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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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nun zum politischen Teil. Zunächst waren sie nicht voll bei ihrer Arbeit, denn ihre Gedanken weilten noch immer bei Roberts Bett, aber dann, nach und nach, gaben ihnen die Informationen, aus Roberts Kopf abgerufen, im Computer verarbeitet, auf dem Bildschirm als beschleunigte Spielhandlung sichtbar gemacht, zunehmend zu denken.
    Was ist denn das, sagte der erste Operateur erstaunt und fuhr mit seinem rechten Zeigefinger über die Furchen auf dem Schirm, als wolle er die Bilder wie Schallplattenrillen zum Sprechen bringen. Sie beobachteten mit wachsender Spannung und einer nervösen Ungeduld Roberts Traum im Hasbruch, seinen Ausflug in Rebellion und Selbständigkeit.
    Er hat sich nicht an die Vorschriften gehalten, sagte der zweite Operateur, er hat eigene Rezepte ersonnen und anarchistische Träume genossen.
    Der dritte Operateur fuhr auf. Wie konnte das geschehen! rief er. Sein elektronischer Betreuer hat keine Unregelmäßigkeiten vermerkt, hat denn das wohnungsinterne Überwachungssystem nicht funktioniert?
    So waren sie mir endlich auf die Spur gekommen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie kamen, um mich zu zerstören.
    Während dessen wand Robert sich in Agonie und begriff nichts mehr von alledem, was um ihn herum geschah. Dann spürten sie seinem Traum von Jerry Reisz nach, erschraken vor dessen bröckelndem, stürzendem Denkmal. Dann lauschten sie nach seinen Visionen vom Krebsgeschwür der Profitsucht, das sich über den ganzen Weltraum auszubreiten begann, sie illustrierten sich das Los der Arbeiter in Südafrika. Sie waren konsterniert.
    Darauf kann er unmöglich allein gekommen sein, versetzte der erste Operateur nachdenklich, jemand muß ihm geholfen oder ihn zumindest abgeschirmt haben. Und er blickte auf einmal seine Kollegen bedeutungsvoll an und stand und bewegte sich nun im OP-Saal, als spüre er im Rücken einen unsichtbaren Blick.
    Wir werden diese Informationen aus seinem Gedächtnis tilgen, sagte der erste Operateur, und ihm ein klinisch reines, nettes, konformes Bewußtsein geben, das er ohne Sorgen und Qualen erträgt.
    Sie nahmen ihm den Stöpsel aus dem Mund, Robert begann zu brüllen, machten einen raschen Schnitt in seine Kehle, und während er noch ausblutete, zogen sie die Informationen aus seinem Gehirn ab, vernichteten die ketzerischen Ideen, nahmen ihm die Erinnerung an die Operation und prägten die verbleibenden einfacheren Muster in sein frisches Synthetikgehirn.
    Den alten Körper befreiten sie aus seinem Stuhl, hoben ihn geschickt hoch und hängten ihn an dem Schnitt in der Kehle an einen Haken in der Decke über der Rinne, dann setzte sich ein Förderband, in das die Haken eingelassen waren, in Bewegung, und Roberts leblose Hülle schaukelte in die Schlachthausabteilung, wo man seinen Körper ausweiden und alle verwertbaren Fleischteile aufbereiten würde, denn in ihrer kaputten Welt gab es nur noch wenig Frischfleisch auf künstlichen Weiden, dessen Qualität zudem sehr zu wünschen übrig ließ, und so war es ein doppelter Erfolg, eines natürlichen Körpers habhaft zu werden: man band ihn als loyalen Konsumenten an sich und gewann gleichzeitig köstliche Gerichte für die Teller der wenigen, die sich diesen Genuß leisten konnten.
    Aus der Decke senkte sich ein gläserner, tiefgekühlter Sarg, der nur an der Unterseite undurchsichtig war und von dem nun die Kabel und Elektroden abfielen, durch die sein Inhalt programmiert worden war. Während sich die Pforten zum Schlachthof schlossen, taute der Sarg auf, und Roberts neuer Körper begann sich zu bewegen. Gurgelnd strömte Wasser in den OP-Saal, mechanische Greifer drangen aus den Wänden und schrubbten den Boden, und als Robert sich über den Rand des Sarges schwang und seine Muskeln dabei spielen ließ und stolz den Kopf hochwarf und die Luft in mächtigen Zügen einsog, war der Raum klinisch rein und roch steril.
    Mit einem Teil der Herzlichkeit, die sie ihm diesmal noch gelassen hatten, umarmte er die Operateure und bedankte sich und küßte sie und boxte ihnen übermütig in die Rippen und lud sie ein, mit ihm zu feiern, doch sie lehnten jovial ab, da würde doch zuviel Arbeit liegen bleiben.
    Ganz ohne Begleitung ließ man ihn dann hinaus.
     
    XIII
    Die Vorstellung, daß er, nachdem sein Arrangement mit der Helfenden Hand erfolgt war, sich ein Schlupfloch privater Freiheiten gesichert hatte nach Maßgabe dessen, was Knife bei der Operation passieren ließ, erwies sich schon am Abend nach der Operation als
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