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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
Autoren: Steven Erikson
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Krächzen, das aus einer zerquetschten Kehle drang. Da sein Hals verrenkt war und sein Kopf sich zu einer Seite neigte, war er gezwungen, den ganzen Körper zu drehen, um das steinerne Gesicht anzusehen. »Auf alle Fälle hast du deine eigenen Kinder, Sin’b’alle, und die sind die Hüter der Wahrheit. Was die anderen angeht, so ist es für unsere Ziele am besten, wenn die vergessene Geschichte auch weiterhin vergessen bleibt. Ihre Unwissenheit ist unsere größte Waffe.«
    »Tote Esche spricht die Wahrheit«, meinte Urual. »Wir hätten ihren Glauben nicht so sehr verdrehen können, wären sie sich ihres Erbes bewusst.«
    Sin’b’alle zuckte geringschätzig die Schultern. »Der mit Namen Pahlk hat auch … ausgereicht. Deiner Meinung nach, Urual. Einer, der es wert schien, meine Kinder zu führen, so hat es ausgesehen. Doch er ist gescheitert.«
    »Das war unser Fehler, nicht seiner«, brummte Haran’alle. »Wir waren ungeduldig, haben zu sehr auf unsere Kraft vertraut. Den Eid zu brechen hat uns viel von unserer Macht geraubt – «
    »Doch was hat unser neuer Meister uns von seiner Macht gegeben, Geweih des Sommers?«, wollte Thek Ist wissen. »Gerade mal ein Tröpfchen.«
    »Und was erwartest du?«, fragte Urual ruhig. »Er erholt sich von seinen Qualen wie wir uns von den unseren.«
    Jetzt sprach Emroth, und ihre Stimme war weich wie Seide. »Dann glaubst du also, Bemooster Knochen, dass dieser Enkel von Pahlk uns den Pfad in die Freiheit bereiten wird.«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Und wenn wir erneut enttäuscht werden?«
    »Dann werden wir von neuem beginnen. Mit Bairoths Kind in Dayliss’ Bauch.«
    Emroth zischte. »Das bedeutet, dass wir noch einmal ein Jahrhundert warten müssen! Verdammt sollen diese langlebigen Teblor sein!«
    »Ein Jahrhundert ist nichts – «
    »Nichts, und doch alles, Bemooster Knochen! Und du weißt ganz genau, was ich meine.«
    Urual musterte die Frau, die höchst treffend Skelett mit Fängen genannt wurde, was an ihre Neigungen als Wechselgängerin erinnerte – und an den Hunger, der vor langer Zeit so offensichtlich zu ihrer aller Versagen geführt hatte. »Das Jahr meines Namens ist wiedergekehrt«, sagte er. »Wer von uns hat je einen Clan der Teblor so weit auf unseren Pfad geführt wie ich? Du, Skelett mit Fängen? Du, Flechten-Statt-Moos? Du, Speerbein?«
    Niemand antwortete.
    Schließlich gab Tote Esche ein Geräusch von sich, das ein leises Lachen hätte sein können. »Wir sind wie Rotes Moos – wir schweigen. Der Weg wird geöffnet werden. So hat es uns unser neuer Herr versprochen. Er wird seine Macht finden. Uruals erwählter Krieger besitzt bereits ein gutes Dutzend Seelen in seiner Kette des Schlächters. Teblor-Seelen, was das angeht. Erinnert euch außerdem daran, dass Pahlk seinen Raubzug allein unternommen hat. Karsa dagegen wird zwei vortreffliche Krieger an seiner Seite haben. Sollte er sterben, ist da immer noch Bairoth – oder Delum.«
    »Bairoth ist zu klug«, schnaubte Emroth. »Er schlägt Pahlks Sohn, seinem Onkel, nach. Und was noch schlimmer ist – sein Ehrgeiz gilt nur seinen persönlichen Zielen. Er gibt vor, Karsa zu folgen, doch er hält seine Hand in Karsas Rücken.«
    »Und meine ist in seinem«, murmelte Urual. »Es ist fast Nacht. Wir müssen in unser Grab zurück.« Der uralte Krieger drehte sich um. »Skelett mit Fängen, bleibe dicht bei dem Kind in Dayliss’ Bauch.«
    »Ich nähre sie schon jetzt an meiner Brust«, versicherte Emroth.
    »Es ist ein Mädchen?«
    »Nur äußerlich. Was ich in sie hineinlege, ist weder Mädchen noch Kind.«
    »Gut.«
    Die sieben Gestalten kehrten in die Erde zurück, als die ersten Sterne der Nacht blinzelnd am Himmel über ihren Köpfen erwachten. Blinzelnd erwachten und auf eine Lichtung herabblickten, auf der keine Götter hausten. Auf der niemals Götter gehaust hatten.
     
    Das Dorf lag am steinigen Ufer des Laderii, eines von den Bergen gespeisten, reißenden Stroms aus bitterkaltem Wasser, der auf seinem Weg hinunter zu einem weit entfernten Meer ein Tal durch den Nadelwald schnitt. Die Häuser waren auf Fundamenten aus Felsblöcken errichtet, mit Wänden aus grob behauenen Zedernstämmen, die Dächer dick mit Matten bedeckt, bucklig und von Moos überwuchert. Überall am Ufer standen Gittergestelle, an denen Unmengen von Fisch zum Trocknen aufgehängt waren. Hinter einer Einfriedung aus Bäumen war der Wald gerodet worden, um Weiden für die Pferde zu schaffen.
    Vom Nebel gedämpftes
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