Beruhige dich, mein Sohn.«
    »Ein Schlachtross, das sich vor Wut fürchtet, ist so gut wie nutzlos. Havok wird sich eben an den gewöhnen müssen, der ihn jetzt reitet.« Bei diesen Worten legte Karsa ein Bein zurück und wendete das Streitross mit einem Schnalzen des einzigen Zügels. Eine leichte Bewegung der Zügelhand schickte das Pferd vorwärts auf den Pfad.
    Vier Blutpfähle, die jeweils für eines von Karsas geopferten Geschwistern standen, waren am Rand des Pfades aufgereiht, der ins Dorf führte. Im Gegensatz zu vielen anderen hatte Synyg die geschnitzten Pfähle ungeschmückt gelassen; er hatte nur die Schriftzeichen eingeritzt – die Namen seiner drei Söhne und der einen Tochter, die er den Gesichtern im Fels gegeben hatte –, gefolgt von einem kleinen Spritzer seines Blutes, das kaum den ersten Regen überdauert hatte. Und es wanden sich auch keine Zöpfe die mannshohen Pfähle hinauf und vereinten sich an der Spitze zu einem gefiederten, mit Darm verknoteten Schopf; stattdessen rankten nur Reben um das verwitterte Holz, und die abgeflachte Spitze war voller Vogelkot.
    Karsa wusste, dass seine Geschwister mehr als dieses Gedenken verdient hatten, und er nahm sich vor, im Augenblick des Angriffs ihre Namen auf den Lippen zu führen – so dass er töten würde, während ihre Schreie noch durch die Luft gellten. Seine Stimme würde ihre Stimme sein, wenn es so weit war. Sie hatten schon viel zu lange unter der Missachtung ihres Vaters gelitten.
    Der Pfad weitete sich, flankiert von alten Baumstümpfen und niedrig wachsendem Wacholder. Voraus schimmerte der fahle Schein von Feuerstellen inmitten dunkler, flacher, kegelförmiger Häuser durch den Dunst, der vom Holzrauch stammte. Nah bei einer dieser Feuergruben warteten zwei berittene Gestalten. Eine dritte stand, in Felle gehüllt, etwas abseits. Dayliss. Sie hat Bairoth Gild gesegnet und ist nun gekommen, um sich von ihm zu verabschieden.
    Karsa ritt zu ihnen herüber, wobei er Havok lässig dahintrotten ließ. Er war der Anführer, und das würde er deutlich machen. Schließlich warteten Bairoth und Delum auf ihn – und wer von ihnen dreien war zu den Gesichtern im Fels gegangen? Dayliss hatte einen Gefolgsmann gesegnet. War Karsa zu zurückhaltend gewesen? Aber das war die Bürde derjenigen, die befehligten. Das hätte sie doch verstehen müssen. Es ergab alles keinen Sinn.
    Ohne ein Wort brachte er sein Pferd vor ihnen zum Stehen.
    Bairoth war zwar nicht so groß wie Karsa oder gar Delum, aber deutlich schwerer. Er hatte etwas Bärenhaftes an sich, was ihm selbst schon lange klar geworden war, so dass er es nun selbstbewusst zur Schau trug. Er rollte die Schultern, als würde er sie für ihre Reise lockern, und grinste. »Ein verwegener Anfang, Bruder«, sagte er mit dröhnender Stimme, »das Pferd deines Vaters zu stehlen.«
    »Ich habe es nicht gestohlen, Bairoth. Synyg hat mir sowohl Havok als auch seinen Segen gegeben.«
    »Dann muss dies eine Nacht der Wunder sein. Und ist auch Urugal aus den Felsen getreten, um deine Stirn zu küssen, Karsa Orlong?«
    Dayliss stieß bei diesen Worten ein Schnauben aus.
    Wenn er tatsächlich durch die Welt der Sterblichen geschritten wäre, hätte er nur einen von uns dreien vor sich stehen sehen. Auf Bairoths Stichelei erwiderte Karsa nichts. Er richtete langsam den Blick auf Dayliss. »Du hast Bairoth gesegnet?«
    Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    »Ich trauere«, sagte Karsa, »um deinen Mangel an Mut.«
    Das brachte ihm einen wütenden Blick ein.
    Lächelnd wandte sich Karsa wieder zu Bairoth und Delum um. »›Die Sterne kreisen. Lasst uns reiten.‹«
    Aber Bairoth ignorierte seine Worte; anstatt die rituelle Antwort zu geben, knurrte er: »Eine schlechte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher