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Scream

Scream

Titel: Scream
Autoren: Chris Mooney
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hätte er sich wieder im Griff. Er konnte wieder klar sehen.
    Jack wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn, nahm den Bolzenschneider zur Hand und schlug die Heckklappe zu. Ronnie Boyle, der junge Beamte, der im Schlafzimmer die Handschellen untersucht hatte, trat aus den weißblau zuckenden Polizeilichtern auf ihn zu. Sein Gesicht war kreidebleich, und seine Augen zwinkerten nervös, als versuchte er, von den Pupillen wegzuwischen, was er gesehen hatte.
    »Was ist?«, fragte Jack.
    Boyle klopfte sich mit seiner blauen Schirmmütze ans Bein. »Detective Ronayne will, dass ich den Bolzenschneider hole.«
    »Darum kümmere ich mich.«
    Boyle räusperte sich. »Sir, er hat gesagt, ich soll –«
    »Mir ist egal, was er gesagt hat. Ich leite die Ermittlungen. Gehen Sie zu Ihren Kollegen rüber an den Strand.«
    Jacks Stimme klang so energisch und zuversichtlich wie die eines pubertierenden Teenagers. Er warf einen Blick in Richtung Strand und sah dann wieder Boyle an, dem allem Anschein nach nicht wohl in seiner Haut war.
    »Ronnie, ich will, dass all diese Leute Abstand vom Haus halten. Sie sind viel zu nah dran und sollen verdammt nochmal verschwinden. Sofort. Verstanden?«
    Boyle griff sich in den Nacken. Jack folgte seinem Blick und sah zwischen den Bäumen und über den rotierenden Alarmlichtern Ronayne auf der Eingangsveranda stehen, den Griff der Fliegengittertür noch in der Hand. In seinem Mundwinkel steckte eine brennende Zigarette.
    Ronayne stieß einen Schwall Rauch aus. »He, Boyle! Wo bleibt der Bolzenschneider? Beeilung –«
    Plötzlich krachte es. Im Parterre barsten sämtliche Fensterscheiben, und Ronayne flog von der Veranda, wie von einem Lasso gezogen. Der Untergrund vibrierte. Jack verlor das Gleichgewicht und stützte sich am Kotflügel ab. In seinem Schädel hallte die Detonation mit betäubender Wucht wider, während Ronayne kopfüber durch die gläserne Schiebetür des benachbarten Hauses geschleudert wurde.
    Dann explodierte das Roth’sehe Haus mit einem Donnerschlag, der die Umgebung wie ein mittleres Beben erzittern ließ, Bäume umriss und Trümmer in alle Himmelsrichtungen katapultierte. Die Fenster des Land Cruiser zersprangen, und eine unsichtbare Kraft warf Jack zu Boden. Er fiel auf den linken Arm und spürte seinen Kopf auf dem Asphalt aufschlagen. Aus schreckgeweiteten Augen sah er Boyle über den Kühler fliegen und hörte, wie er dicht neben ihm mit knackenden Knochen auf den Boden krachte. Die vor dem Haus abgestellten Streifenwagen kegelten auf die Baumgruppe zu und schleuderten Gras- und Erdklumpen um sich. Ein weiterer Streifenwagen kippte über die Böschung auf den Strand. Jack rutschte immer noch über den Boden, über Steine, Glasscherben und Schutt, die sich ihm durch die Hosenbeine ins Fleisch bohrten. Die Augen fest verschlossen, spürte er einen Sturm aus Holzsplittern, Glas und Sand über sich hinwegbrausen.
    Als er selbst zum Stillstand gekommen war, flogen noch immer Trümmer. Schnell wälzte er sich zur Seite, schirmte sein Gesicht mit dem rechten Unterarm ab und öffnete die Augen. Boyles Körper lag schlaff auf der Einfahrt, nur wenige Schritte vom Land Cruiser entfernt. Wolken von Sand, weißem Staub und Rauch zogen wie Nebelschwaden durch die Bäume, die Feuer gefangen hatten. Jack sah die Menschen am Strand schreien, konnte sie aber nicht hören. Seine Welt war gespenstisch still geworden, und das wenige, das an seine Ohren drang, war wie von einer Taucherglocke gedämpft. Teile von Holz, Steine und abgerissene Zweige regneten auf ihn herab.
    Jack musste nicht aufblicken. Er wusste, was geschehen würde und was er tun musste, um zu überleben.
    Das Adrenalin in seinem Blut wirkte längst. Er mühte sich auf, eilte auf Boyle zu und schleifte ihn am Kragen auf die andere Seite des Land Cruiser. Dann kroch er unter den Wagen und zog Boyle zu sich heran. Über dessen Schulter hinweg sah er schwere Betonstücke auf die Stelle einstürzen, wo er soeben gestanden hatte. Konservendosen, Fliesenteile, Mauersteine, Holz und Schotter hagelten hernieder und prallten laut scheppernd vom Wagen ab. Der Land Cruiser schaukelte unter dem Bombardement hin und her und drohte, die beiden Männer zu zerquetschen.
    Jack konnte nichts hören, aber umso besser riechen, und was er roch, waren Benzingase. Er wusste nicht, woher sie kamen, doch es schien, dass ganz in der Nähe ein Tank leck geschlagen war. Er blickte auf das Baumgrüppchen. Das Feuer griff in den trockenen Zweigen
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