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Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Titel: Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
Autoren: Tobias Moorstedt , Jakob Schrenk
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    EINLEITUNG
    Im Herbst 2009 leuchtete die Weltkarte tiefrot. Die rasche Ausbreitung des H1N1-Virus von Mexiko über die USA und Kanada bis nach Mitteleuropa schürte die Angst vor einer neuen Supergrippe und einer tödlichen Pandemie. Die Fernsehsender und Internetzeitungen präsentierten den Siegeszug der neuen Grippe auf einem digitalen Globus, nannten Zahlen über Infektionen und Todesfälle und färbten jedes Land, in dem die Grippe bestätigt worden war, blutrot ein. Dem Zuschauer vor dem Bildschirm musste angst und bange werden, denn noch nie konnte er eine potenzielle Bedrohung derart vom globalen Horizont auf sich zu rollen sehen. Die steigende Zahl der Infizierten, die Pandemiestufen der Weltgesundheitsorganisation (1 bis 6), der Bodycount (schon 4 deutsche Opfer, schon 7, 11, 15, 23) – Panik schien die angemessene Reaktion zu sein.
    Im Winter und Frühjahr 2010 wiederholte sich das Spektakel noch einmal. Und der Medienkonsument weiß: Neuartige Viren sind nicht die einzige Gefahr. Eine Boeing 747 stürzt über dem Atlantik ab. Ganze Landstriche werden von Erdbeben verwüstet. Es gibt Terroralarm und Tsunami-Warnungen, Piraten am Horn von Afrika und Amok laufende Teenager in S-Bahnen. Zu allem Überfluss verrät eine TV-Dokumentation mit dem schönen Titel Todesfalle Haushalt , dass die «meisten Unfälle in den eigenen vier Wänden passieren»: ein Fehltritt in der Dusche, ein tödlicher Stromschlag aus dem Toaster oder ein Handy-Akku, der fünf Zentimeter neben dem Ohr explodiert. Game over.
    Der Mensch schwebt im 21. Jahrhundert offenbar in jeder Lebenslage in Gefahr, ist umstellt von Warnschildern und Gefahrenmeldern, deren Neonfarben grell und bedrohlich leuchten wie die Augen des Säbelzahntigers vor der Höhle des Steinzeitmenschen.
    Eigentlich haben wir es im Vergleich zu unseren Vorfahren ja ganz gut, bekommen bereits vom Kinderarzt eine Spritze gegen diverse Krankheiten (und einen Lutscher!), können uns gegen Unfälle und Unglücke versichern lassen, und die Säbelzahntiger sind auch längst ausgestorben. Weil wir aber nicht nur mit Augen, Ohren und dem sechsten Sinn unsere unmittelbare Umgebung nach potenziellen Bedrohungen abtasten, sondern dank Satellitentechnik über Zwischenfälle auf der ganzen Welt informiert werden, ist das Gefühl der Gefährdung stärker denn je. Wissen ist Kontrolle, sagen manche Philosophen und Security-Dienstleister, aber in Wahrheit ist wohl das Gegenteil der Fall: Informationen sind Irritationen. Das Wissen über Naturkatastrophen in der Karibik, die Kriminalitätsrate in Kapstadt oder die Kampfhundplage in Hoyerswerda steigert nicht unsere tatsächliche Sicherheit, sondern führt uns vor allem vor Augen, was theoretisch alles schiefgehen und passieren kann und dass auf die Zukunft kein Verlass ist. Durch die Maschen unserer Sicherheitsnetze blicken wir in den dunklen Abgrund und fürchten uns sehr.
    In diesem Buch berichten wir von Zombies, Piraten, Schlägern und dem gefährlichsten Tier der Welt (Löwe? Kobra? Nilpferd? Alles falsch!). Aber wir wollen Ihnen keine Angst machen. Im Gegenteil. Das Buch ist als unterhaltsame Konfrontationstherapie konzipiert, bei der man nicht nur lernt, wie man einen potenziellen Selbstmordattentäter erkennt, sondern auch, wie unbegründet unsere Angst vor ebendiesen Terroristen doch ist. Interessanter als Statistiken über neue Todesviren und die Terrorwarnstufe ist die Angst selbst. So gibt es zum Beispiel regelrechte Konjunkturen und Moden der Angst: Die Wikinger hatten Angst, dass sie am Ende der scheibenförmigen Welt mit ihren Schiffen ins Nichts stürzen, im Mittelalter fürchtete man Dämonen und Hexen. Im 21. Jahrhundert ist der böse Blick unsere kleinste Sorge, stattdessen zittern wir vor dem unsichtbaren Systemfehler, dem Virus, Kurzschluss oder einer Terrorzelle.
    Aber sind unsere Horror- und Worst-Case-Szenarien wirklich rationaler und aufgeklärter als die Ängste und der Aberglauben des Mittelalters? Vielleicht liegen wir ja schon wieder falsch und erschaffen moderne Mythen-Monster. Wir fürchten uns vor Pestiziden, Zusatzstoffen und anderen Horrorchemikalien in Lebensmitteln. Für wesentlich gefährlicher halten Lebensmittelexperten jedoch zum Beispiel Campylobacter-Infektionen. Das weitgehend unbekannte Bakterium lebt und vermehrt sich in Geflügel, Milch oder Hackfleisch und verursacht jährlich bei zehntausenden Deutschen Darmentzündungen und manchmal auch Lähmungen. Ist «die Natur»
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