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Scream

Scream

Titel: Scream
Autoren: Chris Mooney
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dann niemand mehr. Den zukünftigen Generationen bliebe nur sein Name in Erinnerung, als der des Mannes, der das Federal Bureau of Investigation vernichtend geschlagen hatte.

AUGUST

I
    Das Haus, eine Variation des Kolonialstils, die so typisch für Neuengland schien, hatte eine vornehme Adresse: den sogenannten Neck, ein exklusives Villenviertel, das auf einer Insel lag und nur über eine kleine Brücke mit Marblehead und dem Rest der Welt verbunden war. Es befand sich nahe dem Leuchtturm, einem beliebten Treffpunkt für Teenager, und war von einer Mauer mit hohem schmiedeeisernem Tor umgeben. Die von der Sonne, der salzigen Luft und langen Wintern graugebeizte Veranda war groß genug für eine Schulabschlussfeier und überblickte einen privaten Strandabschnitt. Vor der Garage standen ein neuer schwarzer Lexus und ein Jaguar in Silbermetallic.
    Das Haus gehörte Patrick und Veronica Dolan, die einen dreizehnjährigen Sohn namens Alex hatten. Alle drei waren angeblich tot, und Jack zweifelte nicht daran.
    Der Notruf hatte die Polizeistation kurz nach Mitternacht erreicht. Die Stimme des Anrufers hatte anders geklungen als die des Anrufers vor einem Monat. Er hatte auch einen Namen genannt – Dale Porter – und mitgeteilt, unmittelbarer Nachbar der Dolans zu sein. Er teilte mit, er hätte einen Schuss gehört. Die Polizei hatte versucht, die Porters zu erreichen, jedoch ohne Erfolg. Jack hatte daraufhin das Überfallkommando in Boston alarmiert.
    Um 0:35 Uhr waren die Anwohner von Sirenen und Blaulicht geweckt worden. Polizisten und FBI-Beamte hatten die verängstigten Familien über die Brücke geführt und sie mit Schulbussen in Hotels in Peabody und Danvers bringen lassen. In weniger als einer halben Stunde waren der Neck und halb Marblehead evakuiert. Sprengstoffexperten hatten sich Zugang zum Haus verschafft. Das ATF – Amt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe – war eingeschaltet worden, ebenso die Sprengstoffabteilung des FBI. Und natürlich waren auch haufenweise Vertreter der Medien dazugekommen.
    Es war inzwischen Freitagmorgen, Viertel vor fünf. Der Himmel hatte die Farbe einer ausgebrannten Glühbirne. Eine kühle Brise wehte vom Meer heran und sorgte für eine willkommene Erleichterung von der drückenden Schwüle, die seit drei Wochen auf Marblehead lastete. In der ganzen Stadt war die Stromversorgung unterbrochen worden. Das Haus der Dolans lag im Dunkeln. Die Hubschrauber der Nachrichtensender waren fürs Erste wieder weg, und es herrschte gespenstische Stille. Man kam sich hier vor wie in einer Geisterstadt.
    Jack stand auf der riesigen Veranda und nestelte an den Schnallen seines Schutzanzugs. Er hatte so ein Ding noch nie getragen und wusste nicht, wie man damit umging. Auf der anderen Seite des Picknicktisches stand, ans Geländer gelegt, Bob Burke, der Kommandant der Bostoner Spezialtruppe für Sprengstoffeinsätze. Er war insgesamt vier Stunden im Haus gewesen und paffte jetzt an einer riesigen Zigarre. Ohne mit der Wimper zu zucken, blickte er aus grünen Augen durch dichte Rauchschlieren.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie darauf verzichten können. Sie werden sowieso nicht reingehen.« Burkes Stimme war rau vom vielen Tabak und Whisky, den er, wie er behauptete, aus medizinischen Gründen zu sich nahm. Er hatte sich aus dem oberen Teil seines Schutzanzugs gepellt, der ihm nun von den Hüften herabhing. Sein graues T-Shirt mit der Aufschrift »Harvard Law« war durchgeschwitzt und spannte sich über einen mächtigen Brustkasten. Er war Ende fünfzig und arbeitete seit seinen zwei Fronteinsätzen in Vietnam als Entschärfer von Bomben. Wie alle FBI-Sprengstoffexperten war Bob Burke im Redstone Arsenal bei Huntsville, Alabama, ausgebildet worden. In einschlägigen Kreisen galt er als der Beste seines Faches.
    »Haben Sie mich nicht verstanden oder was?«
    »Wir sind doch mit dem Thema durch«, antwortete Jack, konzentriert auf die Einzelteile des Anzugs, der vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Wir können es aber auch nochmal durchkauen, und zwar so lange, bis Sie mit Ihrem Dickschädel endlich Einsicht zeigen.« Burke stach mit der Zigarre in Jacks Richtung. »Ich habe Ihnen gesagt, was es mit Semtex H auf sich hat.«
    »Ein in Russland hergestellter Plastiksprengstoff mit besonders hohem Splittergrad. Beliebt bei Terroristen aus dem Nahen Osten.«
    »Wir haben hier im Schlafzimmer sechs Barren davon. Sechs Barren. Nur einer reicht aus, um ein Flugzeug in so kleine Einzelteile
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